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Hermaphrodite & Braveheart (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 28.11.2021, 11:22 (vor 852 Tagen) @ Isana Yashiro (639 Aufrufe)

Lieber Shiro!

Die Straße zum Erfolg ist gepflastert von Niederlagen. Es ist ein Zitat, dessen Ursprung ich nicht kenne, aber es klingt irgendwie kapitalistisch fatalistisch.
Auch wenn ich Dich nicht gesperrt hätte, wäre ich vermutlich in dem Bemühen, mich Dir gegenüber argumentativ zu behaupten, voller Erschöpfung tot zusammengebrochen.
Ich bin mir ziemlich sicher, zu wissen, wie Du im Groben gestrickt bist, doch wäre ein Irrtum oder die Suche nach Feinheiten für mich vermutlich verhängnisvoll, dahingehend, daß ich mich fruchtlos erschöpfe.

Ich habe ein ziemlich warmes Herz für kauzige Typen, halte ich mich doch selbst für einen.
Als immerwährend suchender Nonkonformist habe ich mich durch meine jugendliche Subkultur (Metallmusik) freiwillig ins Abseits des Niles begeben - und das Tragen von Rauschebärten und Hut inmitten meiner vergeudeten Zwanzigerjahre, als dies alles als schrecklich unmodern galt, war letztlich sogar unbeabsichtigtes „Peakocking“, daß zwar gleichgültiger Weise aufmerksamkeitserregend war, mir schließlich doch nicht zu promiskuitivem Beischlaf verhalf.
Als ich vor ca. 20 Jahren die Möglichkeit zu Chatten vorfand, wußte ich mich auch noch nicht so recht anzupassen – konnte mich nicht in Dispersion begeben. So kamen dann Klagen, ob ich immer so geschwollen schriebe, oder ob ich aus der Zeit gefallen sei.

Ich glaube, mir fehlte von Anfang an die Phantasie für die Niederträchtigkeit und inneren Insolvenz der Leute gigantomanischer Gesellschaftsstrukturen.
Man muß nicht einmal die Diagnose „Asperger Syndrom“ haben, um völlig am Alltag der Menschen vorbeizusegeln – die allermeisten sind ein Kennenlernen definitiv nicht wert.
Ich will damit darstellen, daß ich zwar die Fähigkeit habe, mich tarnend als Bestandteil der Masse auszugeben, aber sie lieber in Brand stecken würde, als mich mit ihr gemein zu machen.
Als ich als Kind die Politkerfratzen im Fernsehen sah und deren unaufhörliches Gequatsche über Wirtschaft hörte, wußte ich instinktiv, daß das alles hohles Zeug ist, und schlimm enden muß.
Wenn ich heute Post von der Bank bekomme, schreiben mir Melvin und Bennett. Es tut mir leid, aber ich habe Probleme, Leuten mit diesen Namen ernst zu nehmen.

Zu den Zeiten, als das Chatten noch Überraschungen bergen konnte, war es mir eine Gewohnheit, mit den Damen ins Telefongespräch überzugehen. Und dann war da eine, die erzählte mir dauernd von solch komischen Namen – eben wie Melvin und dergleichen.
Irgendwann ist es aus mir aus herausgeplatzt, und ich fragte: „Was sind das eigentlich für Scheißnamen, die Du da immer wieder erwähnst? Das klingt ja gräßlich.“ Die Antwort kam prompt: „Das sind die Namen meiner Kinder, Du Arschloch.“ Tut… tut… tut…
An ein förderliches Gemeinwesen habe ich, mit Abstrichen, unter der Qual von Widersprüchen bis eben jenen Moment geglaubt, als ich straffrei niedergemäht wurde, und die Staatsmacht es für selbstverständlich befand, Gewalt über meine Nachkommenschaft zu haben, während ein an sich krimineller Akt anderer ursächlich war.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang folgte dann auch noch ein Steuerstrafverfahren aus Fehlberatung, und ein Viertelmillion meiner Eltern löste sich in Rauch auf.

