Heimat ist Identität (Schauungen & Prophezeiungen)

Lieselotte, Montag, 12.10.2015, 16:33 (vor 3132 Tagen) @ Baldur (4263 Aufrufe)

Hallo, Baldur,

"Es ist halt nur die Frage, wie man Heimat definiert."

Richtig.
Und dann gibts noch die Leute, die gar nicht mehr wissen, was Heimat ist. Aber die lassen wir mal außen vor ;-)

Mir fällt das ein bisschen schwer. Ich habe ein wenig nachgeforscht, ich bin zufällig hier im Rheinland gelandet. Ich bin kein Rheinländer, meine Familie ist wohl während des 2. Weltkrieges hier hin verschlagen worden, oder gar noch früher,nach den Wirren des 1. Weltkrieges. So genau kann man das nicht mehr verfolgen. Väterlicherseits geht es bei mir in die Pfalz und mütterlicherseits ins Bergische Land bzw. Münsterland.

Heimat ist aber gebunden an den Ort, wo man eigentlich zuhause ist. Wenn ich sagen würde, wo fühle ich mich zuhause, würde mir das schwer fallen, weil Köln nicht meine Heimat ist, der Rheinländer an sich passt mir überhaupt nicht "mentalitätsmäßig", ich würde da eher Richtung Bergisches Land oder auch Münsterland gehen. Die Westfalen sind schon o.k.

Damit kommen wir zu den Menschen, die du als heimatspezifisch wichtig bezeichnest, und damit hast du recht.

Nur gibt es diese Menschen kaum mehr.
Oder aber man ist - wie ich - entwurzelt, denn ich habe mein Leben lang in Köln gewohnt, mir ist gar nicht bewusst geworden, dass ich hier "heimatmäßig" gar nicht hin gehöre und mich deshalb hier so unwohl fühle. Jetzt kommt natürlich noch die Überfremdung dazu, halb Köln ist türkisch, was die Sache nicht angenehmer macht.

Trotzdem, um auf das Thema "Heimat" zurück zu kommen: Heimat sind die Menschen, die ursprünglich irgendwo gelebt haben und dort schon lange leben, weil sie dort verwurzelt sind. Wer kann das schon in Zeiten der menschenzerstörenden Globalisierung von sich sagen?
Heutzutage muss man doch "flexibel" sein, dh. hingehen, wo es Arbeit gibt (und da bleiben, oder noch woanders hin gehen). Der entwurzelte Mensch ist das Ziel, denn der lässt sich beliebig manipulieren - mit Konsum (womit wir wieder beim Thema wären).

Konsum ersetzt dann die Heimat, das Verwurzelt-sein. Man kann das durchaus mit Bäumen vergleichen, diese können auch ohne kräftige Wurzel nicht leben. Wie wir Menschen. (Oder sagen wir: Sinnvoll leben. Sinnvoll im Snne der Natur, der Schöpfung.)

Was ist sinnvoll? Das Feuer weiter tragen. Heimat ist nämlich nicht zerstörbar, wie du annimmst. Sie lebt auch in dir. Sie ist nämlich Kultur und Brauchtum derjenigen Stämme und Sippen, die an einem Ort, in einer Gegend, wohnen. Sie ist landesspezifisch, an das Land gebunden. Sie ist auch nicht Vergangenheit, sie macht einen Großteil deiner Identität aus, und das würdest du doch nicht als tot bezeichnen?

Klar kann man Kultur und Brauchtum verpflanzen, es lebt sich als Deutscher sogar besser in der Fremde, in Deutschland interessieren sich ja kaum mehr Menschen für deutsche Kultur, Brauchtum, Geschichten Märchen, Musik, Malerei, gemeinsames Singen, gemeinsame Aktivitäten und so weiter. Kultur und Brauchtum verbindet, und das muss zerstört werden. Deshalb muss die Liebe zur eigenen Kultur, dem eigenen Brauchtum und damit verbunden, der eigenen Heimat, erst wieder wachsen, div. Gruppen nehmen sich der Aufgabe aber an, dies in der Jugend wieder zu fördern. Ein Jugendlicher, der stolz auf sein Land und seine Kultur und seine Heimat ist, ist nicht oder zumindest weniger gefährdet.

Ich sehe meine Heimat hier auch nicht mehr. (Um mal zu einem Ende zu kommen, dies ist ein Thema, worüber man seitenlang schreiben kann.) Weil hier, du hast es richtig erkannt, die Menschen fehlen, denen dies hier die Heimat ist, bzw. bei mir ganz spezifisch, meine Heimat woanders ist.
Man kann aber da hin gehen, wo noch heimattreue Menschen sind. Diese halten durch ihr Tun ihre Heimat am leben. Daran erkennt man sie.

Zweitens: Man kann (und sollte unbedingt!) nach dem großen Zusammenbruch wieder neu anfangen. Dafür sind wir Aufgeklärten da. Das ist unser Sinn. Einen anderen gibt es nicht.

Ein Blatt im Wind, irgendwohin vereinzelt ausgewandert, nützt uns nichts. Wir müssen zusammen bleiben.

Gruß Lieselotte


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