syntrometrisches, maximen-telezentrisches Geschwurbel (Freie Themen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Sonntag, 26.08.2018, 16:26 (vor 2095 Tagen) @ Luzifer (2440 Aufrufe)

Hallo Franz,

Danke für den Link, ich hätte gerade etwas mehr Abgehobenes (und eine zugegebenermaßen durchaus harte Nuss) begonnen zu lesen:
http://heim-theory.com/wp-content/uploads/2017/06/Syntrometrische-Maximentelezentrik.pdf
Aus dem Vorwort: Auf die Urerfahrung der Existenz ...

kein Substantiv darf Heims Hirn verlassen, ohne dass er ihm entweder ein Adjektiv oder ein Genetivattribut oder beides anhängt. Das bringt den Leser in die Situation, im Boot von "Fischers Fritz" dessen "frische Fische" sortieren zu müssen. Blöde ist nur, dass diese Unsitte auch für Heim selbst nicht ohne Folgen blieb, sonst hätte er wohl kaum die "ästhetische Empirie" zur "ästhetischen Empirik" verstümmelt und daraus Sätze gebastelt, die einfach nur sinnfrei sind. So schreiben Scharlatane, wenn sie sich mit den Begrifflichkeiten verhaspeln, mit denen sie sich als "kompetent" darstellen wollen, oder hinter-indische Gurus, um mittels Wortspielen die Überschätzung des Intellekts aufzuzeigen. Aber Heim war weder Scharlatan noch Guru, er meinte es ernst, fürchte ich, denn im nächsten Satz entlässt er seine Kopfgeburt der "ästhetischen Empirik" in die Welt, weil diese ja nicht "subjektiv endogen, sondern objektiv exogen reflektiert", wo sie dann "auf diese Weise" von der "ästhetischen Empirik" zur "Transzendentalästhetik" mutiert. Wie sie das macht, bleibt sein Geheimnis.

Diese "Transzendentalästhetik" wurde allerdings in freier Wildbahn außerhalb von Heims Hirn (das Genetivattribut nicht vergessen!), im Unterschied zu deren Schwester, der "transzendentalen Ästhetik", noch nie gesichtet, sie hat auch nirgendwo Spuren hinterlassen. Ein intellektuelles Hütchenspiel.

Wenn Heim schreibt, "Die Form der ästhetischen Empirik wird von der spezifischen Struktur des anthropomorphen Wahrnehmungsvermögens bestimmt...", dann muss die Frage erlaubt sein, inwieweit seine besondere Situation, durch das traumatische Ereignis seines Unfalls in seinem "anthropomorphen Wahrnehmungsvermögen" erheblich eingeschränkt worden zu sein, seine eigene "Form der ästhetischen Empirik" und damit seine daraus abgeleiteten Abstraktionen dramatisch beeinflusst hat, da ja nach Heim "die Schlußweise ... reflexiv auf die ästhetische Empirik angewendet..." wird. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass Heims 12dimensionales Universum aus dem verzweifelten Versuch geboren ist, seine massiven Einschränkungen der sinnlichen Wahrnehmung (Tast-, Gesichts-, Gehör-Sinn) zu kompensieren. In diese Richtung zeigt auch die Ausrede: "Heim verwendet konsequent eine eigene Semantik und Formelsprache, so dass selbst für Physiker das Werk bei oberflächlichem Lesen nach wenigen Seiten unverständlich werden kann." Nein, sie "wird" nicht, sie IST unverständlich! Es macht aber Heims sprachliche Marotte verständlich, jedes Substantiv mittels Genetivattribut zu "verorten" und mittels Adjektiv "wiedererkennbar" zu machen.

"Eine eigene Semantik", in dieser Formulierung lassen sich psychiatrische Diagnosen verstecken: "Jakob Lorber verwendete eine eigene Semantik, das schadet weder seinen Beschreibungen von Mondsperlingen noch von Nasenmenschen in den Baumhäusern auf den Ringen des Saturn..."

Mein Fazit: Auch wer unsauber und verworren mit Begriffen hantiert, kann auf unbedarfte Leser Eindruck machen, sofern er den Anschein erweckt, daß der Esel am Ende des Labyrinths der Karotte näherkommen wird. Um es mit einem Genetivattribut zu sagen: Des Kaisers neue Kleider.

Die Abschrift eines Vortrags aus dem Jahr 1976 gilt als verständlicher:
Burkhard Heim: "Grundgedanken einer einheitlichen Feldtheorie der Materie und Gravitation"
https://www.engon.de/protosimplex/downloads/02%20heim%20-%20mbb%201.2.pdf
unter "Weiterführende Literatur" findest Du ein kommentiertes Literaturverzeichnis.

Aus dem Vorwort:
"... Nun könnte man fragen, welche Bereiche dieser Welt sind für uns Menschen überhaupt erfahrbar? Ich meine, die Voraussetzung, dass etwas für uns Menschen erfahrbar ist, ist die: Es muss geschehen! Denn etwas, das nicht geschieht, können wir nicht erfahren [wer hätte das gedacht]. Nur das Geschehen, wie auch immer geartet, können wir erfahren und als Erfahrung verarbeiten. Geschehnisse sind aber Folgen von Ereignisstrukturen [auweia]. Ich meine, dass die erfahrbaren Elemente dieser Welt Ereignisse sind, und wenn ich überhaupt über ein Ereignis sprechen will, dann muss ich sagen, wann es sich ereignet hat und wo."

Falls Du nach der Lektüre ein aristotelisches Gegengift brauchst: "Zeitliche Entitäten: Geschehnisse", von Boris Hennig, Kapitel 7 in "Biomedizinische Ontologie", S. 127-154 (kann ich Dir gerne kopieren)

Gruß
Ulrich


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