Danach würde ich abermals gebrandmarkt, verraten und verkauft, und die Angelegenheiten schwelen bis heute, da man schon reich sein muß, um Recht zu bekommen, oder auch nur vom Zahnarzt anständig versorgt zu werden.
Ich war zwar nie besonders privilegiert, aber das gutbürgerliche Leben unterschied uns von dem Bodensatz der Gesellschaft.
Heute kämpfen wir um die Existenz, während der Bodensatz der Gesellschaft vermeint, über Leib und Leben bestimmen zu dürfen.
Alles was mir Grund gibt, morgens überhaupt aufzustehen, ist in seinen Grundfesten indirekt bedroht.
Ohne es darauf angelegt zu haben, befinde ich mich fast mit jeder Institution in Konflikt, während das Einkommen durch harte Arbeit kaum zum Überleben reicht.

Die Situation gleicht ein wenig den Zeiten, als der Internatsschüler Himmler sich um das Erbe seiner Vorfahren betrogen fühlte.
Ich mag zwar dumm sein, aber in Sachen Mustererkennung bin ich vermutlich besser als Du denkst, auch wenn ich trotz meiner Leutseligkeit nicht alles preisgebe, was mich treibt.
Im Gegensatz zu früheren Tagen, habe ich aber weder die Freiheit (bin nun Arbeitssklave), die Mittel noch die Zeit, mich ausgiebig mit interessanten aber herausfordernden Menschen zu beschäftigen.
Meine Muskelprotzerei magst Du mir bitte nachsehen. Auch wenn ich in Sachen Körpergröße und Körperbau im Erwachsenenalter gewisse Vorteile gegenüber anderen Leuten haben mag, erfahre ich in meinem bescheidenen Bemühen, überhaupt agiler zu werden, wie voll die Welt von Begrenzungen ist.

Zu ernsthaftem Kraftsport im Wettbewerb wäre ich durch körperliche Mängel, entstanden durch eine fast totbringende Herzmuskelentzündung womöglich nicht in der Lage, aber ich will auch keine Urteile anderer Menschen, sondern ich will mir selbst gefallen, und strebe Wachstum in Zeiten der Schwäche an.
Heute bin ich ein Bauarbeiter, dessen Schicht jeweils unabsehbar ist, der kaum mit dem unterbezahlten Einkommen die Familie ernähren kann, und abends einfach nur müde und haßerfüllt in den Spiegel lächelt, um zu bemerken, daß er schon vor einem Jahr den Zahnarzt nicht hätte bezahlen können.

Aufgrund der Karatefilme, insbesondere Karate Tiger mit Jean Claude van Damme, habe ich selbst von dieser Ästhetik der Bedrohung geträumt. Als ich dann mal im Dojo angemeldet war, war ja nur Tanzen angesagt, und da abends kein Bus mehr kam, durfte ich dann kostenlos beim Kickboxen mitmachen – als Lümmel mit so gruselig alten und großen Männern.
So ein großer polnischer Klitschko-Verschnitt, meinte mich damals mal zum Träning (von Tränen) motivieren zu können, und meinte nur „versuch mich mal zu treffen“; der Kerl war so irre groß und schnell und muskulös, daß ich heute noch keine Filme mit Hans Lundgren anschauen kann, weil meiner Imitation eines Bemühens ein Schlag folgte, der wirklich nicht nur meine Brust, sondern auch die Geschoßdecke beben ließ.

Was mir aber damals schnell auffiel, war daß, diese vermeintlichen Massemonster im Gegensatz zu mir keinerlei Kondition hatten – mit Ausnahme dieses Polen-Klitschko. Nachdem der Karatte-Lehrer meinen Nachbarn mit einem dicken Veilchen zur Schule schickte, und Zeugen davon berichteten, daß eben jener noble Lehrer der Kampfkünste in der Straße seines Dojos sämtliche Autospiegel abgetreten hat, mußte ich dann auch da weg.

Die noch vor meiner Volljährigkeit stattgefundenen Probetrainings im Boxen waren das schon besser. Aber Seilchenhüpfen konnte ich nicht, und finde es immer noch doof, auch diese Schule der Doppeldeckung, wie Graciano Rocchigiani sie damals meisterlich vorführte, fand ich eklig, da man so keine Kraft hinter den Schlag bekommt.
Ich habe mir dann später zuhause einen Sandsack aufgehängt, und das geübt, was anderorts abzuschauen war. Letztlich war es infantiles Spiel, aber mit adultem Körpergewicht war mir klar, daß das niemand aushält, der sich mir in den Weg stellt.
Vielleicht ist das auch ein heimlicher Weg für Dich. Häng dir einen nicht zu leichten Boxsack auf, und schau Dir ab, wie man die Bewegungen ausführt, oder mach Karate, wie Du es kannst.

