Kernproblem des Forenthemas -> aus Bildern muß Sprache werden (Schauungen & Prophezeiungen)

DerBerliner, Donnerstag, 16.08.2012, 14:21 (vor 4277 Tagen) @ BBouvier (4102 Aufrufe)
bearbeitet von DerBerliner, Donnerstag, 16.08.2012, 14:30

Vorbemerkung: Da der richtige Unterfaden gesperrt ist (warum eigentlich?), ich dies aber für sehr Foren- und Themen-relevant halte, habe ich mir erlaubt, dies hier einzustellen.


Hallo und besonders Beobachter71,

gerade das Kernthema dieses Forums zeigt uns das massive Problem, Bilder und Semantik als Sprache zu kommunizieren, denn das ist nun mal technisch unsere einzige Möglichkeit, diese zu kommunizieren. Nur sehr wenige Menschen sind noch in der Lage, telepathisch zu kommunizieren. Das hat man uns aberzogen.

Umso faszinierender ist es, wenn man mit einem seelisch und in tiefer Liebe verbundenem Menschen allein durch tiefe Blicke in die Augen kommuniziert und beide wissen genau, was der andere denkt. Für mich ist das der Beweis für vieles (teils siehe unten), besonders aber dafür, daß nicht Hirn und noch weniger Sprache die Quelle unserer Gedanken sind.

Exakt daraus, aus dem Übergang von Bildern/Semahntik zu Sprache, entstehen hier die Diskussionen, Mißverständnis und "Probleme", denn Sprache ist naturgemäß immer mit semantischen Unklarheiten, Mehrdeutigkeiten, Unschärfen und Graustufen behaftet, egal wie präzise man die Sprache formuliert. Und alle Bestrebungen gehen dahin, Sprache noch weiter zu verschlampen, weil Menschen dann empfänglicher werden für Propaganda, Manipulation und dadurch noch leichter beherrschbar.

Eben das sind bzw. daraus ergeben sich nach meinem Verständnis die primären Themen und Diskussionen dieses Forums.

Für die Seher waren die Bilder relativ klar(er). Ich kenne das nur von meinen Intuitionen, also auf deutlich niederer Stufe, aber das sollte prinzipiell identisch sein. Aber nach dem Kommunikations-Vorgang sind die Bilder im verbalisiertem Aggregatzustand völlig naturgemäß nicht mehr so klar.

Das Problem liegt in bzw. stammt aus den Beteiligten:

  • Sender
  • Empfänger
  • Sprache oder, schlimmer noch, geschriebene Sprache und deren immanent höchst relative Bestimmtheit

Nehmen wir das Rill Beispiel von oben. Der Ablauf war folgender:

  • Ein Franzose erzählt dem deutschen Leutnant etwas von seinen Schauungen
  • d.h. aus seiner Erinnerung, denn die Schauungen waren vorher
  • d.h. in seriner verbalen Interpretation, also mit der Unschärfe im Übergang von Bildern/Semantik zu Sprache
  • das Thema Übersetzung, Fremdspache (Deutsch/Französisch) etc lassen wir mal hier außen vor; es scheint hier weniger relevant gewesen zu sein; in anderen Fällen ist es das aber nicht, z.B. muß einem englischen Muttersprachler die Beudeutung von "Volk" erst mal genau erklären werden, denn er hat dafür kein semantisch exakt passendes und äquivalentes Wort [people hat a ganz andres Gmäckle])
  • Rill hört mit (alles?, auch Betonung, Gestik = Teil der Sprache)
  • Rill merkt sich das
  • Tage später schreibt Rill (= formuliert mit seinen Worten verbal) das Erinnerte (ungleich dem Gehörten) an seine Frau

Erst hier kann man aufsetzen, indem man das recht präzise Geschriebene analysiert, wie BB es sehr sauber analysiert hat. Daß viele dazu nicht fähig sind, weil sie nicht in der Lage sind, ziemlich exakte Worte richtig zu analysieren, um deren Sinn zu verstehen, das hat dieser Faden wunderbar bewiesen.

Davor waren aber mehrere Kommunikations-Vorgänge, von denen jeder eine latente Verfälschung des ursprünglich Geschauten bedeutet.

Soweit meine Darstellung der semantischen Problemaktik bei Schauungen und bei Kommunikation allgemein.

