Wer sollte ist die Frage (Freie Themen)

Isana Yashiro, Sonntag, 31.10.2021, 09:06 (vor 908 Tagen) @ Kuddel (740 Aufrufe)

Hallo!

Ich brauchte mich nach der Grundschule nicht mehr mit fliegenden Fäusten auseinandersetzen. Und das ist 45 Jahre her.
Motivation mit Judo anzufangen, war sie Tatsache, dass mich ein Schüler aus einer unteren Klasse und eine Mitschülerin der gleichen Klasse mit einem Judo-Wurf elegant zu Fall brachten. Das wollte ich auch können.

Meine Vermutung ist, daß alle die Dich kennen, auch wissen, daß Du das kannst. Deshalb findet sich keiner mehr, der ausprobieren will, ob Du das kannst.


Jūdō (柔道) ist halt doch nur ein Sport und zu Selbstverteidigungszwecken unbrauchbar. Hast Du mal ausprobiert, ob Du Dich gegen einen echten Angriff verteidigen könntest?

Nein, das habe ich nicht ausprobiert. Gute Judo-Leute würden sehr schnell den engen Körperkontakt suchen, um Werfen zu können und im Bodenkampf mit der Angelegenheit Schluss machen.
Aber wie gesagt, das interessierte meine Mitstreiter und mich nicht wirklich.

Damit sagst Du sehr deutlich, daß Dein Weg weder Fenrizwolf noch mir bei unseren jeweiligen Problemen geholfen hätte.

Wer sollte uns denn bitteschön auch angreifen?

Ja, wer tut so etwas? Das ist hier die entscheidende Frage! Ich hatte noch nie Probleme damit, Feinde zu finden. Das ging im Kindergarten los. Nach ungefähr zwei Wochen Schonfrist hatten die anderen Kinder herausgefunden, daß ich schwach war. Ab da kassierte ich täglich Haue. In der Grundschule traf ich die meisten dieser Schläger wieder. Die Unterschiede waren nur, daß sie Verstärkung gefunden hatten, während ich lernte, daß man ihnen auch entkommen kann. Gelang mir das ausnahmsweise mal, dann nannte ich das einen guten Tag. Außerdem attackierten die Schläger aus meinem Dorf mich auch auf anderen Veranstaltungen wie unseren vielen Dorffesten. Mindestens ein Tritt zwischen die Beine war immer drin. So lernte ich zum Einzelgänger zu werden.

Beim Wechsel auf das Gymnasium hatte ich endlich wieder eine Schonfrist. Ungefähr zwei Monate lang. Die Leute auf dem Gymnasium sind etwas klüger und beobachteten mich darum länger bevor sie sich mich als Opfer aussuchten. Zwar hätte ich die Chance gehabt, mich anders zu präsentieren, aber das hätte die geistige Reife eines Erwachsenen vorausgesetzt. Ich war sehr ängstlich und mißtrauisch, weil ich wußte, daß man bestimmten Leuten besser aus dem Weg geht. Ich hatte vor, solchen Leuten aus dem Weg zu gehen. Genau daran war ich als geeignetes Opfer zu erkennen wie ich nun im Nachhinein weiß. Hinterher weiß man es immer besser.

Darum gelang mir auch immer öfter meinen damaligen Peinigern zu entkommen. Manche darunter respektierten einen schon dafür, daß man sich wehrte, falls man sich wehrte. Ich entkam nicht nur öfter, sondern die Angreifer waren auch eine buntere Mischung. Nicht multi-kulti-bunt, sondern lauter einheimische Verrückte. Schland reicht völlig aus, um Menschen komplett fertigzumachen! Das braucht niemand von anderswoher mitbringen!

Ein Judoka hat tatsächlich auch mal an mir herumgezerrt. Ich bin einfach stehengeblieben bis er aufgegeben hat. Andere Schläger haben versucht Kampfsportler auf mich zu hetzen als sie sich selbst nicht mehr trauten. Mit den meisten davon bin ich natürlich nur ins Fachsimpeln geraten. Aber es gab auch Kickboxer aus einem anderem Dorf und von einer anderen Schule, die extra zu mir kamen, um mich zu schlagen. Es gab sogar Schüler ein paar Jahrgangsstufen tiefer, die mich mit Steinen bewarfen, weil ich offensichtlich als geeignetes Opfer weithin bekannt war.

Also wer uns angreifen sollte, das ist tatsächlich die Frage! Wer tut so etwas? Ich bin eher verblüfft (zumindest ein bißchen immernoch) wenn es jemand nicht tut! Auf einem Klassentreffen hat mir einer der Schlägertypen verraten, daß mein Problem sei, daß ich niemandem wirklich wehtun will. Mir hat auch ein Judoka, den ich gefragt hatte warum er Judo macht, darauf geantwortet, daß er niemandem wehtun will. Probleme mit üblen Schlägern schien er nicht zu haben. Du darfst gerne verraten wie man es schafft so völlig ohne Feinde zu sein!

Gruß,
Shiro


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