Die verhüllte Sprache der Mythen und Propheten

Geschrieben von Elias Erdmann am 26. Dezember 2005 14:41:00:

Als Antwort auf: Re: Die Durchmischung von Prophezeiungen mit religiösen Bestandteilen geschrieben von Baldur am 26. Dezember 2005 02:05:10:

Hallo Baldur

> Wenn die religiöse Grundlage durch einen nichtgläubigen Beobachter
> nicht glaub-würdig erscheint, fällt auch die Glaub-Würdigkeit des profanen, > prophetischen Textanteils weg.

Mir geht es eigentlich um etwas anderes. Wir müssen eine falsche Grundnahme korrigieren und das hat ziemlich weitreichende Konsequenzen.

Viele bibeltreue Christen gehen davon aus, dass die Evangelien ein exakter historischer Bericht sind und das alles wirklich so geschehen ist, wie es in der Bibel steht. Wenn dem so wäre, dann wären die Messias-Prophezeiungen schon ein verblüffendes Phänomen.

Nun kann man aber nachweisen, dass die Evangelisten die Jesus-Biographie ganz bewusst so gestaltet haben, dass sie zum alten Testament passt - und sie passt selbst da, wo es historisch gar nicht möglich ist. Damit sind die scheinbaren Messias-Prophezeiungen erklärt. Aber das wirft eine ganz andere Frage auf:

Warum wurden die Geschichten erfunden?

Manchmal wird behauptet, es ginge darum, Jesus aufzuwerten.

Das klingt zunächst logisch. Aber warum wurden dann die vielen anderen Mythen auch erfunden? (z.B. Hercules, Mithras, Osiris, ...) Die Evangelien sind da überhaupt kein Sonderfall. In der ganzen damals bekannten Welt wurden Mythen erfunden - und immer wieder nach dem gleichen Strickmuster. Bei Osiris gab es Tod und Auferstehung. Hercules entging einem Kindermord. ...

Und das setzt sich fort bis hin zu Schneewitchen. Auch sie entgeht einem Kindermord, stirbt und erwacht wieder.

Die Autoren der Mythen und Märchen sind also nicht beliebig kreativ, sondern sie wiederholen und variien seit Jahrtausenden immer wieder die gleichen Motive.

Die Idee, es ginge nur darum, den eigenen Glauben aufzuwerten, kann man so nicht aufrecht erhalten.

Es geht um ganz was anderes. Bestimmte geistige Prinipien werden immer wieder auf unterschiedliche Weise verdinglicht und personifiziert. Es geht nicht darum, dass Osiris, Jesus, Schneewittchen wirklich auferstanden sind, sondern es geht bei all diesen Auferstehungen um einen inneren Prozess. Etwas IN UNS kann auferstehen.

Es kann dann auferstehen, wenn wir die Sprache wieder verstehen, in der sich das Göttliche offenbart. Um diese Sprache zu erlernen, wurden uns Geschichten gegeben, die in dieser Sprache zu uns sprechen. Wenn wir diese Sprache gelernt haben, dann erscheinen auch manche Prophezeiungen in einem anderen Licht, die in diesen mythologsischen Geschichten enthalten sind, denn sie sprechen ebenfalls in dieser Sprache zu uns.

Um diese Sprache geht es mir - dass wir die Sprache der Mythen und der Propheten wieder verstehen, damit die innere Auferstehung in uns stattfinden kann. Es geht mir darum, dass die mythischen Motive wieder dazu genutzt werden, wofür sie ursprünglich geschaffen wurden, dass sie wieder eine Brücke zum Göttlichen bauen können.

Viele Grüße

Elias



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