Schubladen (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Dienstag, 22.12.2015, 19:22 (vor 3048 Tagen) @ rauhnacht (4410 Aufrufe)

Hallo Rauhnacht,

Aber: die Gottesvorstellung ist so überhaupt nicht meine. Allumfassender Geist und Demiurg als Schöpfer der Welt ect. glaub ich nicht.

Respekt, gesunder Instinkt!
Mein Satz "O.E. Bernhardt hat m.E. die meisten Ideen/Themen seiner Vorträge der Gnosis entnommen" ist missverständlich, weil viele stillschweigend voraussetzen, die Vorstellung eines garstigen Demiurgen wäre gemeinsames Kennzeichen aller gnostischen Glaubenssysteme. Ist aber nicht so. "Gnosis" als Sammelbegriff um die Inhalte der "Gralsbotschaft" zu kennzeichnen, war hier ebenso ungeeignet, wie es der Sammelbegriff "unsere politischen Nachbarn" wäre, wenn ich Staatsform, Sprache, Essgewohnheiten usw. der Schweizer ODER der Dänen charakterisieren wollte.

Gemeinsames Kennzeichen:
"Den Ausgangspunkt der Gnosis bildet die Annahme eines unüberbrückbaren Gegensatzes zwischen einem fernen und dem menschlichen Denken unerreichbaren guten Gott und der dem Menschen umgebenden materiellen Welt."

die eine große Schublade diverser gnostischer Weltanschauungs-Richtungen:
"Diese Welt ist dem Gnostiker von Natur aus böse, denn sie ist nicht - wie im Zoroastrismus oder in der Religion des Alten und Neuen Testaments - die Schöpfung des guten Gottes, sondern wurde vielmehr entweder von einem seit jeher bestehenden bösen Prinzip hervorgebracht, ..."

die andere große Schublade diverser gnostischer Weltanschauungs-Richtungen:
"oder entwickelte sich - dies nach einer anderen gnostischen Anschauung, - aus einem gefallenen Teil des ursprünglich guten göttlichen Prinzips, das damit in sich selbst entzweit ist. Dabei gilt dem Gnostiker die menschliche Seele als wesensgleich mit dem göttlichen Prinzip, sie ist jedoch in der gegenwärtigen unheilvollen Situation von ihrer ursprünglichen lichtvollen Heimat getrennt und an die Materie gebunden. Die Erlösung besteht in der Erkenntnis (= Gnosis) dieser Wahrheit, wodurch der Mensch die als Lichtfunke gedachte Seele von der ihr anhaftenden Materie befreien und der als Lichtreich versinnbildlichten Gott-Fülle zuführen kann. Diese Erkenntnis ist nun allerdings dem Menschen nicht aus sich selbst heraus möglich, er bedarf dafür vielmehr eines Erlösers, der die Seele an ihren göttlichen Ursprung erinnert und ihr den Weg zurück ins Lichtreich weist. Dieser Erlöser ist in der christlichen Gnosis Christus."

In der ersten Schublade findet man z.B. die Katharer, aus der zweiten Schublade kramte m.E. Bernhardt die Vorlage für seine Texte.

(Zitate aus: Bernhard Maier: "Die religionsgeschichtliche Stellung der Anthroposophie.")

besinnliche Saturnalien,
Gruß
Ulrich


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