Kausalität und Logik

Geschrieben von Odin am 27. Januar 2006 15:45:22:

Als Antwort auf: Relative und Absolute Logik geschrieben von Micha aus dem Süden am 27. Januar 2006 14:02:00:

Hallo

Ich glaube da ist noch was im Argen.

Ursache und Wirkung hat eigentlich nichts mit Logik
zu tun.

Ursache und Wirkung sind Zusammenhänge, die man der
physischen Welt unterstellt.

Die Logik ist ein Regelsystem, das man dem reinen
abstrakten Denken unterstellt bzw. im abstrakten
Denken anwendet, um dieses konsequent zu machen.

Ursache und wirkung setzen einen Zeitablauf voraus,
ein Vorher, in dem die Ursache wirksam wird, und
ein Nachher, das die Wirkung offenbart.

Im logischen deduktiven Denkprozess ist keine Vor-
und Nachzeitigkeit notwendig, ausser dass der
Denkvorgang an sich ein paar Sekunden lang andauert,
bis der physiologische Teil der Denkarbeit im Hirn
abgeschlossen ist.

Ein klassischer logischer Schluss, der deduktiv
von generellen Behauptungen

A "Alle Kreter lügen"
B "XXX ist ein Kreter"

zur Folgerung vorstösst:

C "XX lügt"

ist nicht von einer physikalischen Vor- und Nach-
zeitigkeit und von sogenannten "Naturgesetzen"
abhängig.

WENN der Satz A über die Kreter stimmt, und WENN
der Satz B über XX stimmt, dann wird der Folgesatz
C auch stimmen. Stimmt der Folgesatz C nicht, dann
war mindestens einer der Ausgangssätze A und B
falsch.

Anders bei Ursache und Wirkung: ihnen liegen
physikalische Zusammenhänge zugrunde, nicht Denk-
prozesse. Die "Naturgesetze", die wir diesen
physikalischen Prozessen unterschieben, sind aber
Ergebnis unserer Beobachtungen und unserer Deutung
dessen, was sich in Beobachtungen und Messungen
erfassen lässt. Die physikalischen Zusammenhänge
sind vermutlich so ähnlich wie die Naturgesetze,
die wir als menschliches Gedankenprodukt in den
Lehrbüchern formuliert haben, denn letzteren
liegt eine grosse Anzahl Einzelbeobachtungen
zugrunde.

Trotzdem ist der Zusammenhang zwischen Ursache und
Wirkung (weil physikalisch) wesensverschieden von
dem zwischen Voraussetzungen und Schlussfolgerung
(rein gedanklich und analytisch).

Diejenigen Forscher, die über die Jahrhunderte
aus zahllosen Einzelbeobachtungen das Lehrbuch-
wissen (als Deutungsmodell) herausdestilliert
haben, haben natürlich gehofft oder impliziert,
dass die Natur ähnlich konsequent handelt wie
das abstrakte menschliche Denken funktioniert.
Und in der Regel ist die Natur konsequent genug,
dass sich das meiste Lehrbuchwissen in Form von
Technik irgendwo praktisch verwenden lässt.

Im Quantenbereich versagt aber die Analogie
zwischen gedanklichen Schlussfolgerungen und
physikalischen Ursache-Wirkung-Zusammenhängen.
Etwa wenn man bestimmte Eigenschaften von
Lichtquanten nur mit der Bislokation erklären
kann - d.h. ein Lichtteilchen ist gleichzeitig
an zwei Stellen (oder mehr).

Gruss

Odin


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