Freilich ist das kein Konflikt, der dumme Sack haut nie zurück, aber es ist wirklich glückseligmachend, wenn Du merkst, wie Deine Koordination mit samt der Muskeln, nicht grundlos ein beeindruckendes Maß an Bedrohlichkeit aufweisen.
Du bist ein viel zu intelligenter Typ, als daß Du Dich jetzt unterkriegen lassen würdest. Bleibe bei Dir.
Je, mehr ich lese und mich hineinfühlte, desto mehr glaube ich, daß Dir Unrecht getan wurde. Aber ich kann mich auch irren, und zumindest intellektuell kannst Du ja hart schlagen.
Ich hätte zumindest kein Problem mit einem Asperger. Wohl niemand hier. Du brauchst vielleicht nur Deinen eigenen Platz, um Unersetzliches zu leisten.

Vielleicht kann man es ja noch mal mit Dir probieren. Dann aber bitte weniger großspurig und besserwisserisch – ach, stimmt, geht ja gar nicht. Aber warum nicht. Ich darf das nicht entscheiden.
Für mich stehen da die zwar die harten Intellektuellen Schlachten im Raum, aber im Gegensatz dazu auch immer die Aussagen eigener Schwäche, die sich doch kein Vollkornnarzißt leisten möchte.
Mit Verlaub, aber unabhängig von anderen, die wohl auf dieselbe Idee gekommen sind, getraue ich mir zu sagen, daß ich vermute, daß Du mit einer Besonderheit unterwegs bist, die einerseits eine Schwäche sein mag, aber anderseits eine scharfe Waffe ist.
Ich finde Aspis spannend, teils respekteinflößend in manchen Dingen. Ich könnte mir gar vorstellen, nach allem was ich bisher weiß, mit einer derart veranlagten Frau zusammen zu sein.
Zuerst solltest Du den Affen in Dir entdecken, und zulassen, daß weibliche Gesäße das vielleicht Eindrucksvollste nach der Sonne sind.
Ich könnte vermutlich auch nicht jeden Lady Boy von einer echten Frau unterscheiden. Und auch nicht alle echten Frauen sind wundervolle Wesen.
Es geht nunmehr um das Prinzip. Ohne Östrogene sieht auch keine männliche Nutte einer Frau ähnlich, genau so wenig muß eine Frau schlecht aussehen, wenn sie teils männliche Merkmale hat.
Ich war kürzlich in einer Wohnung, wo wir die Türen anpassen sollten. Leichtes Spiel, dachten wir, doch jede Tür mußte gekürzt werden.
Die Dame der Wohnung empfing uns mit der Warnung, daß uns Bollywood-Musik aus dem Fernseher unangenehm aufstoßen könnte.
Besonderheit war, daß sie graues Haar hatte. Mhm, ja. Seltsamerweise machte es sie nicht weniger weiblich und interessant, demgemäß, daß man heimlich mal hinterherschaut.
Falls Dich das interessiert – jeder Mann und jede Frau schaut aus, und ist von entsprechenden Reizen zu begeistern.
Es scheint alles andere als aussichtlos, Dich zu einem Zuchtbock zu kühren, sofern die lieblichen Sinne mitspielen.
Der reguläre Beischlaf ist eine freudvolle Sache, wobei es auf das Wetter der Frau ankommt.
Überhaupt sind Frauen verdammt interessant, teils von beindruckender Schönheit und auch in ihren schwachen Phasen locker von einem Mann zu tragen.
Falls Du Die Dame nicht schleppen kannst, suche eine andere.
Ich finde Frauen so interessant, daß ich in Abwesenheit von Streß gerne mehrere beglücken möchte.
Leider habe ich so viel Streß, daß ich zu dumm zum Beischlafen bin.

Ich finde, Du gehörst mal an die richtige Adresse.
Ein Rappe geschüttelt von der Wut
Auch Frauen mögen Sex.

Gehe mal Chatten. Es wird Dich erschüttern, und geistig entjungfern, aber abzüglich der
jugendlichen Selbstdarstellerinnen, gibt es da tatsächlich welche, die jemanden wie Dich suchen.

Sag niemals nie.

Fenrizwolf


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