letzte Worte (zum leidigen Thema "Mayakalender") (Freie Themen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Mittwoch, 28.02.2024, 09:00 (vor 59 Tagen) @ detlef (822 Aufrufe)

Hallo Detlef,

was den Steiner angeht, den tu ich mir nicht noch mal an.
da darf jemand anderes nach mayas schauen.

wer Christian Rosencreutz für eine historische Person hält, die den Orden der Rosenkreuzer gegründet habe, und sich selbst für die Reinkarnation des Aristoteles, der darf mir nichts über die Mythologie der Maya erzählen, und auch sonst nichts. Den würde ich nicht mal nach dem Weg zum Bahnhof fragen. Steiner mag in jungen Jahren "edle Absichten" gehabt haben, ist aber NACHWEISBAR völlig entgleist und hat seiner Jüngerschaft irres Zeug erzählt. Wer jemals mit den Langzeit-Folgen seiner Gehirnwäsche, die das bei dessen Jünger*innen nach sich zieht konfrontiert war, der sieht das kritischer. Der Spinner kommt (für mich) als "Quelle" keinesfalls in Frage.

encyclopedia britannica
elfte edition 1910-1911
unter Mexico

Hier finde ich einen völlig anderen Text:
https://archive.org/download/EncyclopaediaBritannicaDict.a.s.l.g.i.11thed.chisholm.1910-1911-1922.33vols18.EncycBrit.11th.1911.v.18.MED.MUM..pdf

Was in der "encyclopedia britannica zum Thema zu finden ist, fasse ich zusammen: Die einen sagen so, und die anderen sagen so.
So wird das nichts.

bzgl. Maya:
"Neben einem zivilen
oder profanen Kalender mit 365 Tagen kannte man einen rituellen oder
religiösen Kalender mit 260 Tagen. Aus der Verbindung dieser beiden
Systeme ergab sich die sogenannte Kalenderrunde, die 18 980 Tage oder
52 zivile Jahre umfasst. Diese Einheit wurde in der sogenannten «Lan-
gen Zählung» zur Berechnung größerer Zeiträume und zur Fixierung
historischer Ereignisse verwendet. Im rituellen Kalender wurde jeder
Tag durch die Kombination einer Zahl von 1 bis 13 mit dem Namen
einer Schutzgottheit bezeichnet. Die Zahl der Schutzgötter (20) ent-
spricht dabei der Anzahl der Tage eines Monats und der Zahl der
menschlichen Finger und Zehen, während man die Zahl 13 zu den Ge-
lenken des menschlichen Körpers (je sechs Arm- und Beingelenke und
ein Genick) in Beziehung setzen kann."

und:

bzgl. Azteken:
"In seinen Grundzügen ähnelte das religiöse Weltbild der Azteken
dem der benachbarten präkolumbianischen Kulturen Mittelamerikas.
Wie für die Maya bestand auch für die Azteken der Kosmos aus Erde,
Unterwelt und Himmel, von denen die beiden zuletzt genannten Sphä-
ren mehrere übereinanderliegende Ebenen aufwiesen, und wie die Maya
verwendeten auch die Azteken nebeneinander einen zivilen und einen
rituellen Kalender mit 365 bzw. 260 Tagen. Damit war die Vorstellung
einer Abfolge von Weltaltern verbunden, in der man die Gegenwart als
fünft es und letztes Zeitalter deutete. Eine symbolische Darstellung
aztekischer kosmologischer Vorstellungen bietet der sogenannte «Son-
nenstein», eine kreisrunde Basaltskulptur von gut dreieinhalb Metern
Durchmesser, die 1790 bei Bauarbeiten in der Nähe der Kathedrale von
Mexiko-Stadt entdeckt wurde und vermutlich aus dem großen Haupt-
tempel von Tenochtitlán stammt."

Bernhard Maier: "Weltgeschichte der Religionen. Von der Steinzeit bis heute."

außerdem:

"Das Popol Vuh, sekundiert vom Chilam Balam, läßt die Schöpfungsgeschichte sich in vier Zeitaltern vollziehen, drei „prähistorischen" und einem „historischen", und in jedem dieser Zeitalter wird eine andere Menschheit geschaffen, die am Ende des Zeitalters wieder vernichtet wird ; im nächsten Zeitalter kommt eine neue, bessere, bis endlich im vierten die jetzige Menschheit erscheint und dann auch bleibt."

W. Schmidt: "Die Weltzeitalter des Popol Vuh als Schichtung der Maya-Kultur"


deshalb:

Die Kalender-Rechnung mit 365 und 280 Tagen haben die Maya entworfen. Sie wurde von den Azteken übernommen.
Die Mythologie der Maya berichtet von drei PRÄHISTORISCHEN Welten, in denene es keine Kalenderrechnung gab, und einer weiteren - historischen - der Zeit in der die Maya (und wir) leb(t)en, und die "BLEIBT".
Die zweite der drei prähistorischen Welten ging laut Überlieferung durch eine Naturkatastrophe unter, einer Flut. Eine Kalenderrechnung existierte nicht während der drei untergegangenen prähistorischen Welten.

Den letzten Satz bitte hundertmal an die Tafel schreiben :rotfl:

Die Azteken übernahmen die Kalenderrechnung der Maya, wandelten die Überlieferung von 3 prähistorischen untergegangenen Welten und einer vierten in der sie (und wir) leb(t)en ab, erzählten von 4 (statt 3) untergegangenen welten, verknüpften diese Untergänge mit dem Kalender-System, das sie von den Maya übernommen hatten, legten sie somit auf die "Schnittstellen" der jeweiligen Zyklen ihres übernommenen Kalenders.

Eine Quelle, die das nicht sortieren kann (wie z.B. "Knaurs Versunkene Kulturen", deine 2. "Quelle"), auf die ist geschissen, die schafft nur Verwirrung, stellt die historische Abfolge auf den Kopf und entstellt den tatsächlichen Zusammenhang.

Soweit ich sehen kann, gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Maya bei der Konstruktion ihres Kalendersystems irgendeine Idee mit dem Untergang einer der aufeinanderfolgenden Welten im Sinn gehabt hätten. Das ist alles erst das Ergebnis einer Zuschreibung durch die Azteken, einige hundert Jahre später.

(Das war noch so ein Satz, den man sich merken darf)

Und die Genies Jose Argüelles und Terence McKenna haben das aufgegriffen, um ihrer computerisierten "Timewave Zero", ihrer "Novelty Theory", als einem Bastard aus Teilhard de Chardins missverstandener "Omega-Punkt"-Theorie, verwurstet mit Alfred North Whiteheads Überlegungen zum Thema "Singularity", eine - vermeintlich - historische Grundlage zu verschaffen.

Ist ja noch übler als die Fakepostbriefe.

Bin fertig mit dem Thema.

Gruß,
Ulrich


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