Ganz genau - die Mafia, im Detail:

Geschrieben von Micha aus dem Süden am 26. Januar 2006 12:37:34:

Als Antwort auf: Die Mafia ist ein gutes Beispiel geschrieben von Medizinmann am 24. Januar 2006 22:03:

Hi Medizinmann,

danke für Dein Posting.

Dein beispiel ist gut - die MAFIA. Genau an der zeigt sich, was bei Verschwörungen dieser Art laufen müsste: Bruderzwist, Bandenkrieg, Mord und Totschlag ... und das alles andere als "geheim".

Du schreibst:

-- z. Bsp. ist es ja mehr als offensichtlich, daß alle Parteien geschlossen an "überparteilichen" Zielen arbeiten (z. Bsp. ungehemmter Neoliberalismus und damit maximale Ausbeutung der Bevölkerung, Multi-Kulti wird auf Teufel komm raus durchgedrückt, neue Überwachungsverordnungen und Notstandsgesetze, RFID Tags in allen Euro Scheinen ab 2006, EU-Wahn, usw.). Es gibt keine maßgebliche Partei, die sich dem entgegenstellt. Die PArteien verhalten sich geschlossen exakt so, wie es jemand, der im Hintergrund steht und der vom System profitiert, verlangen würde, "wenn er könnte". Das ist schon seltsam. Wie begründest Du das? ---

Die unterschiedlichen Aspekte der Globalisierung (von Neoliberalem Dogma bis zum Multi-Kulti-Dogma) alle über einen Kamm zu scheren, ist schon arg simplifizierend.
Tatsächlich stehen hier ganz verschiedene politische Konzepte, Menschenbilder, Absichten und Ziele dahinter. Schu Dir nur die Typen mal an, die das symbolisieren: Friedrich Merz und Claudia Roth. Die Parteien verhalten sich ÜBERHAUPT nicht "geschlossen" und "exakt", sondern chaotich, widersprüchlich, nach vorne getrieben und rückwärtswollend. Parteien sind derart komplexe Strukturen, dass niemand die "stereun" kann, schon gar nicht mehrere, auch noch in mehreren Ländern und gar aus dem Hintergrund. 'Tschuldige, aber da werden Allmachtsphantasien projeziert, die nichts mit der rauhen Wirklichkeit zu tun haben.

Statt dessen: Technologie (z.Beispiel Internet), Wirtschaft (Rationalisierung, d.h. zunehmende Spezialisierung, d.h. zunehmende internationale Arbeitsteilung) und Geschichte (z.B. Zusammenbruch des Ostblocks, "Erwachen" von Asien) entwickeln sich - durch die unzähligen vielen kleinen und großen Dinge die unzählige Leute an unzähligen Arbeitsplätzen und in unzähligen Heimen täglich tun - in eine Richtung, die wir "Globalisierung" nennen. Das sind eigenläufige Prozesse, in denen sich jeder getrieben fühlt, die aber jeder durch sein eigenes Handeln wieder ein Stückchen mit vorantreibt. Beispiel: aus welchen Ländern stammt die Unterhaltungselektronik, die unsere Großeltern kauften (Grundig? Dual? Phillips), unsere Eltern kauften (noch Grundig oder schon Sony?), die wir kaufen (Bang und Olufsen oder Sony?). Wenn einem das langsam unheimlich wird, oder gar zu verlieren beginnt, malt man dann einfach einen supermächtigen Bösen an die Wand, der im Hintergrund die Fäüden zieht - das ist nämlich so schön simpel.

Dass es Profiteure gibt, die Lobbyisten bezahlen, die Einfluss nehmen ... auch massiv, das stimmt auch. Aber auch die sind sich nicht einig und ziehen "am gleichen Strang" - Porsche, BMW und Mercedes konkurrieren um die gleiche Klientel; Solarwirtschaft zieht in die entgegengesetzte Richtung wie Atomwirtschaft....und die heimische Textilwirtschaft liegt im Krieg mit der indischen und chinesischen, die Gewerkschaften gegen die Arbeitnehmer. Alle gehören irgendwie "zum System" - und doch wird gegeneinander bis aufs Blut gekämpft.

