Achskippen und Kontinentalplattengleiten (Schauungen & Prophezeiungen)

nickela, Freitag, 21.02.2014, 16:52 (vor 3726 Tagen) @ rauhnacht (4392 Aufrufe)

Hallo Rauhnacht, hallo BB,

unabhängig von Geschautem gibt es kaum physikalische Mechanismen, die in der Lage sind, die Neigung der Erdachse nennenswert zu ändern oder Kontinentalplatten schnell über den zähflüssigen Erdmantel zu ziehen.

Zunächst mal die Sache mit der Erdachse: Die Erde ist ein SEHR schwerer Kreisel. Den Eigendrehimpuls der Erde kann man praktisch nur durch den Einschlag eines Himmelskörpers und durch Gezeitenkräfte verändern. Der Eigendrehimpuls ist ein Vektor, das heißt, er hat eine Richtung und einen Betrag. Auf Deutsch: Einschlag oder Gezeitenkräfte können die Bahnneigung (Richtung des Vektors) und die Tageslänge (Betrag des Vektors) beeinflussen. Je nachdem, wie ein Himmelskörper einschlägt oder mit seinen Gezeitenkräften auf die Erde wirkt, wird mehr der eine oder der andere Wert beeinflusst. Bei der Tageslänge leuchtet jedem aus dem puren Gefühl heraus ein, dass diese nicht durch einen Impakt um mehrere Stunden geändert werden kann, ohne das Leben auf der Erde zu vernichten. Bei der Bahnneigung ist das ganz ähnlich, auch wenn hier eher Mathematik als Bauchgefühl zum tragen kommt: Eine schnelle, spürbare Änderung der Erdachse wäre (egal welchder Wirkmechanismus zum Tragen kommt) mit allumfassender Zerstörung verbunden. BB hat das mit dem über den Himalaja rauschenden Pazifik schön beschrieben. Ich kann die ganze Sache auf Wunsch mal vorrechnen, aber unaufgefordert dürfte das eher den Rahmen sprengen, nehme ich an.

Das alternative Schieben von Erdplatten auf dem zähflüssigen Erdmantel kann ich aber ebensowenig akzeptieren: Die Erdkruste ist im Vergleich zum Rest der Erde so dick wie die Schale einer Pellkartoffel auf der Pellkartoffel. Man kann zwar, wenn man mit dem Finger gegen die Schale einer frischgekochten Pellkartoffel drückt, ein Stück der Schale losreißen und verschieben. Aber ein Einschlag eines Himmelskörpers wirkt auf einen Punkt der Erdkruste, der maßstäblich bei der Pellkartoffel so groß ist wie die Einstichstelle einer Nadel. Man versuche jetzt mal, mit einer Nadelspitze ein größeres Stück Kartoffelpelle zu verschieben...

Der andere Wirkmechanismus, der auf die Platten wirkt, ist wiederum die Gezeitenkraft. Je kleiner und schwerer ein Himmelskörper und je näher dessen Vorbeiflug, desto konzentrierter seine Wirkung auf Meere und Kontinentalplatten. Aber können Gezeitenkräfte ausreichen, um bei einem Vorbeiflug Erdplatten nennenswert zu verschieben? Ein Himmelskörper, der "den ganzen Horizont ausfüllt", hat größenordnungsmäßig eine 50 mal so große Gezeitenwirkung wie der Mond. Das reicht, um enorme Tiden in den Meeren hervorzurufen und dabei in Küstenbereichen (aber auch nur dort!) große Gezeitenströme hervorzurufen. Aber dabei handelt es sich um dünnflüssiges Wasser, nicht um 15 bis 30 Kilometer dickes festes Gestein, das auf honigzähem Erdmantel klebt. Die Hauptunterschiede sind: In tiefem Wasser gibt es auch bei 50-facher Gezeitenwirkung kaum Gezeitenströme, also wenig Wasserbewegung - wie sollten sich also Erdschollen bewegen, wenn schon tiefes Wasser kaum vom Fleck kommt? Und das Wasser ist im Vergleich zum System Erdkruste/Erdmantel praktisch reibungsfrei, während die Erdkruste auf dem Erdmantel ungefähr so gut rutscht wie ein Frühstücksbrett, das auf seiner gesamten Fläche mit zähem Honig auf der Tischplatte festklebt - langsam kriegt man es geschoben, schnell aber nicht.

Fazit: Ich kann für mich die Schauungen, die von Sonnenaufgängen im Westen und stark verschobenem Sternenhimmel berichten, nicht wortwörtlich für bare Münze nehmen. Wenn man davon ausgeht, dass die Menschheit bei dem Geschehen nicht komplett vernichtet wird, gibt die Physik das einfach nicht her.

Schöne Grüße

Nickela

P.S.: Wie gesagt, ich kann zu meinen Aussagen auch einiges vorrechnen, das aber nur auf Wunsch bei Interesse.


Et ess wie et ess, et kütt wie et kütt onn et hat noch emmer jot jang.


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