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"Beleidigung" (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 15.02.2019, 08:21 (vor 1898 Tagen) @ Sarah_ (1849 Aufrufe)

Hallo, Sarah!

Es hat mich erstaunt, dass du überhaupt nicht reagiert hast, dass auch Fenrizwolf offenbar gar nicht bemerkt hat, wie er sich im Ton vergriffen hat und das richtig gestellt/sich entschuldigt hat und auch sonst keiner der über 800 angezeigten Mitleser darauf reagiert hat.

Gerade, daß niemand von über 800 Lesern reagiert hat, inklusive mir, und auch daß Fenrizwolf es anscheinend "nicht gemerkt" hat, sollte Dir doch zu denken geben, ob die von Dir so empfundene Beleidigung überhaupt eine solche war. ;-)

An dieser Stelle wie auch während der Diskussion im Dezember kommt mir in Erinnerung, was ich vor ein paar Monaten in irgendeiner Kommentarspalte auf "Sezession im Netz" (oder war es im Gelben?) meines Erachtens sehr richtiges, kluges Grundsätzliches gelesen habe: nämlich daß sich früher, als die Welt noch normal tickte, der Tatbestand einer Beleidigung nicht etwa darnach bemaß, wie sich der angeblich Beleidigte fühlte, sondern allein nach der objektiven Absicht des Beleidigenden. Das ist sinnvoll und logisch. Subjektive, flüchtige Gefühlslagen können niemals Grundlage einer allgemeingültigen Beurteilung sein. Für seine Gefühle wie für seine Taten ist zunächst jeder selbst verantwortlich. So wird vorgebeugt, daß einem durch andere ein Strick gedreht wird, die lediglich einen auf beleidigt machen oder sich (wie vor allem Frauen) von ihrem Gefühlsleben dominieren lassen.
War die Beleidigung nicht intendiert (oder auch nur in der Stärke nicht so beabsichtigt, wie sie empfunden wurde), so war sie es auch nicht. In diesem Sinne kann man auch nicht "sich entschuldigen". Man kann nur von demjenigen entschuldigt werden, in dessen Schuld man durch die Tat stünde. Man kann lediglich den Geschädigten um Entschuldigung bitten, wenn man sein Handeln vor sich selbst als Verfehlung anerkennt.
Eine Entschuldigung Fenrizwolfs, den ich durchaus als im traditionellen Sinne tickend begreife, wäre völlig unangebracht. Ein "Täter", der sich selbst von der Schuld erlöst? Dies wäre in gewisser Hinsicht anmaßend, zum anderen aber ein Anerkennen fremder Schuldvorwürfe. Du erklärst durch Deine Forderung Dein subjektives Gefühl zu einer objektiven, allgemeingültigen Tatsache und verlangst von Fenrizwolf nichts weiter als eine billige Unterwerfungsgeste unter Deine gefühlmäßige Befindlichkeit. Solche Entschuldigungen sind absolut wertlos und falsch. Sie sind niemals aufrichtig und daher verwerflich.

Früher wurden offenstehende Schuldfragen übrigens per Duell gelöst. Das ist nicht barbarisch, sondern spiegelt die Vorstellung wider, daß Beleidigungen nur auf Augenhöhe ausgehandelt werden können. Wer nicht auf Augenhöhe handeln konnte, war auch nicht satisfaktionsfähig.
Das auf Objektivität bedachte Wertesystem der traditionellen Welt ist heute ins Gegenteil verdreht, was sich in unserem Zeitalter der allgegenwärtigen Moralisierung und Empörung allenthalben beobachten läßt. Das Heft soll heute demjenigen gehören, der es schafft, durch bloße Vorwürfe andere in eine kompromittierende Lage zu bringen. Dahinter steht freilich nicht die "hohe Moral", die stets im Munde geführt wird, sondern ein primitives Unterwerfenwollen der Menschen, Gruppen und Positionen, die einem aus irgendwelchen, rein subjektiven Gründen nicht passen. Es geht um Unterwerfung. Augenhöhen bzw. die fein austarierten Verhältnisse einer organischen Gesellschaft mit Rangordnungen und gegenseitigen Rücksichtnahmen spielen keine Rolle mehr. Das (!) ist barbarisch und ein Rückschritt in vorkulturelle Zustände.
Das schreibe ich allein, weil sich an dieser Stelle der Bogen zu dem schlägt, was Du als "strafrechtlich relevant" bezeichnest, vermutlich der Begriff "Judenscheiße". Gerade der ganze Judenkomplex ist ein pseudomoralisches Unterwerfungsinstrument par excellence. Durch diese Aussage Deiner verlagerst Du die Angelegenheit weg vom rein Persönlichen ins allgemein Politische. Jetzt geht es nicht mehr nur um Dich, sondern um eine größere Problematik. Aus den in diesem Beitrag genannten Gründen ist es daher ausgeschlossen, Dir in dieser Sache entgegenzukommen.

Ein "Duell" kommt hier und heute nicht in Frage. Mein Vorschlag ist daher, daß Du Dich mit Fenrizwolf in Verbindung setzt und ihr die Sache auf Augenhöhe aushandelt. Den Beitrag werde ich löschen, wenn Fenrizwolf damit einverstanden ist. Das möge er mir aber bitte selbst mitteilen. :augenrollen:
Dann nämlich ist die Sache einvernehmlich gelöst und ich werde nicht von Dir genötigt, parteiisch zu entscheiden in einem Konflikt, zu dem ich nur subjektiv Stellung nehmen könnte.
(Meiner Meinung nach liegt eine Beleidigung nämlich nicht vor! Das geht daraus hervor, daß er schrieb, Du schreibest Scheiße, nicht Du seiest Scheiße. Daß man aber Scheiße schreibt, das passiert den Besten. ;-) Was die "Judenscheiße" überhaupt sein soll, und die strafrechtliche Relevanz erschließen sich mir nicht. Der Beitrag ist zwar konfrontativ, wogegen prinzipiell nichts einzuwenden ist, rechtfertigt aber aufgrund seiner Kürze und Schwammigkeit kein Eingreifen.)

Die Folge eines Einlenkens meinerseits wäre vor allem, daß ich als Forumsleiter für die subjektiven Befindlichkeiten anderer empfänglich werden würde. Dies hat insbesondere mit dem "Amt" des Forumsleiters zu tun, das von Dir zu einem Machtspielchen- und Unterwerfungsinstrument degradiert und untergraben werden würde. Mit einem solchen Präzedenzfall wäre allen anderen eine Argument gegeben, künftig auf die Löschung subjektiv als Angriff empfundener Beiträge zu pochen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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