Re: Fred, oder wie er die Welt sieht

Geschrieben von HotelNoir am 26. Juni 2006 11:07:45:

Als Antwort auf: Re: Fred, oder wie er die Welt sieht geschrieben von detlef am 25. Juni 2006 20:23:39:

>hallo,
>>denkst Du wirklich, dass man die spätzivilisatorische Phase der Römer und Griechen mit den heutigen Zustände vergleichen kann? War die Familie/Sippe zu einer anderen Zeit derart unwichtig geworden wie heute im Westen? Ich muss gestehen, ich habe nur sehr rudimentäre Geschichtskenntnisse.
>ja, das denke ich. im spaeten roemischen reich wurden offensichtlich die gemeinschaftlichen interessen immer staerker durch persoenliche interessen verdraengt.
>mit den gleichen folgen wie heute.
>ungehemmte, weil verantwortungslose, ausnutzung der schwaecheren durch die staerkeren duerfte eine sehr wichtige rolle gespielt haben.
>nimm dagegen das primitive fruehe mittelalter.
>z.b. beim gefolgschaftsschwur. da legte der zukuenftige gefolgsmann dem herren das schwert mit der spitze voran auf den schoss. der herr schlug dann mit der flachen seite des schwertes auf die schulter des gefolgsmannes.
>jeder von beiden hatte also die moeglichkeit, den anderen zu toeten.
>was beide trug, war gegenseitiges vertrauen durch eine gemeinsame idee.
>und diese ideen, die die grundlage von kulturen sind, lassen menschen die gemeinschaft ueber das individuum stellen.
>in der endphase roms dagegen waren morde auch innerhalb der familien aus egoistischen motiven durchaus haeufig.
>und kein spaetroemischer herr waere auf die idee gekommen, jemanden mit gezueckter waffe in seine naehe kommen zu lassen.
>auch wenn die technik heute anders entwickelt ist, als bei den roemern, der ruecksichtslose egoismus/individualismus ist der gleiche.

***Hallo Detlef
Egoismus und Individualismus sind nicht dasselbe. Mir scheint Du verwechselst das hier. Egoismus ist immer da, auch in sippenhaft organisierten Gemeinschaften. Anpassung an Strukturen kann genau so egoistisch sein wie die Nicht-Anpassung. Das ist eine Frage der Motivation. Individualismus ist etwas komplett anderes, weil er auch dazu führen kann, sehr hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitmenschen zu entwickeln. Einen Individualisten bringst Du auch kaum dazu, im Namen von irgendwem Krieg zu führen. Individualismus bedeutet auch Selbstbesinnung, d.h. die Weigerung Werte der eigenen Kultur stillschweigend zu übernehmen.

>>Klar wird tendenziell die Gruppe in dem Masse wichtiger, wie der Überlebenskampf zentrales Thema ist. Insofern ist der Individualismus eine Folge von Wohlstand und Wohlstand führt irgendwann wohl immer zu Dekadenz und Zerfall und in der Folge wieder zu barbarischen Zeiten.
>ja. ich lehne mich da stark an oswald spengler.
>der hat schon vor dem ersten weltkrieg spaeter zutreffende prognosen ueber die gesellschaftliche entwicklung gemacht. durch vergleiche verschiedener kultur/zivilisationskreise.
>wenn wir die darwinistisch/christliche evolutionslehre (alles neuere ist besser, als das vorherige) konsequent betrachten wuerden, muessten wir dann nicht zugeben, dass wir trotz, oder gerade wegen all unserer technischen entwicklungen als spezies ein evolutionaerer irrtum waeren?

***Weisst Du denn wie die ganze Geschichte ausgeht? Dann kannst m.E. auch nicht behaupten, dass unsere Spezies ein Irrtum

Grüsse HotelNoir

>gruss,detlef


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