@Ulrich - Antwort über Software-Analyse und Entwicklung (Schauungen & Prophezeiungen)

DerBerliner, Freitag, 17.08.2012, 00:00 (vor 4277 Tagen) @ Ulrich (3870 Aufrufe)
bearbeitet von DerBerliner, Freitag, 17.08.2012, 00:21

Tja, Ulrich,

hier haben wir ein klassisches Sender-Empfänger Problem und vielleicht (?) zusätzlich die Tatsache, daß Du möglicherweise mangels Sachkenntnis der Materie meine Aussagen völlig anders vetstehst (oder verstehen willst?) als ich sie meinte und m.E. auch schrieb. Den leisen Verdacht einer tieferen Abneigung bei Dir gegen meinen "Berufsstand" lasse ich mal außer vor.

Warnung:
Alle Leser, die das Thema Informatik nicht interessiert und/oder die nicht mindestens über grundlegende Informatik-Kenntnisse verfügen, sollten hier bitte aufhören zu lesen. Was folgt, hat NullKommaNix mit dem Forumsthema zu tun und die meisten werden meine Thesen und Aussagen eh nicht verstehen können und noch weniger bewerten können. Man verzeihe mir bitte, aber das ist eine Replik auf den Anschuß von Ulrich, die naturgemäß sehr technisch ist.

Also versuche ich nochmals eine genauere Interpretation:

der geneigte Leser schließen darf, daß Du oberhalb der "unteren Stufen" weilst, sozusagen "über den Überheblichen".

Wenn man insgesamt so um die 150 Mannjahre (aus der schnellen Erinnerung grob überschlagen) an Software-Entwicklung und alles "aus eigener Tasche" konzipiert, "designed" (also konkret in Planung umgesetzt), die Entwicklung geleitet und an entscheidenden Stellen selbst programmiert hat, dann wäre es schon eine böse Verfälschung der Tatsachen, wenn man sich selbst noch zu den "unteren Stufen" (oder den mittleren) der Berufserfahrung zählen würde. Das wäre nun wirklich falsche Bescheidenheit und an der Realität völlig vorbei. Nur am Rande sei bemerkt, daß alle meine Projekte ausnahmelos zum Laufen kanem, wenn auch nicht immer in der ursprünglich erwarteten Zeit, aber das hat noch niemand geschafft.

versuchst Du....nach meinem Verständnis immer wieder den Anschein zu erwecken, die Art Deines Broterwerbes befähige Dich dazu, die Dinge "richtiger" zu sehen als Andere.

Nicht die Art des Broterwerbs, sondern die die sehr spezielle Tätigkeit und sehr langjährige Erfahrung als "System-Analytiker, der sehr komplexe Software-Systeme entwirft" hinterläßt sicher in der betreffenden Person gewisse Erfahrungen und "Spuren", die (nicht nur, sondern neben anderen Faktoren aus frühester Jugend) bei mir sicher zu einem erhöhten Ausmaß an Kritikwilligkeit und -Fähigkeit und Analysefähigkeit komplexer Sachverhalte geführt haben - und zwar nicht nur im Job, sondern automatisch auch generell. Das mag bei einigen anderen Menschen durch andere Faktoren beeinflußt worden sein kann, bei mir ebenfalls, aber doch stark durch den Beruf. Ja, das sehe ich so.

Sachverhalte zu analysieren, das ist nicht jedermanns Sache. Das sieht man bei Politkern und der Journaille täglich und ist dort die Regel.

Und das hat dieser Faden doch perfekt gezeigt: BB analysiert einen Text präsize und messerscharf und andere interpretieren daraus gänzlich andere Sachverhalte, die nicht nur ich als Schwachfug ansehe. Abgesehen davon, daß viele Menschen dann noch nicht mal in der Lage sind, die eigenen Gedanken so zu formulieren, daß ein Leser versteht, was denn gemeint ist. Und leider wollen diese Leute dann auch noch ernst genommen werden. So ist das Leben!

Ich hingegen halte den Versuch, die Dinge des Leben mit 'booleschen Operatoren' erfassen und einordnen zu wollen, wie Informatiker das beruflich zu tun gewohnt sind, für unzulänglich und zum Scheitern verurteilt.

Wäre dem so, würde ich Dir Recht geben.

Aber mit diesem Satz beweist Du, daß Du von dem Sachverhalt (Analyse komplexer Software-Systeme und deren Implementierung) noch nicht mal den Hauch einer Ahnung hast, geschweige denn ausreichende Kenntnisse, die Dein geäußertes Urteil rechtfertigen würden. Für mich wieder mal ein Versuch, über Dinge zu schreiben und zu urteilen, die man nicht ansatzweise versteht. Hätte ich gerade Dir eigentlich nicht zugetraut.

