veraenderungen (Freie Themen)

detlef, Dienstag, 02.08.2022, 03:31 (vor 625 Tagen) @ gecko (636 Aufrufe)

moin,

hat es sich denn sehr verändert in den Jahrzehnten, die Du schon dort bist?

fast alles.
ich leb fast 500km von der hauptstadt entfernt im chaco. (treffende beschreibung bei Karl May (!))
1978
eine faehre, 120 km asphalt der rest erdpiste. (fahrzeit 12 std bis 3 wochen)
kein strom im dorf. petroleum kuehlschrank (entweder eis oder fleisch im frierfach). holzherd, petroleumlampen, brunnen mit eimer, lehmhuette, selbstgepflanzter tabak, pferdepflug, 2 (milch)kuehe, ach ja, batterie-plattenspieler!!
10 ha verkommenes ackerland, 15 ha schlechte weide, 440 ha busch.
nach deutschland telefonieren nur vom hauptpostamt (500km weit weg)
3 bis 4 mal im jahr kamen reisende haendler ins dorf. naechster (coop)laden 25km.

1982
bruecke!, 170km asphalt, tankstelle am ende asphalt, (fahrzeit 10 std bis...),
2 kuehlschraenke (auf gas umgebastelt), gas tieffrierer, gasherd, autolichtmaschine+batterien = 12 volt licht, brunnen mit hochtank u.benzinmotor,
noch ne lehmhuette (selbstgebaut, ausser fenster u blech), brasilianische zigaretten (pfui spinne!) gebrauchter traktor, 10 ha ernte hirse und rizinus, knapp 80 kopf vieh (gekauft und eingefangen), oft nachts auf wache gegen viehdiebe, schulden bis zum hals. jahreseinnahmen 300 eu hoeher als ausgaben.

1984
(sehr) viel geerbt. den betrieb stark vergroessert, grosses haus und in der kreisstadt (25 km) hotel gebaut.
ca 200 km asphalt. (fahrzeit ca 9 std plus)
mit den nachbarn 8km leitung bis zum strom gestellt. (alles, was ging, auf strom umgestellt)
viel land sauber gemacht, melken begonnen, fleischviehzucht stark vergroessert.
inflation ueber 30%/jahr.

1989
(operetten)revolution. (oelsucher und investoren blieben weg) ein juengerer General, der nach einigen jahren an einen gewahlten zivilpresident uebergab.
beginn wirtschaftlich schwerer jahre. telefon im haus! funktelefon, verbindung ueber fernamt nach deutschland.
ungefaehr 360 km asphalt.
produktion ca 300 liter milch/tag, ca 200 rinder pro jahr.

schnellvorlauf bis heute
inzwischen furchtbar viel geld in ein schauungsbasiertes prepperprojekt versenkt.
umgezogen in die kreisstadt.
strom kommt jetzt von zwei grossen staudaemmen (wir haben hier 100% erneuerbaren strom zu 0,05 eu/kwh)
asphalt bis vor die tuer. den brauch ich bloss nicht mehr. ich fahr nur noch einmal pro jahr in die hauptstadt.
fast pleite gegangen.
estancia verkauft.
verschiedene jobs und ehrenaemter gemacht.
einen kleinen supermarkt gebaut und gefuehrt.
mietshaeuser gebaut.
jetzt haben wir hier alles. brot vom deutschen baecker, schwarzbrot von der spar importiert, aufschnitt von in deutschland gelernten schlachtern, chinesisches spielzeug coreanische elektronik, wird alles bis zur haustuer geliefert. rasierwasser aus usa, perfum aus frankreich - per amazon. spielzeug oder feuerwehrmaterial aus deutschland - ebay. wir haben sogar schon eine pizza lieferung - hier aus der stadt.
abgesehen von 2 bis 3 tagen buchfuehrung pro monat und etwas basteln wart ich nur noch auf gevatter hein und fall meiner umwelt auf die nerven.
.

Mate wird immer noch getrunken, oder?

jo, aber nur morgens. die groesste paraguayische erfindung: man kann mate auch kalt trinken und nennt ihn Tereré.

(Ich weiß über Paraguay nur, daß es eine Jesuitengründung in der Pampa ist,...

die jesuiten waren im osten, im djungel. ostparaguay ist (war) urwald. aehnlich dem amazonas. westparaguay, der chaco ist savanne oder dornbuschsteppe.

... und eine Zeitlang ein Herr Stroessner dort quasidiktatorisch regierte.

34 jahre. und streich das "quasi". er war einer der wenigen diktatoren, wie Franco und Zalasar, die weniger interesse an krieg hatten, sondern ihre laender in den fortschritt zwangen.

Hat sich bei Euch der Coronismus denn auch bemerkbar gemacht, oder blieb das wegen ländlicher Weitläufigkeit nur ein fernes Rauschen?

oh, ja, fuerchterlich. wir zittern jetzt noch.
unsere regierung hat das volle programm von den zivilisierten uebernommen. die bevoelkerung aber nicht so sehr.
ich musste vorm laden ein waschbecken einrichten. hab statt eimer und papiertuechern einen lufthandtrockner installiert. das ding hat die indianer erschreckt. aber als es kalt wurde, haben sie das benutzt zum haende aufwaermen. haende abgetrocknet wurde aber weiterhin an schmutzigen arbeitshosen. das vorgeschriebene thermometer hab ich zur selbstbedienung neben den eingang gehaengt. hat nie jemand benutzt.
nur in hospital, schule, behoerden und geschaeften hat man eine zeit lang den maskenzwang von personal und kunden verlangt. da ich keines von beiden bin, sondern chef, hab ich mich nicht angesprochen gefuehlt. ich hab in diesen zwei jahren genau eine ganze maske mit mir rumgeschleppt. meistens in der tasche.
beginnend mit den selbstbewussten, wohlhabenden bauern sind die masken erst unter die nase, dann uebers kinn in die taschen gewandert.
die indianer caziken haben impfen verboten. und der rest der bevoelkerung hat sich auch nicht sehr gedraengelt, als sich herumsprach, wer alles nach der impfung starb, oder probleme hatte.
als wir dan bis zur Omi komm! variante waren, hats meine frau und mich erwischt. roecheln, fieber, schwaeche. positiv getestet.
meine frau hat mit ner taeglichen handvoll vitamine und mineralien ne woche gebraucht, bis die symptome weg waren.
ich, ausser astma mit allen risiko faktoren, hab mich mit ivermectin zugeschuettet. nach fuenf, sechs tagen wieder ok.
spaeter hat sich meine frau doch noch impfen lassen. damit sie in berlin und mallorka rein durfte. in berlin zeigten sie und beide toechter krank. bis zum weiterflug aber nicht mehr.
bin mal gespannt, welchen namen die grippe dies jahr bekommt.

gruss,d


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