Selber denken statt Verschwörungstheorie

Geschrieben von Micha aus dem Süden am 21. Januar 2006 02:46:00:

Als Antwort auf: Re: ... weil sie Recht haben. geschrieben von Suchender am 20. Januar 2006 23:27:09:

... das war mir klar, dass so eine Reaktion kommen würde.

Zur Klarstellung, ich lese KEINE Regenbogenpresse, ich denke selber.

Das gilt auch für die unreflektierte Steigerung in verschachtelte Verschwörungstheorien, wie sie in diversen Foren ja richtig Sport geworden ist.

Um nicht weiter in diese Schublade gesteckt zu werden...:

Ich glaube NICHT an die Mainstream-Version des 11.September. Ich glaube aber auch nicht, dass es plump ein Werk des CIA war. Was ich denke:
- Die US-Dienste wussten davon, dass es einen Anschlag geben würde, aber nicht genau wann und wo und wie; die Bush-Administratation ahnte also, das was kommen würde und hatte schon Strategien parat, das auszunutzen (den Irak hatten sie ja schon von Anfang an "auf der Liste" wegen Bush sen und Öl).
- Dass es so dicke kommen würde, ahnten sie nicht.
- Dass es das Werk arabischer Terroristen allein war, ist SEHR unwahrscheinlich, denn alleine kriegen die seit Jahrzehnten maximal so was wie Madrid oder London hin. Für mehr sind sie einfach zu chaotisch organisert (kenne die Mentalität ganz gut - komplexe Operationen, bei denen mehrere Leute wie ein perfektes Räderwerk zusammenarbeiten müssen, kriegen nur sehr sehr sehr wenige hin, und die müssen dann seit Jahren eingespielt sein und täglich üben).
- Nach meiner Meinung war der Anschlag womöglich von Arabern ausgeführt, aber hinter der Planung und Logistik stecken andere, die noch Rechnungen offen haben. Das wiederumn hatten die US-Dienste nicht auf der Rechnung (und tappen diesbezüglich bis heute im Dunkeln), weswegen sie vom Umfang der Anschläge auch überrascht wurden.
- Sowohl bei den Terroristen, als auch bei den US-Kräften ging am 11.September dann einiges schief. Ist bei so komplexen Operationen und dem Überraschungsmoment auch kein Wunder. Ich denke, dass versehentlich ein falsches Flugzeug abgeschossen wurde über Washington - das dann angeblich ins Pentagon gefolgen ist. denn unmittelbar nach der pentagon Explosion waren noch Augenzeugen- und Behördenberichte zu sehen/hören, in denen von einem Lastwagen die Rede war, der mit Sprengstoff beladen dort rein ist. Erst kurz darauf war es ein "Flugzeug" und die Lastwagen-version tauchte nie wieder auf. Auch das Pensylvania- Flugzeug ("let's roll") ist wahrscheinlich abgeschossen worden.

Bei der ganzen Irak-Geschichte war ja von vorne bis hinten dran zu fühlen, dass die Bush-Admisnistration gelogen hatte. Die UNO, die IAEO usw. widersprachen den USA. Hussein hatte mal Giftgas und hätte gern Atomwaffen gehabt, aber u.a. wegen des Embargos fehlten im die Mittel. Hussein war ein ätzender Diktator, aber weltpolitisch nicht weiter von Bedeutung. Das einzige, was den Westen daran wirklich interessierte, war das Kuwaitische und irakische Öl. Hussein hatte nicht mal was mit Terroristen zu tun.


