Re: Umerziehung und Belohnung (Schauungen & Prophezeiungen)

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Samstag, 13.12.2014, 23:08 (vor 3421 Tagen) @ Baldur (3637 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Samstag, 13.12.2014, 23:16

Hallo Baldur!

"die Umerziehung ab Kindergarten bis hoch zur Uni ist extrem."

Vom Kita bis zur Uni. DDR 2.0.

"Selberdenken ist schlecht, Kritik am System noch schlechter, gibt Tadel und schlechte Noten, also schwimmt man mal mit in der Menge, macht den grössten Unsinn im Sinne des Kumist (Kultusministeriums) mit (Textanalyse, Gedichtsinterpretation, Psychoanaldingsbums, Sozialkunde, GeCHichte, egal was), man plappert nach, was die Siegerpropaganda vorgibt, bis es bei den meisten nach 9 oder 10 oder 12 oder 13 Jahren Schule in Fleisch und Hirn übergegangen ist, und der Pawlowsche Köter scharf gemacht ist."

Ich schätze Deine Beiträge sehr, und will gar nicht polemisieren.
Aber hat sich die Schweiz in den beiden Weltkriegen nicht neutral
verhalten? Falls nicht, dann verbessert mich bitte und ich lerne
wieder etwas dazu. ;-)

"Das grösste Problem ist aber aus meiner Sicht, dass Leute, die sich im Sinne des Systems verhalten (Schulden machen, Karriere machen, riestern und Co.), sich dadurch tatsächlich "verbessern". Jedenfalls bisher."

Das war schon immer so! Was das Forumsthema betrifft: Die Autharkie ist in den
vergangenen hundert Jahren komplett flöten gegangen. Nur noch Botaniker können
einen Spatz von einem Löwenzahn unterscheiden. Inzwischen kauft sich ein Teil
der Leute im Hypermarkt Fertiggerichte oder geht gleich bei Mäckie & Co. essen.
Dort kann man gleich noch live als Dreingabe solche Sachen erleben wie
neulich in Offenbach. Das ist die eigentliche Tragödie. Ans "System angepaßt"
war man schon immer, auch im Mittelalter. Regeln und Riten gab es früher
sogar noch viel mehr als heute.

"Ihr Wohlfühl-Gefühl nimmt zu (wir haben ja noch den Riestervertrag im Alter, ich kriege ja jeden Monat mein Gehalt überwiesen, ich bin ja geborgen im Strom der Gleichdenkenden, Gleichhandelnden, und was alle machen, kann nicht falsch sein, ich lease mein neues Auto für einen erschwinglichen Preis, ich fahre auf Pump in Urlaub, usw.)."

Also ich nicht, immerhin halten sich rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung
nur noch mit befristeten Verträgen, Zeitarbeit oder 450€-Jobs über Wasser und
fahren nicht mehr in den Urlaub. Du sprichst von den "Überlebenden" und gut
Qualifizierten, die den Globalisierungs-Umbruch überlebt haben in der Arbeitswelt.
Die bröckeln aber langsam ab: Sie gehen in Rente, ok deren Rente kann sich noch sehen lassen.
Ich z.B. bin in den 60ern geboren und muß bis Ende 2032 arbeiten. Bis dahin müssen
zwei Arbeitnehmer für einen Rentner aufkommen, also diesen finanzieren.

Gut, die superintelligenten Snowdens kommen auch zukünftig in der Digitalwirtschaft
unter, vollzeitmäßig, aber es sind nicht viele derer. Und von dem Gegoogel alleine
kann eine Volkswirtschaft nicht leben. ;-)

"Tatsache ist, dass es den Leuten, die das Spiel voll mitgespielt haben, doch ab, sagen wir mal, 1965ff. oder sogar früher schon, zumindest in den Westbesatzungszonen, sehr gut ergangen ist."

Du blickst 50 Jahre, zurück in Opas Zeiten. Nach großen Kriegen geht es immer ca.
30 Jahre, also eine Generation aufwärts, siehe das damalige "Wirtschaftswunder".
Bis die im Krieg Gefallenen wieder ausgeglichen sind und die Märkte dann gesättigt sind.
Und gewaltig erfunden, rationalisiert und technisiert worden ist. Man braucht 'einfach'
nur noch einen Teil der Arbeitskräfte, um das System aufrechtzuerhalten.
Der Umkehrpunkt fand schon in den 80ern statt. Inzwischen herrscht die pure
Finanzwirtschaft. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß sich die Völker noch weitere
50 Jahre dermaßen von dem losgelösten Kapitalismus unterdrücken lassen?

"Tatsache ist, die Renten sind bis heute sicher geblieben, denn sie wurden mit voller Kaufkraft ausbezahlt, nicht nur in Mickeymouse-Dimension."

