Wenn Angst krank macht

[ Prophezeiungen & Aktuelles Weltgeschehen ]

Geschrieben von Mabo am 06. Februar 2002 16:39:07:

Als Antwort auf: Die Gratwanderung mit der kontrollierten Schizophrenie geschrieben von Mischel am 06. Februar 2002 12:46:51:

Hallo Mischel, hallo zusammen!

Das mit der kontrollierten Schizophrenie empfinde genauso. Und ich fürchte, dass wir die Kontrolle, die wir zu haben meinen, egal für wie locker wir das erachten, wie wir damit noch umgehen können, schneller verlieren können, als wir uns das bisher vorstellen. Ich spreche da ganz konkret von meiner eigenen Erfahrung. Nun auch von meinem Arzt bestätigt.

Ich gehöre zu der stetig zunehmenden Bevölkerungsgruppe, die unter GAE (Generalisierte Angsterkrankung) zu leiden hat. Zunächst bin ich selber nicht davon ausgegangen, aber da meine Blutwerte alle einwandfrei sind, meine physischen Probleme jedoch nunmal vorhanden sind (plötzliche Hitzewallungen, Schweissausbrüche, innere Unruhe, Herzklopfen, Nervosität) und ich zum Glück einen Arzt habe der auch als Homeopat arbeitet, wurde ich auf diese Erkrankung überhaupt erst aufmerksam. Beim Lesen der Krankheitsbeschreibung vielen mir die Schuppen von den Augen.

Diese Erkrankung beruht auf Ängsten. Menschen haben Angst davor den Job zu verlieren, leiden unter hohem Druck, haben Schulden, befürchten den Zusammenbruch der Ehe oder sonst was, oder haben sonst irgendwelche Zukunftsängste, drehen sich dabei im Kreis, erkennen keinen Ausweg und steigern sich immer weiter in diesen Kreislauf hinein. Dazu gehören auch Ängste vor Krieg und sonstige generelle Perspektivlosigkeit.

Generell wird Menschen mit Ängsten geraten, sich mit diesen Ängsten zu befassen. Man soll sich nicht von den angstmachenden Faktoren abkapseln, sondern versuchen eine realistische Sicht auf Lage zu gewinnen. Wer also Angst vorm Aufzugfahren hat, der soll ihn benutzen, um somit zu lernen, dass es nicht gefährlich ist. So können Phobien beseitigt werden. Wer Angst davor hat, dass irgend was schlimmes passieren wird, der soll sich ausmalen, wie es wäre, wenn es denn tatsächlich passieren würde. Dadurch soll man erkennen, dass es dann immer irgendwie weitergehen wird und man kann dann besser mit diesen Ängsten leben.

Nicht anderes versuche ich schon seit langem. Ich habe hier im Forum zwar lange nicht gepostet, doch lese ich immer noch mit (zumindest das meiste). Es ist auch nicht das Forum was mir Angst macht, obwohl es natürlich stimmt, dass es immer wieder so ist, dass ich mich in meinen Ängsten durch viele Beiträge hier bestätigt fühle und immer wieder ein Stück weit reingerissen werde in die Verstrickung der Angst. Aber nichts anderes versuche ich, was Therapeuten ihren Schützlingen immer wieder raten: ich versuche mir ein realistiches Bild zu verschaffen. Was aber, wenn gerade die Realität einem Angst macht?

Mir gelang es Anfang 2001 tatsächlich mich ziemlich vom Forum abzunabeln. Ich bin umgezogen und wir haben im Grunde den ganzen Sommer im Haus (Ausbauarbeiten) und Garten verbracht. Es gab Tage und Wochen in denen ich keinen Gedanken an das Weltgeschehen "verschwendet" habe. Es ging mir gut. Doch dann passierte dieser Terroranschlag und meine fast ausgeblendete Schizo-Seite verschmolz plötzlich mit der Friede Freude Realität. Es passierte exakt das, was wir im Forum im Jahr zuvor schwarz an die Wand gemalt hatten. Wer damals dabei war und die gesponnenen Szenarien mitverfolgte, der weiss, dass wir sogar den Ort des Geschehens namentlich genannt hatten. Und noch immer befinden wir uns beängstigend im damaligen Fahrplan. Seit diesem Tage war es für mich aus mit Friede Freude. Wiedereinmal! Immer wieder holt mich die Realität ein. Es ist faktisch unmöglich, sich davor abzuschirmen und das damit auseinandersetzen macht es auch nicht besser. Ich sehe uns in einem Automatismus, in einer sich verselbständigenden Kettenreaktion die im worst case enden wird. So sehr ich mich auch bemühe, ich kann keinen Silberschweif am Horizont mehr erkennen!

Ich möchte nicht, dass Ihr glaubt, dass ich jetzt nur noch als Häufchen Elend zitternd umherlaufe und den ganzen Tag heule. Was mich zum Arzt trieb war eher allgemeines Unbehagen, die Tatsache, dass ich mit Stressituationen nicht mehr so cool wie sonst fertig werde. Auch, und das betone ich ausdrücklich, ist es nicht mein Verstand an dem ich zweifle oder der sich mir versagt, sondern es ist der Körper, das Unterbewusstsein. Während ich im Kopf Probleme klar erfasse und Lösungen zurechtzimmere, spüre ich aber, dass meine Körperreaktionen rapide verändert sind. Bei eigentlich harmlosen Alltagssituationen, wo es im Grunde um peanuts geht, rinnt mir plötzlich ein Bach Schweiss aus den Achseln. Bei einer routinemässigen Fahrzeugkontrolle, wo ich meinen Führerschein an den Beamten weiterreichen will, bemerke ich, dass meine Hand deutlich zittert, obwohl ich weder was falsch gemacht habe noch mein Auto in irgendeiner Weise Mängel aufweist. Mir war das unerklärlich, denn sonst war ich eher eine coole Sau. Selbst jetzt beim Schreiben dieser Nachricht bin ich überdurchschnittlich aufgeregt, im Grunde bei allem was mir wichtig erscheint.

Ich wollte Euch das hier mal ganz ehrlich so mitteilen wie es derzeit bei mir ist. Ich kann mir vorstellen, dass noch andere hier im Forum ganz ähnliche Veränderungen an sich beobachten. Und es passt zu dem was Mischel gesagt hat. Wir mögen eine gewisse Zeit in zwei Welten gleichzeitig leben können, aber wenn diese dann plötzlich miteinander verschmelzen, dann dürfen wir uns auf gravierende Veränderungen in Psyche und Physis gefasst machen.

Und noch etwas, was mich dabei besonders irritiert: Ich behaupte, dass ich dabei nicht einmal Angst um mich habe, so seltsam das klingen mag. Ich halte mich nicht für so wichtig, und ich habe mental gesprochen keine Angst vor dem Sterben. Wir alle werden einmal sterben und ich glaube fest, dass das Leben mit dem Tod nicht zuende ist. Es ist eher die Angst vor der Vernichtung all dessen, was ich so liebe. Diese Welt, die Angst vor millionenfachem Leid. Wenn ich manchmal spielende Kinder sehe, die unbeschwert und fröhlich die Welt entdecken, dann kann mich das zu Tränen rühren. Was machen wir Menschen nur? Warum zerstören wir, gefangen in alten Denkmustern, was so liebenswert und schön sein könnte? Was kann ich kleiner Furz dazu beitragen die Welt zu heilen? Ich spüre da gewissermassen eine vielleicht zu stark ausgeprägte Schuld, als verschmelze ich mit dem Kollektiv der Menschheit, als sei alle Schuld der Welt meine eigene. Die Vorstellung selber zu sterben ist für mich wirklich kein Problem, zumindest ist es das, was ich rein mental dazu denke. Doch mein Körper scheint mit dieser Einstellung nicht einverstanden zu sein mit diesen Symthomen versucht er sich möglicherweise Ausdruck zu verschaffen.

Euer Mabo


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