Wie sollte man auf Geister reagieren? (Schauungen & Prophezeiungen)

Ranma, Donnerstag, 04.10.2018, 04:07 (vor 2031 Tagen) @ Sarah (1831 Aufrufe)

Hallo!

danke für deine Erfahrungsberichte :-) Ich weiß, es ist hier oft mörderisch, wenn man nur irgend eine Angriffsfläche bietet, dann werden schon die Messer geworfen!

In der Tat gibt es einige Stellen in deinen Schilderungen, die man erst mal so stehen lassen muss.....andererseits fällt mir zu den Spukphänomenen gleich ein Gegenbeispiel ein:

Ich arbeitete mal mit einer Familie, die beiden Kinder hochgradig verhaltensauffällig, das ganze Familiensystem überaus aggressiv. Eines der Kinder hat alles, was es angefasst hat, ständig demoliert, obwohl es die Sachen nur in die Hand genommen hat (nichts geworfen, mit Kraft verbogen, aber einfach mit dem falschen "Muskeltonus" genommen und schon war wieder etwas eingedrückt oder eine Feder rausgehüpft). Gleichzeitig erzählte man mir von einem Poltergeist auf dem Dachboden, und das wäre schon so schlimm, dass sie so einen Eso-Guru holen wollten! Ich arbeitete mit der Familie zunächst daran, dass jeder von ihnen einen adäquaten Ausdruck für seine Agression findet (Sportvereine für die Kinder, Fussball für den Vater, etc.) und der ganze emotionale Druck beruhigte sich bzw. fand sein Ventil nach außen und staute sich nicht mehr so an. Gleichzeitig verschwanden die Poltergeist-Phänomene und der teure Esoteriker wurde dann auch nicht mehr gebraucht!
Es scheint also einen Zusammenhang zwischen Emotionen und Spukphänomenen zu geben!

Auch in dem Fall gleich und gleich?

Mir fällt bei den ganzen Erfahrungsberichten auf, daß Leute, die Geistern begegnen, ihr Heil in der Flucht suchen. Eine gute Idee, sofern man Geister auf diese Weise loswird. Aber das klappt wohl nicht immer. Ich fing die Diskussion an, weil ich jemandem helfen will, der von einer Entität besetzt ist, die auf eher nette Weise übergriffig ist. So verstehe ich die Situation zumindest zur Zeit. So hatte ich das jedoch nicht von Anfang an verstanden. Ich habe schon von dem Halbjapaner erzählt. Als ich den kennenlernte, hatte jemand anderer den im Schlepp und ich fragte den Halbjapaner: „Warum bist du hier?“ Daraufhin antwortete er: „Gott hat mir gesagt, ich solle herkommen.“ Einerseits gefiel mir die Antwort, weil sie so unüblich ist. Der Halbjapaner verwendet sie jedoch oft und wenn er selbst fragen stellt, dann am liebsten: „Bist du Christ?“ oder „Gehst du in eine Kirche?“ oder „Kommst du mit in meine Kirche?“ Andererseits fragte ich mich schon, ob das eine religiös angehauchte Abzockmasche werden sollte oder ob der nur spinnt. Ich beschloß, dem auf den Zahn zu fühlen.

Normalerweise gehe ich davon aus, daß jemand, der behauptet zu wissen was Gott will, dadurch Macht über andere zu erlangen versucht und ihnen absurde Regeln aufzwingen will. Jedenfalls bis damals ging ich davon aus. Also fragte ich nach wie er sich richtiges Verhalten vorstellte. Er wollte aber keinerlei Regeln für andere machen. Er hatte immer nur einen Rat: „Mach am besten das, was Gott dir sagt!“ Damit ich besser nachhaken konnte, hatte ich mich auf eine religiöse Veranstaltung mitschleppen lassen und nach ein paar Stunden war ich davon überzeugt, daß er wirklich spinnt/ die Stimme Gottes vernimmt. Für meinen neuen Bekannten war es nämlich völlig unvorstellbar, daß irgendjemand keinen direkten Draht zu Gott habe. Für ihn war völlig klar: Gott spricht zu ihm, weil Gott zu jedem spricht.