Und auch, dass es simple Politiker gibt (oder fast nur simple Politiker gibt), das stimmt. In Fachkreisen verhöhnt man sie als TINA-Freaks. Sie folgen dem simplifizierenden "Prinzip There Is No Alternative" und outen sich selbst als Getriebene eines Prozesses, von dem sie glauben, ihn nicht mehr umsteuern zu können. Gegenbeispiele: die linken Hoffnungsträger ind Südamerika. Sie stellen sich gegen TINA.

Du schreibst:

--- Wie ist es zu erklären, daß Zeitungen niemals Leserbriefe z. Bsp. zum Zinseszinssystem abdrucken? Und ich meine damit, NIEMALS. Über JAhrzehnte. Was glaubst Du denn wohl, wieviele tausend Leserbriefe die in den letzten Jahrzehnten zu diesem Thema wohl erhalten haben? Hat man jemals etwas davon gehört oder gesehen? Dasselbe gilt für das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die "PRivatsender". Hast Du schon mal EINE EINZIGE kritische Sendung zum Zinssystem gesehen? Das kommt einfach nicht vor. Komisch, oder? Aber das ist sicher nur Zufall. Eine endlose Kette absolut unerklärlicher Zufälle, sozusagen. ---

Kennst Du den Geisterfahrer-Witz?

Das Autoradio: "Auf der A 99 kommt ihnen ein Gesiterfahrer entgegen!"
Der Autofahrer: "Einer? Das sind doch hunderte!!!!"

So kann es gehen, wenn man die eigene Sichtweise zum Maßstab macht. Die "Zinskritiker" sind nun mal eine sehr kleine, auch sehr verschworene, und zuweilen recht merkwürdig daherkommende Gemeinde. Kaum einer, der seine Zinskritik rational herleitet und verständlich (auch kritikfähig) kommuniziert - denn in der Tat ist der "Zins" ein Riesenproblem. Statt dessen werden immer gleich ganze Weltbilder (i.d.R Weltverschwörungsbilder), moralische Abhandlungen, Geschichtsinterpretationen, gelegentlich sogar rassistische Ausfälle mitgeliefert. Das ist ein großer Jammer, denn auf diese Weise ist das Thema Zinskritik "tot". Aufgrund des Auftritts vieler Zinskritiker ist ein Redaktuer gleich auf "Alarm", wenn so was reinkommt, und möchte nicht damit identifiziert werden. Zudem fehlt es vielen Zinskritikern an vernünftigen Vorschlägen für ein funktionierendes Geldsystem anstelle des gegenwärtigen. Die "Freigeldszene" kommt ja fast religiös daher, so heilig und moralisch sind die zugrundeliegenden Dogmen, und auch die Regio-Geld-Szene ist in Deutschland stark von moralisierenden Überzeugungstätern durchsetzt, die keine funktionierenden Systeme auf die Reihe kriegen. Dabei gibt es hochinteressante Konzepte ("Open Money" usw), die es wert wären, in die Diskussion zu kommen.

Du schreibst:

--- Oder sieh Dir mal die lustige Zeichensprache in allen Zeitungen an, diese interessanten Posen, bei denen die Politiker abgelichtet werden und wo aus hunderten Fotos dann ausgerechnet diese "komischen" in den Zeitungen erscheinen. Natürlich ist das auch reiner Zufall. Es wäre ja auch undenkbar, daß an einigen wenigen Schlüsselpositionen z. Bsp. der Chefredakteur Schlagseite hat und rein zufällig diese Fotos auswählt. --

Naja, ich gucke auch täglich Zeitung und andere Medien, und ich finde, diese Interpretation grenzt schon ans Paranoide. Wir sind Menschen und Menschen haben - meist unbewusste - Körpersprache. Gewisse gesten sind universal, da können die Psychologen im Detail drüber aufklären. Ein "Zeichensystem" ist das noch lange nicht - oder glaubst Du, die tollen Superverschwörer hätten esnötig, sich auf
so primitive Weise zu verständigen - über Zeitungsphotos? Quatsch mit Soße...

Liebe Grüße und gute Zeit,

Micha



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