Große Krieger mit dem Worte (Schauungen & Prophezeiungen)

DerBerliner, Samstag, 30.07.2011, 21:25 (vor 4654 Tagen) @ Goran (7180 Aufrufe)

Hallo,

nun, ich habe einige Zeit in Serbien gelebt, war davor und danach sehr oft dort, habe seit >10 Jahren permanent serbische Mitarbeiter gehabt und habe noch immer sehr enge Beziehungen dorthin. Meine Quellen sind sämtlichst Patrioten, teils im deutschen Sinne krasse Nationalisten, mehrere Männer haben eigene Kriegserfahrung, darunter auch ehemalige Offiziere (u.a. ein sehr enger Freund von mir).

Die sind alle absolut kriegsmüde! Die Serben wollen endlich besser leben, wollen auch konsumieren.

Viele Serben schauen neidisch auf Slowenien und auf den dortigen, sehr hohen Lebensstandard der Menschen (über EU-Durschschnitt). Die Beziehungen sind noch sehr eng. In Belgrad sieht man sehr viele SLO Autos, es ist eine beliebte, weil sehr billige Wochenend- und Party-Stadt für Slowenen, man kann sehr gut und sehr preiswert essen in BEO - und die Sprache kann man meistens auch noch. Achtung: Slowenisch ist West-Slawisch, dem Tschechischen / Slowakischen sehr viel näher als dem Serbo-Kroatisch. Der Unterschied Laibach zu Belgrad ist kraß!

Wenn nicht von außen jemand geschickt die Menschen (wieder?) aufhetzt, was durchaus im Interesse USRaels liegen könnte, dann sehe ich dort keinerlei Kriegsgefahr, es sei denn, daß die NATO die Menschen noch weiter demütigt und gar zum Hungern bringt. Dafür fehlen aber die Gründe und die Unpersonen.

Außerdem sind in den letzten Jahren bedeutende Investitionen des westlichen Großkapitals dort getätigt worden. Einige neuere Medien inkl. Fernsehen sind bereits in den selben Händen wie bei uns - leider.

Auch der große Bruder Rußland, dem man sich nicht nur wegen der Orthodoxie traditionell sehr verbunden fühlt, hat andere Sorgen als sich um Serbien zu scheren. Deren Einfluß ist dort kaum zu spüren.

Beispiel: Außer auf offiziellen Dokumenten inkl. Strom-Rechnung etc oder Straßenschildern sind kyrillische Buchstaben fast völlig aus dem täglichen Leben verschwunden. 99% sind in Latein. Auch Euro-Preise sind überall präsent. Alle 100-200 m gibt es eine Wechselstube. Der Euro-Kurs ist wichtiger als das Wetter.

Man darf nicht die Rede der Balkan-Menschen, an die sie im Moment der Rede selbst sicher glauben, mit den realen Fähigkeiten verwechseln. Auf dem Weg zwischen den kühlen Norddeutschen und den wortreichen Arabern befinden wir uns in Serbien etwa auf halben Wege. 400 Jahre Türken-Herrschaft haben ihre Spuren bis heute hinterlassen. Im "Sprüchemachen" sind die hundert Mal besser als selbst ein Wiener.

Darum sind sie in Worten alle große Krieger und habe massensweise Waffen und noch heute höchsten Respekt vor der Wehrmacht. Einer erzählte mir mit größtem Stolz und Ehrfurcht, daß sein Vater (Kroate) in der Waffen-SS gedient hatte. Es gab viele vor allem Kroaten in Wehrmacht und Waffen-SS.

Nein, den Balkan und seine Menschen darf man nicht beim Wort nehmen - es sei denn es ist ein Ehrenwort unter Freunden. Als Preuße mußte ich total umdenken, habe aber nur gute Erfahrungen gemacht und bin immer wieder gerne dort.

Nicht zum Thema, aber ein Erlebnis, das mich extrem beeindruckt hat, war eine Christmette in Zemun (heute Teil von Belgrad, noch Vojvodina, d.h. ehem Teil von Habsburg, ist heute noch spürbar, ein wenig wie Potsdam zu Berlin, wir sind anders, was besseres). Da waren haufenweise junge Menschen, sehr viele junge Paare (ca. 17 bis Mitte 20), die gemeinsam oder zu viert in die Christmette gingen, die Mädels voran, ihre Burschen nach sich ziehend. Sowas hatte ich noch nie woanders gesehen.

Soweit meine recht frischen Eindrücke und Informationen.

Gruß


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