Dich stört wie ähnlich ich dir bin (Freie Themen)

Ranma, Donnerstag, 30.08.2018, 10:46 (vor 2091 Tagen) @ Taurec (2342 Aufrufe)

Hallo!

Eine schräge Annahme, die allerdings deutlich macht, in welchen Kategorien Du zuvörderst denkst, nämlich nicht sach-, sondern personenbezogen (was stillschweigende Voraussetzung eines "Gerechtigkeitsfimmels" ist).
Der primäre Zweck solcher Einschübe ist das präventive Vorwegnehmen der Gegenargumente und Einwände, die sich entweder zwangsläufig aus der Sache ergeben oder mit denen ich bei einem bestimmten Gesprächspartner und seinen Denkweisen rechnen muß.

Das halte ich gerne auch so. Aber in der Form „ich spreche das mal explizit auch noch an“ funktioniert das nicht.

Das dient nicht nur der Absicherung der Argumentation in alle erdenklichen (oder zumindest die nächstliegenden) Richtungen, sondern ist in erster Linie ein selbstreflexiver Akt, nachdem Schreiben und Denken im Wesentlichen ein einheitlicher/identischer Prozeß sind. Nicht wenige meiner Einfälle ergeben sich erst beim Schreiben eines Beitrages, den ich eher mit einer unscharfen Ahnung beginne. Daher ist das Forum für mich kein unwesentliches Instrument, die eigene Gedankenwelt auszuarbeiten und bis in die hinteren Winkel auszuleuchten. Stets dabei einige Schritte vorauszudenken, den kommenden Diskussionsverlauf zu antizipieren und die "üblichen Verdächtigen" unter den Argumenten im Voraus anzusprechen, um nicht unnötig Angriffsfläche zu bieten und zu einem schlüssigen Gedankengebäude zu kommen, liegt in der Natur der Sache und trägt wesentlich zum Umfang meiner Beiträge bei.

Das kenne ich und der gleiche Vorgang trägt auch zum Umfang meiner Beiträge bei. Daher weiß ich auch, daß das keine gute Idee ist und man stattdessen erst über die eigenen Beiträge nachdenken sollte. Aber der Zeitfaktor…

Daß Du gerade auf solche Einschübe anspringst, zeigt insofern, wie berechenbar Du bist. ;-)

Gut. Dann kann man mich hoffentlich eines Tages durch einen Roboter ersetzen.

Mit anderen Worten: Du hast etwas bereits verstanden, willst aber dennoch eine Richtigstellung, weil Du es mißverständlich findest. Das kann es aber nicht sein, weil Du es bereits verstanden hast.
Man hat die Aussage entweder verstanden, dann ist sie nicht mißverständlich, oder man hat sie nicht verstanden, dann müßte man sie aber nicht absichtlich falsch verstehen.
Da stellt sich einem in der Tat die Frage, ob Du ein Troll bist, der verarschen will. :angry:
Wenn Du Dir nicht sicher bist, frag einfach nach, statt Spielchen zu spielen.
Und ob es andere mißverständlich finden, das überlasse doch bitte den Anderen. ;-)

Spielchen sind keineswegs meine bevorzugte Methode. Die sind nur für besondere Fälle. Bei mancher notdürftig versteckten Haßbotschaft (also nicht gegen mich gerichteten, sondern so Dinge wie Rassismus; wer viel zu viel Zeit hat kann auf Fassadenkratzer danach suchen wie ich mich vor ein bis zwei Jahren gegen rechtsextreme Hetze zu stellen versuchte) möchte ich den Moderator am Schlawittchen packen und ihn solange mit seiner Nase auf die Haßbotschaft donnern bis er die auch endlich sieht. Und du meinst, stattdessen tut es das, wenn ich nur mal ganz harmlos nachfrage? (Kann ich ausprobieren. Bei anderen Dingen frage ich schließlich auch harmlos nach.) Oder lieber gleich ganz ignorieren? (Hoffentlich kann ich das, denn das wäre wohl das beste für mich.) Ist schließlich nicht mein Problem, wenn ein Moderator unaufmerksam ist? Soll doch das ganze Netz zugemüllt werden, schließlich existiert solche Technik eh nicht mehr lange?

Mir scheint bereits der Impuls zur Erfindung der Technik ein luziferischer oder prometheischer zu sein.

Mir scheint luziferisch und prometheisch nicht das Gleiche zu sein. Prometheus hat einen Bruder namens Epimetheus, der die Büchse der Pandora öffnete, entgegen der ausdrücklichen Warnung des Prometheus. Ohne das Zusammen und das Gegeneinander der beiden hat man maximal das halbe Bild.

Die Mythologie gibt auch hier Seinsstrukturen vor, die für das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung wohl über alle Kulturen allgemeingültig sind.

Allgemeingültiges finde ich auch oft. Genau deshalb versuche ich nicht erst die indische Philosophie zu erklären, um danach etwas ansprechen zu können, daß man im hier bereits vermeintlich Bekanntem genauso finden kann. Keineswegs will ich Werbung in dem Sinn machen, daß ich Christentum besser als Hinduismus oder Buddhismus fände.

