Impulsübertragung (Schauungen & Prophezeiungen)

nickela, Freitag, 21.02.2014, 19:35 (vor 3725 Tagen) @ BBouvier (4299 Aufrufe)

Hallo BB,

besonders bei Phaeton macht mir die Physik zu schaffen.

Die Erdkruste ist im Schnitt 40 km dick bei einer Dichte von knapp 3 g/cm^3. Das ergibt eine Masse der Erdkruste von ca. 6*10^19 kg. Du leitest eine Bewegung von "mehreren tausend km in wenigen Tagen her", sagen wir es waren 1.200 km in 10 Tagen. Im Schnitt ergibt das eine Geschwindigkeit von 5 km/h, de facto mehr, weil sich die Erde nicht ruckartig in Bewegung gesetzt hat (wäre berichtet worden). Du bringst Argumente aus der Antarktis ebenso wie aus Afrika, Europa und Nordamerika, also muss sich die ganze Erdoberfläche am Stück bewegt haben. Das ergibt einen Impuls von mindestens 8,2*10^19 (m kg)/s.

Ich habe mir von Spanuth seine Annahmen für Phaeton rausgesucht: 3 km Größe, 8 km/s Geschwindigkeit. Die 8 km/s habe ich durch einen Wert etwas größer als die Fluchtgeschwindigkeit ersetzt: 12 km/s. Phaetons habe ich würfelförmig angenommen und als aus Gestein bestehend. Diese Annahmen machen meine Betrachtung für die im Raum stehende These günstiger, nicht ungünstiger. Phaetons Impuls ist in diesem Falle 9*10^17 (m kg)/s.

Phaeton hatte also nur 1% des Impulses, der für die postulierte Bewegung der Erdkruste nötig gewesen wäre. Die Annahme, eine noch dickere Gesteinsschicht hätte sich bewegt, ist hier nicht sehr hilfreich.

Hätte die Geschwindigkeit der Erdkruste bei 1% der 5 km/h gelegen, die oben angenommen worden sind, dann hätte Phaeton nicht 10 Tage, sondern knapp 3 Jahre lang amokfahren müssen. Auch das hilft nicht weiter.

Phaeton kann auch nicht 100 mal so groß gewesen sein wie angenommen, denn die Menschheit hat überlebt. Aus dem gleichen Grund kann er auch nicht 100 mal so dicht gewesen sein, abgesehen davon, dass es unter normalen Umständen keine Materie gibt, die so dicht ist.

Daraus muss man folgende Möglichkeiten schlussfolgern:

- Phaeton war 100 mal größer, hat 1% seiner Masse abgeworfen, der Rest hat beschleunigt und ist in den Weltraum hinaus weggeflogen.
- Phaeton war ein außerirdisches Raumschiff, das mit einem wundersamen Triebwerk den nötigen Zusatzimpuls erzeugt hat und dann abgestürzt ist, ohne Artefakte von Technologie zu hinterlassen.
- Phaeton hatte mit der Bewegung der Erdkruste nicht direkt etwas zu tun sondern ist nur gleichzeitig aufgetreten.
- Die Bewegung hat es nicht gegeben.

Davon kann sich jetzt jeder eine Option aussuchen. Wenn ich wählen muss, wende ich in guter alter Tradition Ockhams Rasiermesser an und wähle die letztere Variante aus: Die Bewegung hat es nicht gegeben.

Für die von dir aufgeführten Beispiele hat die etablierte Wissenschaft andere, mehr oder weniger zufriedenstellende Erklärungen. Deren Schwächen bin ich eher bereit zu akzeptieren, als grundlegende physikalische Betrachtungen anzuzweifeln, denn Physik ist eine wesentlich besser überprüfbare, weiter entwickelte Wissenschaft als Geologie und Klimakunde.

Man kann natürlich auch andere der oben genannten Optionen wählen, je nachdem, was man selbst für gesichert und wahrscheinlich hält. Deshalb formuliere ich es auch so, dass ich die Schauungen von Bahnveränderungen am Sternenhimmel nicht als bare Münze nehme. Anderen lasse ich gerne anderslautende Meinungen, wenn sie gut überlegt sind.

Schöne Grüße

Nickela


Et ess wie et ess, et kütt wie et kütt onn et hat noch emmer jot jang.


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