Faktum "veränderbare persönliche Schauungen"? (Schauungen & Prophezeiungen)

NeuOrest, Sonntag, 16.02.2014, 20:26 (vor 3722 Tagen) @ WG (4164 Aufrufe)

Hallo,

meiner Meinung nach handelt es sich bei "veränderbaren persönlichen Schauungen" nicht um ein Faktum, sondern um eine These.

Meine Arbeitsthese widerspricht dieser Auffassung und geht konform mit BB's Standpunkt: wenn eine Zukunft geschaut worden ist, so ist dies die unabänderliche, bevorstehende Zukunft.

Schauungen sind keine 100%igen Abbildungen der Realität, wie wir sie verstehen. Schauungen zeigen, was in einem Augenblick ist.
Das in einem Augenblick Seiende ist immer mit dem erfahrenden Subjekt verbunden. Die Sinnes-Eindrücke werden durch das Subjekt aufgenommen und sortiert. Das Subjekt bestimmt in einem gewissen Rahmen, welche Inhalte es fokussiert und gleichsam in seinem Inneren widerspiegelt. Es reagiert innerlich darauf - mit Gedanken, Emotionen und Reflexen. Auch stehen viele Augenblicke im Schatten von Erwartungen, Grundeinstellungen, kürzlicher "größerer Lebensereignisse und -themen"...
Eine Realität ohne Erfahrenden ist nicht existent.

Schauungen lassen nun einen erfahrbaren Film entstehen. In diesen Film werden alle Informationen eingewoben, die im Augenblick der Verschränkung mit dem Bewusstsein des Erfahrenden in der Zukunft vorhanden sind - unabhängig, ob sie aus seinem Inneren oder dem Äußeren kommen.
Zusätzlich sind die Aktivitäten, die ich als Empfänger durch mein Inneres (z. B. Gedanken, Gefühle, Reaktionen, Wünsche, Erwartungen) erzeuge, ebenfalls Teil des "Seienden". Somit fließen sie auch in den Schauungsfilm ein.


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Abbildung: Übersicht über Einflussfaktoren, die eine Schau entstehen lassen.


Welche Information wie gewichtet wird, scheint mit der Kraft zusammenzuhängen, die ihr durch unsere Aufmerksamkeit/unser Bewusstsein gegeben wird.
Wenn ein Ereignis sehr starke innere Ängste hervorruft, aber der äußerliche Eindruck wenig aufregend ist, wird die Angst Thema des Films.

Konkretes Beispiel eines Ablaufs: "Ein anderer PKW-Fahrer nimmt mir die Vorfahrt. Ich erschrecke mich heftig und befürchte die bevorstehende Kollision. Ich kann noch über den Bürgersteig ausweichen und so einer Kollision entgehen. Der Schreck steckt mir noch einige Minuten in den Knochen."
Die Schau hierzu zeigt die gleiche Ausgangssituation (wacher, empfangsbereiter Geist für Sinneseindrücke). Es findet jedoch die Kollision mit dem Auto statt.

Warum diese Abweichung? Weil die Angst/das befürchtete, fast plastische Ereignis so kraftvoll war, dass es im "Schauungs-Film" dominant geworden ist. Demgegenüber verlor der Eingang der sinnlichen Informationen an Relevanz - die übermäßige Aufmerksamkeit (die für den Fokus-Moment gesorgt hat) konnte abgezogen werden, da wieder routinierter Straßenverkehr. Die Emotion/Angst blieb das dominante Seiende.
Somit ergibt sich eine zweigeteilte Schau: erst eine Darstellung der sinnlichen Eindrücke, dann der inneren Vorgänge - vereint in einem "Schauungsfilm".

Es findet keine Veränderung der Ereignisse statt. Wir sehen sie nur "verzerrt" - bzw. nicht unseren Erwartungen gemäß. Dramatisierungen wie im obigen Beispiel sind nur eine Möglichkeit von vielen.

Vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen, dass Ereignisse in Schauungen anders dargestellt werden und nicht den Ansprüchen entsprechen, die wir gerne an sie stellen möchten.
Dann erklären sich scheinbare Paradoxa, wie in der Straßenbahnschau, ohne "Hirnknoten" zu produzieren...

Viele Grüße!


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