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Selbstreflexion usw... (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 29.08.2018, 10:41 (vor 2092 Tagen) @ Ranma (2390 Aufrufe)

Hallo!

Aber falls du das ausschließen wolltest, warum hast du das dann explizit angesprochen? Wenn du extra das, was du ausschließen willst, noch extra ansprichst, dann führt das bei mir zu der Annahme, daß du dich verstellst.

Eine schräge Annahme, die allerdings deutlich macht, in welchen Kategorien Du zuvörderst denkst, nämlich nicht sach-, sondern personenbezogen (was stillschweigende Voraussetzung eines "Gerechtigkeitsfimmels" ist).
Der primäre Zweck solcher Einschübe ist das präventive Vorwegnehmen der Gegenargumente und Einwände, die sich entweder zwangsläufig aus der Sache ergeben oder mit denen ich bei einem bestimmten Gesprächspartner und seinen Denkweisen rechnen muß. Das dient nicht nur der Absicherung der Argumentation in alle erdenklichen (oder zumindest die nächstliegenden) Richtungen, sondern ist in erster Linie ein selbstreflexiver Akt, nachdem Schreiben und Denken im Wesentlichen ein einheitlicher/identischer Prozeß sind. Nicht wenige meiner Einfälle ergeben sich erst beim Schreiben eines Beitrages, den ich eher mit einer unscharfen Ahnung beginne. Daher ist das Forum für mich kein unwesentliches Instrument, die eigene Gedankenwelt auszuarbeiten und bis in die hinteren Winkel auszuleuchten. Stets dabei einige Schritte vorauszudenken, den kommenden Diskussionsverlauf zu antizipieren und die "üblichen Verdächtigen" unter den Argumenten im Voraus anzusprechen, um nicht unnötig Angriffsfläche zu bieten und zu einem schlüssigen Gedankengebäude zu kommen, liegt in der Natur der Sache und trägt wesentlich zum Umfang meiner Beiträge bei.
Daß Du gerade auf solche Einschübe anspringst, zeigt insofern, wie berechenbar Du bist. ;-)

Manchmal verstehe ich wirklich etwas absichtlich falsch, um eine Richtigstellung zu provozieren. Die Idee dabei ist, Richtigstellungen zu Aussagen, die ich mißverständlich formuliert finde, zu bekommen.

Mit anderen Worten: Du hast etwas bereits verstanden, willst aber dennoch eine Richtigstellung, weil Du es mißverständlich findest. Das kann es aber nicht sein, weil Du es bereits verstanden hast.
Man hat die Aussage entweder verstanden, dann ist sie nicht mißverständlich, oder man hat sie nicht verstanden, dann müßte man sie aber nicht absichtlich falsch verstehen.
Da stellt sich einem in der Tat die Frage, ob Du ein Troll bist, der verarschen will. :angry:
Wenn Du Dir nicht sicher bist, frag einfach nach, statt Spielchen zu spielen.
Und ob es andere mißverständlich finden, das überlasse doch bitte den Anderen. ;-)

Umgekehrt kann ich mir sogar vorstellen, deine Ansicht über Technik irgendwann noch zu teilen. Aber bisher sehe ich Technik als neutral an und den Absichten der Verwender völlig ausgeliefert.

Mir scheint bereits der Impuls zur Erfindung der Technik ein luziferischer oder prometheischer zu sein. Die Mythologie gibt auch hier Seinsstrukturen vor, die für das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung wohl über alle Kulturen allgemeingültig sind. Das ganze gleicht der Frucht am Baum der Erkenntnis im Paradies. Sie ist dem Menschen verboten, weil sie ihm unmittelbar schadet. Möglicherweise ist er in seinem raupenhaften Zustand als neu in die materielle Welt getretenes Wesen (der sich seit dem Erscheinen des Menschen wohl nicht grundsätzlich geändert hat) noch nicht bereit für eine solche Machtfülle, gleichwohl sie als ständige Versuchung vor ihm liegt, der freilich zur eigenen Entwicklung auch irgendwann nachgegangen werden muß.
Deswegen ist die Erkenntnisfrucht, deswegen sind naturwissenschaftliche Entdeckungen nicht an sich von Übel. Die menschlichen Beweggründe sind es.
Die Technik (die nicht mit den Entdeckungen identisch ist, sondern sich daraus ergibt) ist in diesem Sinne ambivalent, weil sie als geöffnete "Büchse der Pandora" Übel über den Menschen bringt (Vermassung, Selbst- und Naturentfremdung, Zerstörung der Schöpfung, für die wir verantwortlich sind), aber außerdem ein notwendiges Durchgangsstadium darstellt. Es liegt vermutlich im Plan der Menschheitsentwicklung, daß uns der ganze Planet aus eigenem Verschulden irgendwann um die Ohren fliegt.
Die aus heutiger, technokratischer Sicht zynische Ironie der Geschichte ergibt sich wahrscheinlich daraus, daß die Reife und Fortentwicklung, die uns aus dieser Erfahrung dräut, letztlich dazu führen wird, daß wir der Technik, sobald wir für sie bereit wären, nicht mehr bedürfen. Im Grunde ist die Technik eine niedere, chtonische Form der Magie, die in dem Moment überflüssig wird und überwunden ist, wenn uns die höhere geistige Macht zu Gebote steht. Auch letztere wird in weiser Gewißheit der Folgen eines Mißbrauchs wohl nur in kleinen, quasi homöopatischen Dosen angewandt werden.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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