Re: "Die Utopie der Erweckung der Massen" (Schauungen & Prophezeiungen)

Leserzuschrift @, Donnerstag, 11.12.2014, 17:44 (vor 3423 Tagen) @ Taurec (3418 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Ihre Darstellung scheint eine Schlussfolgerung von vielen fundierten Beobachtungen und Analysen aus aktueller Sicht zu sein. Ich möchte im Folgenden darstellen, wie man aus einem ganz anderen Ausgangspunkt zu einem ähnlichen Ergebnis kommen. Die Schlüsselbegriffe sind "Lumperei" und "Demokratie".

Herleitung einer Vorstellungswelt, die bei der Beurteilung von "Lumperei" den Hintergrund bildet:

Es gibt eine grundlegende Funktionalität, auf der jeder Entwicklungsprozess beruht.
Jeder Prozess startet mit einem Anlass. Dann wird aus irgendeinem Bestand etwas heraus gelöst, eventuell nach bestimmten Methoden umgewandelt und mit einem anderen Bestand in Verbindung gebracht. Diese einfache Geschichte erscheint wegen seiner Einfachheit irgendwie unglaubwürdig. Deshalb in Folgenden zwei Beispiele zur Veranschaulichung:

Unser modernes Leben beruht auf der Existenz des Wasserhahns in der Küche. Der repräsentiert diese "Grundfunktion":
Anlass: Der Durst einer Person
Bestand: Das Wasser im Wasserhochbehälter der Gemeinde
Methode: Ein Ventil ermöglicht und sperrt den Wasserdurchfluss im Wasserhahn
Durchführung: Eine Hand dreht den Drehknopf in Richtung auf oder zu
Ausgang: Wasserauslass mit darunter gehaltenem Wasserglas

Ein technisches Beispiel, auf das unsere moderne Kommunikation beruht: der Transistor, hier der Bipolartransistor:
Anlass: ein fremdgesteuerter Einschaltvorgang des Steuerstroms auf der Basis
Bestand, Emitter: Die Stromquelle
Methode, Basis: Die Basis, die das Verhalten der Sperrschicht steuert
Durchführung, Sperrschicht: Die Sperrschicht als dotierter Halbleiter
Ausgang, Kollektor: Ausgang zu einem anderen Schaltkreis
Weitere Infos hierzu sind leicht verständlich in Wikipedia zu finden.

Diese Vorgänge laufen als eine Grundfunktion und ohne weitere Überwachung und Kontrolle ab.
Wenn Grundfunktionen in einem größeren Kontext eingebunden sind, dann müssen Planungs- und Kontrollfunktionen hinzu kommen. Hierzu folgende Beispiele:

Prozessgruppen nach der DIN-Normreihe 69900:
Initiierung, Planung, Ausführung, Überwachung, Abschluss

Fünf-Elemente-Lehre: Zitat aus Wikipedia: "Danach lassen sich alle Dinge in die fünf großen (unterstellten) Grundelemente (xing) aufteilen."
Aufbruch, Ausgestaltung, wandelnd, Reife, Betrachtung

Ein Grundelement (xing) kann man als eine erweiterte Grundfunktion ansehen. Wenn jedes xing wiederum eine Grundfunktion repräsentiert und bei aufeinander folgenden xings der Ausgang eines vorangegangenen xing identisch mit dem Eingang des anschließenden xing ist, dann besteht ein kompletter Prozessablauf aus 16 Elementen. Werden nun fünf xings mit der doppelten Verwendung der Ein- und Ausgänge hintereinander aufgereiht, dann entsteht ein Gebilde mit einer Mittelachse und Verästelung. Es ist das Blockschaltbild eines Prozessablaufes.

Diese Prozessdarstellung finden wir oft andeutungsweise in zum Teil uralten Überlieferungen, die acht bis 15 Bestandteile in ein Schema bringen und die Funktionalität der einzelnen Bestandteile durch Analogien beschreiben.

  • "12 gliedrige Kette im Buddhismus": veranschaulicht Lebensphasen.
  • "12 Archetypen nach C.G. Jung": ordnet menschliche Eigenschaften geeigneten Prozessaufgaben zu.
  • "Wertanalyse nach DIN EN 12973": benennt die Prozesselemente in Form von Funktionen.
  • Die 12 Tierkreiszeichen lassen sich gut in eine Prozessdarstellung einfügen. Es werden dabei die Stränge eines Prozesses sichtbar: Prozessdurchführung, Aktionen und Bestände.
  • Den 12 Rittern der Tafelrunde werden Tierkreiszeichen zugeordnet und machen die gesamte Mannschaft etwas anschaulicher.
  • Die 10 Aufgaben des Herakles, bzw. 12 inklusive der Fehlversuche, zeigen beispielhaft dass Aufgaben mit List und nicht nur mit Gewalt gelöst werden können.
  • "Über die Kriegskunst", das 2500 Jahre alte Tagebuch des Herrn Sunzi, besteht aus 15 Kapiteln. Die Überschriften der Kapitel lassen sich in der vorgegebenen Reihenfolge und sinngemäß in die Prozessablauf einfügen. Nur der letzte, kriegsentscheidende Teilschritt, die Weitergabe und anschließende Auswertung erhaltener Erkenntnisse, wurde nicht weiter beschrieben. Alles wollte Sunzi nun doch nicht verraten.

Die "36 Strategeme", das Wundermittel von Möchtegernstrategen, zeigen wunderbar und lückenlos auf, an welcher Stelle in einem Prozess und mit welchem Kniff tumpe Gegner aufs Kreuz gelegt werden können.

Zurück zur Darstellung des kompletten Prozessablaufs mit den 16 Elementen:

Zur Weihnachtszeit erinnert so ein Gebilde an auf dem Boden liegende Weihnachtsbäume oder abgekaute Fischgrätengerippe. Das sind jedoch keine erfreulichen Anblicke. Deshalb wird das Gebilde um 90 Grad gedreht und es sieht schon viel ansehnlicher aus und weckt viele Assoziationen.

...und genau das ist die "Lumperei" !!!

Jetzt kommt ein "Oben" und "unten" ins Spiel, was überhaupt nicht hierhin gehört. Dieses "Verdrehen" öffnet Tür und Tor für unglaubliche Betrügereien. Welche das sind, das darf sich jeder ausmalen, wenn man "Oben" ein klein wenig und von den meisten "gutgläubigen" Mitmenschen unbemerkt abwandelt in: "Oberst" "oben im Himmel" "Himmel ist gut" "oben ist gut" "Gut ist Gold" "Gold ist Geld" "Goldene sind Gütig" "Gut ist was anderes als Schlecht" "unten ist schlecht" "Das Gute muss über das Schlechte siegen und es beseitigen!" usw. usw. ...

Wo finden wir abstrakte Gebilde, die wie senkrecht stehende Bäume aussehen und "Oben" und "Unten" zum Thema haben? Es sind die "Weltenbäume", Wikipedia hilft auch hier weiter.

Zum Beispiel sind beim Weltenbaum Yggdrasil oben die Götter und Nornen, in der Mitte Halbgötter und die Menschen und der Rest wird als Abschaum in die Unterwelt verbannt.
In der Kabbala steht oben an erster Stelle: Krone, dann Weisheit, dann Einsicht.
Beim "Heiliger Baum von Eridu" beherbergte die Baumkrone die Sonne und galt als Himmel.

Unser gesamtes Denken ist durch listigerweise vorgegebene Hierarchien geprägt, die alternativ- und kritiklos als von höheren Wesen gegeben hingenommen werden müssen. Das trifft natürlich auch auf deren Stellvertreter auf unserer schnöden Erde zu.

...und jetzt zurück zum Thema: "Die Utopie der Erweckung der Massen"

Meiner bescheidenen Meinung nach läuft gerade die Zeit der Hierarchien ab. Hierarchien haben etwas mit "Bestand" zu tun, also mit dem Aufbau von Gegebenheiten. Das kann man recht einfach mit seinen Augen sehen.

Unsere Welt besteht aber nicht nur aus "Bestand" und "Ausgang", die man zum Aufbau der Lebenswelt benötigt, sondern auch aus "Anlass", "Methode" und "Durchführung", die als Prozessfunktionen die Beziehungen repräsentieren. Beziehungen kann man nicht sehen, nicht fühlen, nicht hören und auch nicht schmecken! Da muss unser Denkvermögen, zu mindestens Intuition ran und das kann Kopfschmerzen verursachen.

Nur in Hierarchien zu denken und Beziehungen so gut es geht zu ignorieren, das ist überholt. Wir besitzen zwischenzeitlich eine moderne Informationsbearbeitung, mit der wir einen Zugriff auf die Dimension der Beziehungen haben.

Prozesshaftes Denken und Handeln kann locker die traditionellen Verhaltensweisen ablösen und wird in modernen Bereichen auch schon erfolgreich praktiziert.

Die "Lumperei" besteht meines Erachtens darin, uns die Notwendigkeit einer Über- und Unterordnung mit allen Konsequenzen vorzugaukeln und als alternativlos mit aller Gewalt aufrecht zu erhalten.

...und jetzt zurück zum Inhalt des Beitrages: "Die Utopie der Erweckung der Massen"

Die "Erkenntnis der Lumperei" lässt jeden nach Kenntnis der prozesshaften Gegebenheiten völlig kalt. Man wird was besseres zu tun haben, als auf ollen Kamellen rumzureiten. Das geht natürlich erst dann, wenn eine echte Alternative vorhanden ist, durch die die alte Sichtweise ersetzt werden kann. Mit diesem Beitrag ist der Anfang für jeden Leser gemacht.

Bei einer prozesshaften Gestaltung des sozialen Zusammenlebens werden Hierarchien das selbe Gewicht haben wie funktionale Zusammenordnungen. Die unterschiedlichen Fähigkeiten und Motivationen der Menschen werden sicherlich weiterhin eine wichtige Rolle in der Zuteilung von Ressourcen an den Einzelnen haben.

Ich stimme Folgendem absolut zu: "Ein Ordnung, die nicht den Unterschieden in der Schöpfung Rechnung trägt, ist keine." Jetzt werde ich mal philosophisch: " Bei einer prozesshaften Gestaltung des sozialen Zusammenlebens findet jeder sein Plätzchen entsprechend seinen Fähigkeiten. Sämtliche Plätzchen und sämtliche Fähigkeiten sind prinzipiell gleichwertig."

Meiner Meinung nach bedarf es hierzu keiner "geistig höher entwickelten Menschheit", sondern es muss nur die altbekannte Maxime wieder zur Geltung gebracht werden: "Was du nicht willst, das man dir tut, das tue auch keinem anderen an.“ Oder ein ähnlicher Aspekt: "Nutze nicht die Schwächen deiner Mitmenschen zu deren Nachteil aus."

- Anfang: unter uns gesagt: "Das nennt man Liebe." Ende: unter uns gesagt. -

Zum guten Schluss zu "Demokratie": Das ist ein Begriff zur Verschleierung von tatsächlich vorhandenen, negativ eingefärbten Hierarchien und muss als obsoletes Auslaufmodell nicht weiter erörtert werden.

Für die Zukunft bin ich sehr optimistisch, auch wenn es zwischenzeitlich im Gebälk schon echt knirscht und die Folgen unabsehbar sind. (Strategem 25: -Ohne Veränderung der Fassade eines Hauses in dessen Innerem- die Tragbalken stehlen und gegen morsche Stützen austauschen) .

Grüße
HWB


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