Noch ein paar Worte zu Beoobachter71:

Fasch ist das hier:

das heutzutage "normale" menschliche Denken in Textform

denn wir denken immer noch in Bildern bzw. in tieferer Semantik, die allerdings fast synchron in Sprache umgesetzt wird.

Als System-Analytiker, der sehr komplexe Software-Systeme entwirft, mache ich mir die dabei ablaufenden Prozesse ziemlich oft bewußt, auch weil hier drei Stufen existieren:
a) Am Anfang war der Gedanke (nicht "das Wort" lt.Bibel, denn das ist eine Falschübersetzung, der Originalbegriff bedeutet sowohl Gedanke als auch gesprochenes Wort, was aber zweierlei ist) in Form von Bildern oder tieferer Semantik (siehe unten)
b) daraus werden verbalisierte Gedanken
c) in meinem Falle dann final daraus Code, in anderen Fällen das Verständnis des Empfängers

Und auf Stufe c) kracht es oft, meist weil meine Umsetzung in Code schlampig war, manchmal aber auch, weil im Übergang von A nach C wichtige Details nicht oder falsch oder unpräzise durchdacht und/oder formuliert wurden. Nochmals: Die Erzeugung von Code aus Gedanken ist eine einmalig gute und regelmäßige Übung, die eigenen Grenzen und Unzulänglichkeiten knallhaft bewiesen zu erhalten bzw. im Prinzip sich selbst zu beweisen. Mich erzieht dies regelmäßig zu Demut. Die meisten anderen Menschen können diese Erfahrung nicht machen, weshalb viele sich und ihre Fähigkeiten gern selbst überschätzen.

Ganz analog besteht dieser Vorgang auch generell, wobei die Stufe c) dann allgemeinen aus dem Verständnis beim Empfänger besteht. Das ist aber viel weniger exakt und gnadenlos als mein Computer, woraus latent noch mehr Differenzen entstehen.

Falsch ist darum ebenso dies:

ein Mensch vielleicht noch (vermehrt) in der Bildsprache denkt

Nicht "immer noch" oder "noch vermehrt", sondern es wird nie anders sein. Nur muß man sich des Übergangs zwischen Bild/Semantik zum Wort bewußt sein. Nicht das Wort wird gedacht, sondern aus dem Bild und/oder der tieferen Semantik (= Definitionsfrage, siehe unten) entstehen teils fast simultan erst die Worte.

Die Worte sind aber nicht die Quelle, sondern bereits der Bach.

Die Quelle ist auch nicht unser Hirn, sondern unser Unterbewußtsein, welches das Hirn speist. Das Hirn ist nur das Organ, das das tiefere Wissen bewußt macht in Form von Gedanken. Ich sehe Hirn als einen Zweiwege-Kommunikator zwischen Unterbewußtsein einerseits und Ohren/Sprache andererseits.

Dabei ist übrigens bewiesen, daß der Ablauf beim Sprechen NICHT wie folgt ist:

  • Gedanke
  • In Gedanken formulierte Worte
  • die danach ausgesprochen werden.

Vielmehr ist es so, daß die Worte erst während des Sprechens gebildet werden; manchmal spricht man auch bereits, während man noch denkt und in manchen Fällen spricht man, bevor man (nach-)gedacht hat. Das ist bei Politikern leider die Regel. Dafür habe zwar ich als geborener Berliner ein durch Geburt erworbenes Naturrecht, die meisten Menschen aber nicht - und auch ich nicht generell! :-)

An exakt dieser Problematik scheitern ja auch alle Versuche, verbalisierte Gedanken - vulgo Sprache - datentechnisch zu formalisieren - und das wird noch sehr lange so bleiben, nicht nur bei sehr komplexen Sprachen wie dem Deutschen, sondern auch bei der Primitiv-Sprache Englisch (primitiv in Grammaktik, Ausdruck, Betonung z.B. durch Wortstellungen und Wortbeugungen sowie Variantenreichtum, nicht aber an Worten).

Gruß
DerBerliner


P.S. Zur Erklärung: Ich meine, daß nicht immer Bilder gedacht werden, sondern oft "tiefere Semantik". Mit fällt dazu kein besseres Wort ein, aber meine Gedanken z.B. aber nicht nur in Bezug auf meinen Job sind oft keine Bilder, sondern "Bedeutungen", jedoch nocht nicht verbal. Erst wenn ich dem Gedanken nachgehe, indem ich ihm nachgebe, werden daraus Worte.


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