Nur ein kurzer Erklärungsversuch, der bei Deinem wahrscheinlich (nach dieser Feststellung) gegebenen niederen Kenntnisstand der Materie aber wohl ziemlich sicher scheitern muß:

Mit Bool'schen Operatoren habe ich mich zuletzt irgendwann in den 80-igern beschäftigt, damals in der "Steinzeit". Analyse findet erst mal auf einem rein verbalen Niveau statt und wird dann stufenweise mehr und mehr formalisiert. Es handelt sich also um höchst verbale Prozesse, Sachverhalte und Abläufe zu analysieren, zu strukturieren (spätestens hier scheitern "Codier-Knechte" bereits), zu formalisieren, damit sie dann "programmiert" (als Code niedergeschrieben) werden können. Mehr dazu am Ende des nächsten Absatzes. Und bei mir erfolgt sogar die Implementierung in einer - relativ zu anderen Technologien - weitestgehend verbalen Form. Was das konkret bedeutet, versteht aber nur der, der Code in unterschiedlichen Sprachen kennt und deren Unterschiede bewerten kann. Auch wenn Du und wohl die meisten Leser es nicht verstehen werden, so ist es dennoch so. Hier würde jetzt ein "Basta" gut passen! :-)

Programmiertätigkeit ist nunmal ziel- und zweck-gebunden (mit Ausnahme der deklarativen Sprachen Prolog, Lisp usw.),

Immerhin hast Du schon mal von Prolog und Lisp gehört! Mein Kompliment. Das paßt aber nun gar nicht zu den vorherigen Ausführungen. Da fällt mir der böse Satz ein: Nix is schlimmer als die Halbwissenden! Und ausweislich dieser Aussage bist Du ein solcher.

Dazu dies:

Deine Aussage ist dennoch falsch, denn auch Prolog und Lisp sind absolut "ziel- und zweck-gebunden" (was denn sonst? etwa Selbstzweck?), nur Lisp eben auf eine andere und absolut geniale Art und Weise, die die wenigsten verstehen, weil ihnen das Abstraktionsvermögen fehlt, weshalb es auch nie "Mainstream" wurde, was auch für die von mir verwendete Technologie gilt. Hart gesagt: die Masse der Codier-Knechte ist dafür schlicht zu blöd!. (Anmerkung: Ich beherrsche Lisp leider nicht, habe mich aber vor so etwa 20 Jahren mal intensiv theoretisch und spielend mit CLOS [Common Lisp Object System, denn pures Lisp ist schon lange "out"] auseinandergesetzt (auf einer Sun selig, damals eine "Höllenmaschine" schon mit 23" Monitor) den Einsatz wegen praktischer Gründe aber verworfen; ein absolut geniales System, in dem ich, wenn irgendwann mal im Unruhestand, sehr gern "spielen" würde. Das Genialste, das ich bisher gesehen habe! Einfach superb!)

Ich arbeite in einer ähnlich "exotischen" Technologie, die mit Lisp eine Menge Gemeinsamkeiten hat, in dessen Liga spielt, in wesentlichen Teilen die selben Wurzeln hat und auf eine andere Art und Weise ebenfalls die Möglichkeit zu höchster Abstraktion bietet, nur technisch anders als Lisp. Näheres nur per PM, falls es interessiert und nur wenn Du Dich da mehr auskennen solltest, als es Deine o.a. falschen Einschätzungen vermuten lassen. Aber die von mir genutzte Technologie bewegt sich "im Bereich und Niveau" von Lisp bzw. CLOS und ist damit meilenweit über den heute üblichen, konzeptionell sehr primitiven und rein "strukturierten" Sprachen wie VB, PHP, C#, C++ oder ähnlichem Schrott (meine Meinung, Erfahrung und provokante These, denn alles "o-o" darin ist Theorie und faktisch nur Marketing, >90% der Programmierer verstehen o-o sowieso nicht, weil ihre Hirne spätestens auf den Unis durch "strukturierte Programmierung" dafür versaut wurden und kaum einer kann umdenken, ich habe nur sehr wenige erlebt) und sogar über dem fast aktzeptablen Java, das aber immer noch sehr viele Nachteile hat.

Gerade im Bereich der Abstraktion habe ich einige eigene Mannjahre investiert in ein entsprechend komplexes Framework entwickelt(Bedeutung bitte nachlesen), um Explizites zu vermeiden und weitestmöglich zu abstrahieren. Dazu sind >95% aller Programmierer nicht fähig, und ich habe genügend erlebt, um das sehr gut beurteilen zu können.

überragende Fähigkeit

Billigste Polemik weit unter Deinem Niveau! Wo hab ich solches geschrieben?! Ich erwähnte meine Erfahrungen, und das ist wohl etwas gänzlich anderes. Ansonsten siehe vorige Absätze.

Der ständige Hinweis eines Bäckers, daß er mit Vorliebe kleine Brötchen backe

Bescheidenheit ist durchaus eine Zier - und nein, jetzt kommt nicht der übliche Rest, sondern meine hier passende Variante: aber sie sollte auch der Realität angemessen sein, sonst wäre es nur falsche Eitelkeit oder Koketterie.

Résumée

Wir so oft, wenn es gegen die Aussagen und Thesen keine Argumente gibt, dann muß man sich an der Person abarbeiten. Bei Dir, Ulrich, hätte ich das eigentlich nicht erwartet und als unter Deinem Niveau eingeschätzt, ausweislich Deiner sonst eher fundierten Beiträge. Vielleicht ist da doch was dran an meiner leisen Ahnung - siehe ganz oben.

So, das war jetzt völlig OT, mußte aber sein, denn wenn man mich so anschießt (oder sollte ich "i" und "e" in der Reihenfolge auswechseln?), dann werde ich mich ja wohl "wehren" dürfen und sei es nur "just for the records".

Gruß
DerBerliner


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