Der Artikel enthält jedoch einige wichtige Punkte

Geschrieben von Elias Erdmann am 26. Dezember 2005 00:33:30:

Als Antwort auf: Re: Copyright geschrieben von Forumsmaster am 25. Dezember 2005 20:26:34:

Hallo Johannes

> … Und einmal abgesehen vom zweifelhaften Inhalt des Artikels ….

Die meisten Punkte entsprechen tatsächlich dem aktuellen Stand der historischen und theologischen Forschung. Und einige dieser Aussagen gehen dabei sogar sehr wohlwollend von der (unbewiesenen) Annahme aus, dass zumindest ein paar Fragmente in de Evangelien einen historischen Kern haben könnten. Daraus erklärt sich auch die Aussage, dass Jesus in Nazareth geboren sein soll und nicht in Bethlehem. Man weiß heute sehr genau, dass die Bethlehem-Geschichte gar nicht der historischen Wirklichkeit entsprechen kann, sondern dass sie in erster Linie auf alttestamentarische Motive zurückgeht (z.B. Micha 5,1-3). Da die Bethlehem-Geschichte nachweislich frei erfunden ist, bleibt Nazareth die einzige plausible Alternative, wenn man von der bereits erwähnten wohlwollenden Annahme ausgeht.

Ein ganz wichtiger Punkt in diesem Artikel ist die Aussage, dass die Propheten des Alten Testaments das Kommen Jesu gar nicht vorhergesagt haben, sondern dass sie die Einzelheiten der Weihnachtsgeschichte aus den Weissagungen des Alten Testaments erschlossen haben.

Das ist keine bloße Theorie oder Meinung, sondern man kann sogar zweifelsfrei beweisen, dass die Evangelien in einigen Punkten sehr gut zum alten Testament passen aber überhaupt nicht zur historischen Realität. Und dadurch ist ganz offensichtlich, wie die Evangelisten tatsächlich gearbeitet haben.

Ich habe in der Vergangenheit schon mehrfach darauf hingewiesen: Die Jesus-Geschichte wurde ganz gezielt von den Autoren des neuen Testaments so geschrieben, dass sie zu den alttestamentarischen Messias-Erwartungen passt (zuletzt hier - Sonderfall B).

Wenn wir diese Fakten berücksichtigen, dann müssen wir nicht nur die Evangelien, sondern auch die alttestamentarischen Prophezeiungen vollkommen anders bewerten und interpretieren. Dann müssen wir auch die Frage beantworten: Warum haben die Evangelisten solche Geschichten erfunden? Was wollten sie damit ausdrücken? Dann müssen wir uns mit der damaligen Denkweise und Erzähltradition beschäftigen, mit den mythischen Motiven, mit der allegorischen Methode, mit dem dreifachen Schriftsinn, mit dem Prinzip von Verfleischlichung und Vergeistigung, mit Logos und Mythos usw.

Und dann bekommen wir auch eine vollkommen andere Sichtweise auf die biblischen Prophezeiungen, die angeblich demnächst eintreffen sollen.

Viele Grüße

Elias



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