Siehe oben. Wenn mal ein Einziger einen anderen (Rentner) ernähren muß, dann
klappt das System zusammen. Das nötige Kleingeld holt sich der Staat in gewohnter
Manier vom kleinen Mann. Das "Kapital" gibt da nichts dazu.
Vom Riestern gibts auch nichts, denn dieses wie auch Betriebsrenten werden voll
steuerlich angerechnet. Da muß man im Grunde seine Rente selbst ansparen, und
hinterher nimmt der Staat davon noch Steuern. Ich wundere mich, warum es da
noch keinen Volksaufstand gibt. Wahrscheinlich, wie Du sagst, weil die meisten
vom Wirtschaftswunder noch eine gute Rente kriegen, und sich die Auswirkungen
erst ab den 20ern/30ern zeitigen werden.

"In der Schweiz ist der Irrsinn, die Hypothekenraten auf ein Haus nicht abzubezahlen, sondern auf immer offen zu lassen, ganz normal (wegen der Steuersituation, und weil es als normal empfunden wird). Ich kann also ein feudales Haus bewohnen, das mir nie ganz gehören wird, weil ich es nie im Leben abbezahlen könnte, aber ich wohne trotzdem drin. Jeden Tag.

Ich schleppe vielleicht ein Jahresgehalt an Schulden mit mir herum, aber ich fahre einen Sportwagen, den ich erst als Rentner bar aus Erspartem bezahlen könnte."

Mann, geht's Dir gut. In meinem Ort gibt es jede Menge ältere Leute,
die Flaschen suchen. Wie gesagt, mit der Altersarmut geht es erst 2020
so richtig los, wenn der geburtenstärkste Jahrgang, 1964, in Rente geht.

"Der Dieselsepp aber, der in seinem Appenzeller BUnkerloch hockte und darauf wartete, das es zusammenbricht, der segnete mit um die 80 das Zeitliche, sein Szenario kam nicht zu seinen Lebzeiten."

Dafür kommts zu Lebzeiten derer, die nicht warten, hoho!
Ist doch logisch, oder?
Die ganzen Jungen, die mit zentnerschweren Paketen aus dem
Mediamarkt gehen und konsumieren bis zum Abwinken.
Auch das Benzin ist ja jetzt auch so schön billig.

Also schaden können die gebunkerten Sardinen im Keller nicht,
oder?

"Die Wette (ich bekomme meine Schulden morgen nicht sofort fällig gestellt) geht jeden Tag für Millionen auf, und das seit JAhrzehnten.

Was bedeutet, wer nicht mitmacht, ist dumm, er verzichtet auf Konsum und Lebensstandard.

Das Spiel geht jetzt schon seit mehr als 50 Jahren gut, in der Schweiz noch viel länger."

Klar, die Alten werden vom Wirtschaftswunder ausbezahlt.
Auch mein Vater hat sich krumm gearbeitet. Ist doch gerecht, oder?

Wirklich interessant ist, wie das weiterläuft. Da wir doch ein
Zukunfts- und Schauungsforum sind, nicht wahr?
Da es immer mehr "gebrochene Lebensläufe" gibt, sind mehr als
Zweifel angesagt in Bezug auf eine analoge, glatte Projizierung
von Vergangenheit in die Zukunft hinein.
Das System freilich wird Repressalien und Überwachung anwenden,
um Chaos möglichst fern hinauszuzögern. :schief:

"Die geschniegelten Uni-Bevölkerer bekommen für das, was sie da ersinnen, verkünden, predigen und verbrechen, jeden Monat einen Lohn, der für Normalschaffende völlig unerreichbar ist.
Schwafologie zahlt sich aus. Jeden Monat aufs neue."

Klar, Propaganda ist alles.:-D

"Und das seit dem Tag, an dem die Mühlhiasl-Texte entstanden sind, denn die Fragwürdigkeit der herrschenden Finanz- und Wirtschaftsmatrix wurde ja damals schon erkannt, aber seither wurde es immer nur noch extremer."

Ja, nur haben in der Barockzeit die Leute ihr Essen noch selbst angebaut, und die
heutige EU-Bürokratie gab's auch noch nicht. Gut, die Durchzüge von Napoleon kamen
um 1800, aber die Luft war frischer und gesünder als heute. Wären wir wie der
Durchschnitt der Bauern in Sachen Anbau/Konservierung/Jagd, dann hätten wir
ein unglaubliches Wissen fürs Vorsorge-Forum nebenan.

"Oder noch besser für die, die oben auf der Suppe schwimmen."
Für jemanden aus der Manager-Etage sind Alltagssorgen eines Normalmalochers doch weder nachempfindbar noch nachvollziehbar. Betriebsblindheit und Annahmen, und die ausgegebene Parole, es geht doch allen bestens."

Arm und Reich, so alt wie die Menschheit. Was bringt es sich einen
Kopf darüber zu machen? Die Taler fliegen nicht vom Himmel, leider.

"Ich fürchte, das geht noch viel länger und viel weiter, als wir uns vorstellen können.

Beste Grüsse vom Baldur"

Ich glaube, das ist Dein meist geschriebener Satz im Forum, in den letzten 15 Jahren.

LG,

Eyspfeil


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