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Chyren aus der Finsternis in das goldene Zeitalter (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 24.08.2018, 11:48 (vor 2065 Tagen) @ Schreiber20 (4525 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 26.09.2018, 08:51

Hallo!

Chyren dagegen scheint von Frankreich aus zu regieren, deswegen auch die Vermutung dass er Franzose sein wird.
Ich kann aber, bei bestem Willen nicht, Chyren als den Herscher nach der anstehenden Weltenwende erkennen,
denn er scheint ein halbwegs geordnetes Reich zu regieren was wohl nach der Weltenwende unmöglich scheint.

Chyren scheint in Nostradamus' Szenario in einem politischen Europa groß zu werden, in dem der Islam mindestens die Mittelmeeranrainerstaaten vereinnahmt hat. Von einem geordneten Reich kann keine Rede sein. Dieses muß er erst aus eigener Kraft erschaffen.

Einen Hinweis darauf gibt womöglich V/41:

Nay ſouz les vmbres & iournee nocturne
Sera en regne & bonté ſouueraine:
Fera renaiſtre ſon ſang de l’antique vrne,
Ronouuellant ſiecle d’or pour l’ærain.

Geboren unter den Schatten und nächtlichem Tag
Gelangt er zur Herrschaft und in überlegener1 Güte.
Läßt wiederauferstehen sein Blut aus der alten Urne,
Erneuernd das goldene Zeitalter anstelle des ehernen.

1 Frz. „souverain“ bedeutet eigentlich „selbstherrlich“, „unumschränkt“, „überlegen“, von lat. „super“ („darüber“, „oberhalb“), bzw. mlat. „superanus“ („darüber befindlich“, „überlegen“).

Z. 1: "Er" (namentlich hier gemeinerweise nicht genannt) wird in einem finsteren Zeitalter geboren. Der "nächtliche Tag" scheint mir einer der wenigen ausdrücklichen Hinweise bei Nostradamus auf die "dreitägige Finsternis" (neben der Oktoberstelle im Brief an Heinrich II.) zu sein, die ja ebenfalls in der europäischen Prophetie eine lange Tradition hat.
Durch die Finsternis (symbolisch oder real) müssen er und die Europäer erst durch.
Z. 2: Nicht klar ist, ob er vor oder nach der Finsternis die Macht ergreift.
Z. 3: Das "Blut aus der alten Urne" weist womöglich auf die alte Praxis hin, Organe und insbesondere das Herz in Urnen aufbewahrt an vom Körper getrennten Orten zu bestatten. Siehe getrennte Bestattung, darin: "Die Könige von Frankreich ließen sich in der Familiengrablege in der Kathedrale von Saint-Denis bei Paris bestatten, das Herz und die Eingeweide jedoch getrennt in Klöstern ihrer Wahl, denen sie besonders nahe standen. Besonders bedeutend war in dieser Hinsicht das Jakobinerkloster Paris."
Die Linie der französischen Könige, die zu jener Zeit offenbar (noch immer) abgebrochen ist, nimmt er wieder auf. Daß Nostradamus Blut statt Herz schreibt, damit also indirekt beide Begriffe nennt, weist womöglich auf das "trojanische Blut" und das "germanische Herz" in V/74 hin. Die Linie der Bourbonen, von denen er abstammt ("sein Blut") wird wieder aufgenommen.
Z. 4: Damit endet der antike Zyklus der Weltzeitalter und das goldene Zeitalter (Herrschaft des Saturn, vgl. u. a. I/16) beginnt. Das ist von Nostradamus wohl nicht einfach so dahergesagt, sondern wurde von ihm mit einem konkreten Datum des Beginns des "7. Jahrtausends" verbunden. Welches Datum, ist allerdings unklar.

Im Anschluß, nach der Befreiung Italiens bzw. Südeuropas vom Islam, wie sie in IV/77 beschrieben wird, findet V/6 statt:

Au roy l’Augur ſus le chef la main mettre,
Viendra prier pour la paix Italique:
A la main gauche viendra changer le ſceptre
De Roy viendra Empereur pacifique.

Dem König legt der Seher auf das Haupt die Hand,
Kommt zu beten für den italienischen Frieden.
In die linke Hand wechselt das Szepter
Aus dem König wird ein friedfertiger Kaiser.

Z. 1: Beschrieben ist hier die Kaiserkrönung, ein weiteres Element der europäischen Prophetie. Der "Seher" ist in diesem Falle der Papst. Es handelt sich hier um eine zur Verschleierung getätigte Verschiebung. Der Papst ist der Pontifex Maximus, ein Titel, den er aus dem antiken Rom übernommen hat, wo der Pontifex Maximus u. a. der Aufseher der Auguren (also der "Oberseher") war. Der Papst krönte traditionell die Kaiser.
Z. 2: Die Befriedung Italiens soll von Dauer sein, daher die Kaiserkrönung.
Z. 3: Knifflige Stelle. Das Szepter als Herrschaftszeichen weilt sinnvollerweise in der rechten (gerechten) Hand. In der Rechts-Links-Symbolik kann die Linke in diesem Falle nicht negativ sein, weil sie sich auf Chyren und das Kaisertum bezieht, bedeutet hier also eher, daß die Herrschaft von einer Zeit der Aktivität in die Passivität übergeht.
Z. 4: Darauf deutet auch Zeile 4 hin. Aus dem kriegerischen König wird ein friedfertiger Kaiser, der das Schwert ruhen läßt, nachdem alle Gegner vernichtet sind. Davor herrschte folglich Krieg, gleichwohl es hier nicht direkt genannt wird.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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