Re: Wenn Angst krank macht
Geschrieben von NLMDA am 08. Februar 2002 01:54:38:
Als Antwort auf: Wenn Angst krank macht geschrieben von Mabo am 06. Februar 2002 16:39:07:
Hallo Mabo!
Es ist schön, mal wieder von Dir zu lesen....
Ich kann Deine Gefühlswelt nur allzu gut verstehen, ging es mir in den letzten Jahren doch genauso. Ich habe mir auch professionelle Hilfe geholt und musste dann feststellen, dass sie doch nicht so professionell war, brachte mich dieser Mensch doch nur wieder auf ein Übermaß an Egoismus zurück und wollte mich wieder zum kleinen Einzelkämpfer umpolen... Erst als ich mir eine andere Art von Hilfe holte, hörte mein Körper auf, gegen mich zu kämpfen. Etwas scheine ich übersehen zu haben und kriege halt jetzt dafür nachhaltig die Quittung. Mal gucken, vielleicht werde ich auch wieder richtig "sehend", wenn ich das Übersehene eingestehe und annehme.
Du schreibst, dass die Welt Dich daran hindert, ein schönes Leben zu führen. Ich glaube nicht, dass es die Welt ist, sondern einfach nur das System, die ganzen Reglementierungen, die uns auferlegt wurden. Die Welt an sich finde ich wunderschön, in all seiner Vielfalt, sei es Pflanzen, Tiere oder die Menschen. Mein Leben verlief mit Sicherheit nicht ganz geradlinig. Ein Riesenhoch, ein totaler Absturz, ein Dahingeplätschere, ein Riesenhoch, ein totaler Absturz.... Oft überschlugen sich bei mir die Ereignisse und hätte ich in diesen Momenten zuviel nachgedacht und weniger auf meinen Instinkt vertraut, wäre ich absolut handlungsunfähig geworden. Manchmal hasse auch ich mein Leben, für ein paar Minuten, bis ich merke, dass ich mich in diesem Moment am meisten selbst hasse.
Du schreibst auch, dass Du in diese Welt keine Kinder setzen willst. Wer finanziert Dir denn dann die Rente? (Falls es für unsere Generation überhaupt noch eine gibt! *zyn-g*)
Ich will auch nicht daran denken, was mein Kind mal alles erleiden muss, für was es alles bezahlen muss. Aber in erster Linie ist es die Schuld und die Versäumnisse, die wir uns selbst eingebrockt haben und auch wenig Anstalten machen, die Suppe selbst auszulöffeln. Ich nehme mich da nicht aus, ich bin selbst ein kleiner Meister im Verdrängen und wenn es mir bewusst wird, schäme ich mich dafür in Grund und Boden. Das Einzige, was mir dann hilft, ist, mir selbst zu vergeben und es zu bereuen und mir selbst zu schwören, so etwas nicht mehr zu machen. Mittlerweile funktioniert das ganz gut, mein Körper schlägt aus - und das ziemlich heftig! Wenn ich die Kinder meiner Freundin mal von der Schule abhole, sehe ich, wie dort die kleinen Einzelkämpfer herangezüchtet werden. Tja, wie soll es denn im Berufsleben dann mit der "Teamfähigkeit" klappen? Wie soll hier ein "angemessenes Sozialverhalten" entwickelt werden? Raus mit den Ellbogen und ordentlich eins nach unten treten! Aber sei nett zu den Leuten auf dem Weg nach oben, denn sie begegnen Dir alle wieder auf dem Weg nach unten!Heute hörte ich ein Bericht im Radio über eine Sekte, die ihre Kinder selbst unterrichten will, da sie in der normalen Schule nicht ihre Werte vertreten sah. Der Gedanke kam mir auch schon, meine Kinder einmal privat unterrichten zu lassen. Aber damit kapselt man sie von der Welt ab und damit macht man sie inkompatibel. Meines Erachtens liegt die Krux darin, dass die Kinder zuviel von nur einer Seite mitbekommen. In der Schule Leistungsdruck, von zu Hause aus Leistungsdruck ("der wird mal Mediziner"), aber keine Zeit und dann nur Unverständnis, wenn das Kind mal völlig abgeäschert nach Hause kommt und die eigenen Eltern erkennen es nicht wieder. Im umgekehrten Fall, zuviel Nachlässigkeit und zuviel Freiheit, ist das Ergebnis ähnlich. Dann hat man eine Generation in die Welt gesetzt, die tausend Flausen im Kopf hat, aber ein Ding nie richtig anpackt. Um hier eine Ausgewogenheit herzustellen, müsste sich nicht nur eine Sache ändern, sondern viele Dinge, die unmittelbar zusammenspielen... Aber wo mit der Veränderung anfangen? Das setzt ein hohes Maß an Opferbereitschaft voraus und wer ist denn schon bereit, etwas für die Allgemeinheit zu opfern, wenn es z. B. an das eigene Hab und Gut geht? Du vielleicht, ich vielleicht. Aber es wird immer so sein, dass sich andere Menschen einfach etwas nehmen, was ihnen überhaupt nicht zusteht. Die Vorstellung vom Goldenen Zeitalter, dass sich dann alle lieben, jeder achtsam mit dem anderen umgeht und dem weiteren blablabla kann ich leider überhaupt nicht teilen. Es wird immer solche Menschen geben, die "das Böse" verkörpern oder ihren Schatten voll und ganz ausleben. Und spätestens nach dem großen Crash wird jeder die Erfahrung machen, wie böse man selbst sein kann, auch wenn man versucht, es hier und jetzt zu steuern und nicht auszuleben.