Das ganze gleicht der Frucht am Baum der Erkenntnis im Paradies. Sie ist dem Menschen verboten, weil sie ihm unmittelbar schadet.

Die Frucht am Baum der Erkenntnis im Paradies ist dem Menschen nicht wegen des möglichen Schadens verboten, sondern weil den Menschen das Verbotene reizt. Hätte der Mensch sich nämlich daran gehalten, dann hörte die Geschichte genau an dieser Stelle auf! Und das gilt genaugenommen nicht nur für diese Geschichte, sondern jegliche Geschichte hörte dann an dieser Stelle auf, weswegen man sich dann auch noch den Anfang der Geschichte sparen würde. Ohne die Frucht vom Baum der Erkenntnis ist einfach nur nichts. Keine Menschheit und keine Geschichte. Absolut nichts.

Möglicherweise ist er in seinem raupenhaften Zustand als neu in die materielle Welt getretenes Wesen (der sich seit dem Erscheinen des Menschen wohl nicht grundsätzlich geändert hat) noch nicht bereit für eine solche Machtfülle, gleichwohl sie als ständige Versuchung vor ihm liegt, der freilich zur eigenen Entwicklung auch irgendwann nachgegangen werden muß.

Mit der Aussage, daß der Versuchung nachgegangen werden muß, näherst du dich meiner Ansicht bereits an. Bereit ist der Mensch für die Machtfülle zwar nicht, aber wie sollte sich das ändern bevor es überhaupt Entwicklung gibt, die schließlich durch die Frucht erst angestoßen wird?

Deswegen ist die Erkenntnisfrucht, deswegen sind naturwissenschaftliche Entdeckungen nicht an sich von Übel. Die menschlichen Beweggründe sind es.

Womit du meinen Standpunkt praktisch schon einnimmst.

Die Technik (die nicht mit den Entdeckungen identisch ist, sondern sich daraus ergibt) ist in diesem Sinne ambivalent, weil sie als geöffnete "Büchse der Pandora" Übel über den Menschen bringt (Vermassung, Selbst- und Naturentfremdung, Zerstörung der Schöpfung, für die wir verantwortlich sind), aber außerdem ein notwendiges Durchgangsstadium darstellt.

Ja, wir sind verantwortlich für Vermassung, Selbstentfremdung, Naturentfremdung und der daraus folgenden Zerstörung der Schöpfung. Nicht die Technik ist verantwortlich. Sie ermöglicht das nur, könnte uns jedoch auch das Gegenteil ermöglichen. So war das übrigens gedacht als die Japaner ihre Shinkansen (新幹線) Schnellzugstrecken bauten. Damit sollten die Leute, die in Tōkyō arbeiten, dazu gebracht werden, außerhalb der Stadt zu wohnen. Leider stellte sich der gegenteilige Effekt ein und noch mehr Leute zogen in die Großstadt, wodurch deren Probleme noch schlimmer wurden. Trotzdem hätte man die Technik sicherlich auch so wie von den Stadtplanern vorgesehen nutzen können.

Es liegt vermutlich im Plan der Menschheitsentwicklung, daß uns der ganze Planet aus eigenem Verschulden irgendwann um die Ohren fliegt.

Das ist eine seltsame Idee. Ein Plan für die Entwicklung der Menschheit sollte keinen bei dieser Sache überaus hilfreichen Planeten zerstören. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, daß eFisch Recht hat und einige geistige Wesen unter den Planern in Wirklichkeit völlig planlos sind.

Die aus heutiger, technokratischer Sicht zynische Ironie der Geschichte ergibt sich wahrscheinlich daraus, daß die Reife und Fortentwicklung, die uns aus dieser Erfahrung dräut, letztlich dazu führen wird, daß wir der Technik, sobald wir für sie bereit wären, nicht mehr bedürfen.

Das halte ich für wahrscheinlich. Wir stimmen also schon wieder überein.

Im Grunde ist die Technik eine niedere, chtonische Form der Magie, die in dem Moment überflüssig wird und überwunden ist, wenn uns die höhere geistige Macht zu Gebote steht. Auch letztere wird in weiser Gewißheit der Folgen eines Mißbrauchs wohl nur in kleinen, quasi homöopatischen Dosen angewandt werden.

Atlantis soll daran untergegangen sein, Letzteres nicht auf die Reihe bekommen zu haben. Wir brauchen die chthonische Form der Magie, um Macht aus den Händen der sie mißbrauchenden ‚Elite‘ zu entreißen. Das hat sogar schon begonnen, aber bisher leider nur zur Verschiebung der Macht weg von den Regierungen hin zu den Großkonzernen geführt. Nun bestimmen diese die Politik. Was keinen großen Unterschied macht. Der Unterschied könnte und sollte daraus entstehen, daß viel mehr Leute niedere Formen der Magie verwenden können als es ihnen bei höheren Formen der Magie möglich ist. Zur Zeit sieht es danach aus als würden autonome Roboter entwickelt. Diese lassen sich nicht erpressen. Dadurch beginnt dann die Umverteilung der Macht.

Gruß

Ranma


Gesamter Strang: