persönlicher vs. kollektiver Bereich (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 10.11.2012, 17:23 (vor 4191 Tagen) @ rauhnacht (6758 Aufrufe)

Hallo Rauhnacht,

Ich denke, dass auch bei vorliegender „Sehergabe“ im Nahbereich noch lange nicht darauf zu schließen sei, dass dies dann auch zu, ich nenns mal jetzt, Unpersönlichem ebenso ist.

das sehe ich auch so.

Wenn man die Funktion der Sinne aus zweierlei Sicht betrachtet, ist es eigentlich selbstverständlich, daß es sich so verhält.

Daß Sinneswahrnehmungen und deren Verarbeitung das Überleben durch Anpassung an die Außenwelt ermöglichen sollen, versteht sich von selbst.
Daß die Sinne aber auch - als Filter - vor einem Zuviel an gleichzeitig wahrgenommener Information schützen sollen, ist die andere Seite.

Mit der Verarbeitung des wahrnehmbaren geringen Ausschnitts aus dem vorhandenen Wellenspektrum, das man sehen bzw. hören kann, ist man reichlich ausgelastet, mancher überfordert.
Für eine Fledermaus ist die Wahrnehmung von Ultraschall "normal", für einen Elefanten die Wahrnehmung von Infraschall.
Bei Menschen löst Ersteres in der Regel Kopfschmerzen und Letzteres Panik aus, wenn man diesen Frequenzen lange genug ausgesetzt ist, sie über das Gehör aber nicht "wahrnehmen" kann.

Darum teile ich auch nicht die Ansicht, daß Schauungen etwas mit erhöhter Sensibilität, Sensitivität, Feinsinnigkeit zu tun haben, und ihr Sinn darin besteht, vor zukünftigen Gefahren zu warnen, sondern daß das Vorhandensein eher dafür spricht, daß man es "sich leisten kann", die Filter-Funktion der Sinne etwas lockerer zu handhaben, weil Kapazität für Verarbeitung von mehr als der "üblichen" Information vorhanden ist, der Geist "nicht ausgelastet" ist. Die "Gefahren-Vermeidung" wäre dann sozusagen nur die praktische Nutzanwendung, ein "Abfall-Produkt".

Wenn die Erweiterung des Wahrnehmungsspektrums sich aber nicht als ein zusätzlicher "Luxus" einstellt, sondern durch ein Versagen der Filter-Funktion der Sinne hervorgerufen wurde, sei es durch ein traumatisches Erlebnis, Drogen, hirnrissige Praktiken wie das, was den Ahnungslosen als Mantra-, Pranayama-, oder Kundalini-Übungen verkauft wird, dann dürfte wohl jeder - zunächst - seelisch überfordert sein, die Zusatzinformationen, die sich ihm neu erschließen, zu sortieren und es schwer haben, wahrgenommene Informationen über Zukünftiges von schlummernden Ängsten und Befürchtungen zu trennen.

Weil Jedem auch in diesem Bereich das Hemd näher als die Jacke ist, halte ich es für selbstverständlich, daß man schneller (und leichter?) die Fähigkeit ausbildet, Dasjenige möglichst "korrekt" wahrzunehmen und einzuornden, was persönlich oder das nächste Umfeld betrifft, als diejenigen Informationen, die kollektive Ereignisse betreffen, die "weiter weg" sind.

Die Biographie des polnischen Sehers Stefan Ossowiecki belegt, daß er sowohl im privaten Umfeld als auch in Angelegenheiten Anderer hellsichtig war.

Im Mai 1939 machte er jedoch die Aussage, daß in diesem Jahr kein Krieg beginnen wird.
Vier Monate später hat sich dies als Irrtum herausgestellt.
(Ian Stevenson; Zofia Weaver; Mary Rose Barrington: "A World In A Grain Of Sand: The Clairvoyance Of Stefan Ossowiecki"
http://avaxhome.ws/ebooks/science_books/psychology_behavior/0786421126r.html )

Gruß,
Ulrich


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