Durch frühere Bekannte, die in der Psychiatrie gearbeitet hatten, wußte ich, daß man Verrückten nicht widersprechen soll. Nichtmal dann, wenn sie sich für Napoleon oder gleich selbst für Gott halten. Man kann sich mit Verrückten ernsthaft unterhalten, sofern man sie mitsamt ihrem Wahn ernstnimmt. Also ihnen auf Augenhöhe begegnet. Andernfalls können sie einen selbst auch nicht ernstnehmen. Wahrscheinlich dient so eine Wahnvorstellung genau dazu, also jene auszusieben, die einen von oben herab behandeln.

Weil ich mich gerne mal für die gesamte Welt verantwortlich fühle, sah ich mich vor einem Problem: Wie bekomme ich den Verrückten dazu, daß der sich in psychiatrische Behandlung begibt? Erstmal wußte ich nur: ernstnehmen, auf Augenhöhe begegnen, trotzdem seine Aufmerksamkeit darauf lenken, daß er wohl ein Problem hat. Ich habe sehr viel Zeit und einige Mühe darin investiert, ihm zu erklären, daß es für andere Menschen ganz und garnicht normal ist, Gott zu hören. Das hat er mittlerweile begriffen. Ich war ein paar Mal dabei als andere Menschen ihn fragten, woher er weiß, daß es Gott ist, den er hört. Natürlich hakte ich dann auch noch in dieser Richtung nach. Da konnte mein Bekannter dann einige Geschichten erzählen, wie diese geistige Führung ihn immer wieder geholfen hatte. Nachdem sie ihn in manche Situationen jedoch überhaupt erst gebracht hatte. Aber nicht auf diese geistige Führung zu hören, erwies sich immer als die schlechtere Alternative. Außerdem sucht er jeden Bibelkreis, den er findet, auf und überzeugt sich dort davon, daß seine geistige Führung mit biblischen Vorstellungen übereinstimmt. Daß führt ihn zur Schlußfolgerung, daß es Gott sein muß, der ihn berät und ihm immerzu sagt, was er tun soll. Zwischendurch war auch ich einigermaßen überzeugt davon.

Ich habe seit Jahren nur noch, aber immerhin ziemlich regelmäßig, elektropostalischen Kontakt mit meinem Bekanntem und währenddessen sieht es für mich so aus als würden seine religiösen Vorstellungen immer wahnhafter. Vor ein paar Jahren hatte er neben der Bibel wenigstens noch die Apokryphen gelesen, jetzt läßt er nur noch das Wort der Bibel gelten. Vor kurzem hatte er ein Forum zu seinem früherem Tätigkeitsfeld in der Physik gefunden und wollte sich über neue Entwicklungen informieren, aber der Umgang in dem Forum war ihm nicht christlich genug. Einerseits will er sich immer mehr abschotten und nur noch unter Christen leben, andererseits will er missionieren und Leute bekehren.

Ich halte es inzwischen selbst für abwegig, daß mein Bekannter durch Gott geleitet wird, weil mein Bekannter Motive und Fähigkeiten hat, die nicht mit dem übereinstimmen wie er lebt oder was er tut. Das paßt inzwischen vorne und hinten nicht mehr zusammen und damit schließe auch ich aus, daß das ein göttlicher Plan ist. Außerdem scheint mein Bekannter immer weniger zu hinterfragen, ob die Entität, die ihn leitet, Gott ist. Damit stellt sich für meinen Bekannten leider nichtmal die Frage, was die Motive der Entität sind.

Ich muß nochmal daran erinnern: Diese Entität ist oft hilfreich! Es kann aber sein, daß diese Hilfe in keiner Weise notwendig wäre, wenn die Entität meinen Bekannten nicht in entsprechende Situationen bringen würde. Andererseits ist er das schon seit so vielen Jahren, fast sein gesamtes Leben lang, gewohnt, daß er ohne geistige Führung wahrscheinlich nicht zurechtkäme. Sein Problem besteht eher darin, daß die Entität auf sein fortschreitendes Alter keine Rücksicht nimmt, weil sie dieses Phänomen offenbar nicht versteht, und er sich dadurch immer öfter überfordert. Hat jemand eine Idee, wie ihm zu helfen ist?

Gruß,
Ranma


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