Der Iran ist ein ganz anderer Fall. Hier herrscht seit 20 Jahren ein islamistisches Regime, jetzt mit einem bekannten Kriminellen an der Spitze. (Nein, das habe ich nicht aus der Regenbogenpresse). Die Auslöschung Israels ist offizielle Staatsdoktrin des Iran, die "islamische Weltrevolution" ebenfalls. Der Iran ist nachweislich zentraler Bestandteil islamistischer Terrornetzwerke. der Iran hat nachweislich Bemühungen unternommen und unternimmt sie noch, in den Besitz von Atomwaffen zu kommen (siehe die Aussagen des "Vaters" der pakistanischen Atombombe, siehe Aussagen der Kontrolleure der IAEO). der Iran befindet sich seit der islamischen Revolution in einer Art Kriegszustand mit den USA und betrachtet den Westen allgemein, die USA im Besonderen als Erzfeind.

Der Iran hat eine geostrategisch sehr günstige Position INMITTEN DER GRÖSSTEN ÖLLAGERSTÄTTEN DER WELT. Der Iran sieht sich als FÜHRUNGSMACHT DER MUSLIME und strebt die Dominaz im nahen und mittleren Osten an. Der Iran sieht sich umzingelt von amerikanischen Interventionen/Verbündeten (im Uhrzeigersinn: Türkei als US-Verbündete, kaspische Region mit US-Stützpunkten, Afghanistan mit US-Truppen, Pakistan als US-Verbündeter, Saudi-Arabien und VAR mit US-Truppen, Irak US-besetzt. der Iran sieht aber auch die momentane Schwäche der USA: Dollar auf der Kippe, die US-Truppen erschöpft/ausgezehrt, Ölabhängigkeit und Konkurrenz ums Öl/ um Einfluss mit China und Russland. Wenn es dem Iran gelänge, (zusammen mit China und Russland?) die USA mit Gewalt aus der Region zu vertreiben, wäre der Iran die unangefochtene regionale Hegemonialmacht im nahen und mittleren Osten mit dem Finger auf fast allem Öl, Israel von der Landkarte getilgt und dem Respekt aller Muslime weltweit.

Ich bin weit davon entfernt, die USA zu verklären. Ich teile die Ansichten des letztjährigen Literatur-Nobelpreisträgers über den verbrecherischen Charakter des US-Administrationen durch die ganze Geschichte hinweg.

Ich habe aber keine Lust darauf, dass die Welt von Mullahs beherrscht wird! Ich habe keine Lust, auf nukleares Erpressungspotential in islamischen Händen. Ich habe keine Lust auf eine paranoide Gesellschaft, die aus Angst vor Terror alle Freiheiten aufgibt.

Ich habe auch keine Lust auf einen Weltkrieg. ich sehe nur, dass sich die vitalen Interessen des iranischen Regimes und die des Westens hier auf Kollisionskurs befinden.

Und ein Wort zu den Verschwörungstheorien (Bilderberger, Illuminaten, London-City...): so was funktioniert einfach nicht. Solche Macht-Werke wären ja menschliche Netzwerke, und zwar ziemlich große. Und da gibt es immer mal Krach, Machtkämpfe, Intrigen ... und deshalb wäre Geheimhaltung in dem Ausmaß gar nicht möglich. Großverschwörungen würden auffliegen, sie lassen sich einfach nicht geheimhalten, weil Menschen so sind, wie sie sind. Irgendwer wäre mal beleidigt, verstört, sauer.... und würde nachhaltig plaudern (also auch Beweise bringen). Oder eine Gegenverschwörung starten, und dann wären sie da, die Verschwörungs-Banden-Kriege. Darüberhinaus beobachte ich, dass Verschwörungstheorien immer verschraubter werden und den Blick arg trüben - alles wird nur noch in diese Richtung interpretiert - was nicht passt wird passend gemacht, und damit immer abenteuerlicher. Schade drum, wenn dann wichtige Aspekte aus den Augen verloren gehen, oder sich gar die Maßstäbe ungesund verschieben und das iranische Regime quasi zum Opfer erklärt wird ("USA böse, also sind Feinde der USA gut"). Und schade auch, wenn Foren so sehr davon geprägt werden, dass sie unseriös werden und der Informationswert gegen null sinkt.

Schöne Nachtgrüße,

Micha



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