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Des Bären Schießprügel (Freie Themen)

Fenrizwolf, Samstag, 06.08.2022, 00:31 (vor 629 Tagen) @ aber (643 Aufrufe)

Hallo!

Attempto wird ziemlich sicher einen gewissen Bezug zu Waffen haben, sonst hätte er zu der Zeit keinen Katalog eines Versandhandels für Jagd- und Sportschützenbedarf besessen.

Die genannten Modelle sind mir persönlich zwar nicht bekannt, aber es sollte klar sein, daß die Waffe im Traum ein Symbol für zwar veraltete aber immer noch zuverlässig funktionierende und wirksame Wehrtechnik ist.

Die Ära der Vorderladergewehre endete mit der militärischen Einführung der Zündnadelgewehre und des rauchlosen Schießpulvers (Nitrozellulose) – das war im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Damals kämpfe im Felde noch Linieninfanterie in Reih und Glied. Es fanden quasi Massenduelle auf recht weite Entfernungen statt, in denen das Zielen keine Priorität hatte. Vielmehr galt der militärische Drill dem Schnellen nachladen:

Es mußte von vorn durch die Mündung das Schießpulver (damals noch Schwarzpulver) in den Lauf gegeben und mit dem Ladestock verdichtet werden, danach führte man das Geschoß (Bleikugel) auf demselben Wege ein und drückte es mit dem Stock bis an die Treibladung. Schließlich mußte noch das Schloß vorbereitet und gespannt werden (Pulver in die Pulverpfanne und Spannen).
Wenn dann eine Salve in Richtung des Gegners abgegeben wurde, war die Rauchentwicklung gewaltig und nahm die Sicht.

Vorderlader beschreibt im Grunde die Gattung der Büchsen vor der Einführung der Patronenmunition, die Zündhütchen, Treibladung und Geschoß vereint – von Luntenschloß (brennender Docht zündet Pulver) über das Steinschloß (Feuerstein zündet Pulver) bis hin zum Perkussionsgewehr (Zündhütchen zündet Pulver).

Da auch schon Vorderlader über gezogene Läufe verfügten, war die Präzision in Abhängigkeit der Visiereinrichtung und Fertigungsqualität schon sehr beachtlich. Ein sog. gezogener Lauf besitzt Züge und Felder („Rillen“) die das Geschoß in Rotation versetzt und die ballistische Flugbahn dabei extrem stabilisiert.

Zwar hat eine Kugel schlechtere ballistische Eigenschaften als ein modernes Geschoß in Zäpfchenform, aber auch zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges gab es bereits Einheiten die den heutigen militärischen Scharfschützen entsprachen.
Da man damals sehr hohe Geschoßgewichte verwendet hatte, die eine stark gekrümmte Flugbahn (und ggf. ungünstige Winddrift) bewirken, und die Visiere nicht mit heutigen Zielfernrohren zu vergleichen sind, ist ein Präzisionsschuß auf eine Entfernung von 1.500 m Unsinn. Daß die Kugel so weit fliegt und auch noch tödlich ist, steht aber außer Frage.

Abschüße im Einsatz (Personenziele) auf eine solche Distanz sind auch im heutigen Scharfschützenwesen außergewöhnlich, wenngleich gut möglich.

Eine Mittelpatrone eines Repetiergewehres, wie es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den europäischen Armeen eingeführt wurde, bringt auf etwa 800 m Schußdistanz noch so viel Energie ins Ziel wie ein Revolver im Kaliber .375 Magnum aus nächster Nähe - und dieser hat eine bedeutend höhere Mündungsenergie als eine Selbstladepistole, wie sie heute weit verbreitet ist.

Die Argentinier setzten im Falklandkrieg gegen die Briten noch nachträglich mit Zieloptik ausgerüstete Mausergewehre aus Berlin von 1907 ein. Die Technik aktueller Jagdrepetierer und auch militärischer Scharfschützengewehre ist im Prinzip seither unverändert.

"Why are you dodging like this? They couldn't hit an elephant at this dist..." John Sedgwick (1864)

Mit lieben Grüßen

Euer Ballerhannes


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