Dein Bruder schreit und tobt und hasst manche Menschen? Wie heißt es so schön: Wer knien kann, der darf auch verachten. ;-)))
Was überhaupt nichts bringt, ist, mit Menschen "von oben herab", von einer ganz einer anderen Ebene zu ihnen zusprechen. Sag doch zu einem Typen, der ordentlich Zoff haben will, "komm, lass uns das mal ausdiskutieren". Peng, schon haste eine in der Fresse, denn der will Zoff! Hältst Du dann auch noch die andere Backe hin und lässt Dich im tiefsten Gottvertrauen einfach zusammenstiefeln?Das Dich der Egoismus der anderen stört, liegt vielleicht daran, dass Du selbst keinen eigenen "gesunden" Egoismus mehr hast. Den brauchst Du leider hier in der Materie, sonst könntest Du Dir auch keine Freiheiten in der Materie schaffen. Egoismus ist nichts Schädliches, sondern etwas absolut wichtiges in Deinem Leben - Du darfst nur keinem anderen mit Deinem Egoismus nachhaltig schaden und Dich dadurch auf Kosten anderer bereichern. Ja, das ist eine verdammt schwierige Gratwanderung und erfordert absolute Aufmerksamkeit, jeden Tag.
Beizeiten komme ich absolut deprimiert von meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten nach Hause und krieche ins Bett, will nichts mehr sehen oder hören, bin sauer auf die Menschen, die nicht verstehen wollen oder weil eine Aktion zu unserem Ungunsten ausging. Ja und? Das ist doch nicht das Ende meiner Welt! Das nächste Mal könnte es verdammt noch mal klappen und wenn ich nur einen von hundert Menschen erreiche, der mich dann in meiner Arbeit unterstützt, sei es vielleicht noch jemand mit Geld und Einfluss (ohne das geht es heutzutage nicht mehr) in einer bestimmten Region, so habe ich definitiv gewonnen und einen Ansporn weiterzumachen, auf diesem kleinen Grundstein aufzubauen!
Es klingt jetzt vielleicht ziemlich abgebrüht, aber beizeiten juckt mich das ganze Weltgeschehen überhaupt nicht mehr. Manchmal schalte ich ganz bewusst bei Nachrichten um oder den Radio im Auto aus. Bei Israel und Palästina höre ich schon gar nicht mehr hin, seit dem ich auf der Welt bin, ist es in den Nachrichten, Ende (noch) nicht abzusehen. Wie will ein Kind aus dieser Region verstehen, was "Frieden" ist, wenn es nur den Terror kennt? Im Gegenzug leben wir im Frieden und im Überfluss und können in Wahrheit nicht nachvollziehen, was Verzicht, Hunger und Krieg ist.
Über den Äther kommen nur noch schlechte Nachrichten - für mich sehr viel schlechte Energie. Alles, für was man kämpft, für was man sich engagiert, jeder Funke Hoffnung wird im Keim erstickt. Was würde passieren, wenn es eine Woche nur gute Nachrichten auf der Welt geben würde? Wenn mehr Menschen präsentiert werden würden, die wirklich was tun und die meist nur von der Hoffnung leben? Wären da nicht andere Gedanken in den Köpfen der Menschen vorzufinden? Ich kenne einige Menschen persönlich, die meinerseits "uneingeschränkte Solidarität" erfahren, weil ihr Handeln nicht aus Eigennutz, aber aus Eigenverantwortung sich und der Welt gegenüber besteht. Diese Menschen würde ich gerne öfter im Fernsehen sehen, aber sie bekommen nun mal nicht die Plattform geboten.Wir alle werden einmal sterben und ich glaube fest, dass das Leben mit dem Tod nicht zuende ist.
Das glaube ich auch nicht und einige Menschen werde ich nach meinem Tod einen kleinen Besuch abstatten. ;-)))Es ist eher die Angst vor der Vernichtung all dessen, was ich so liebe.
Klingt vielleicht wieder abgebrüht, aber bis jetzt hat es doch jede Hochkultur geschafft, unterzugehen. Wenn nicht durch Kriege, dann durch die Natur. Und in ein paar Tausend Jahren werden andere Menschen sich fragen, was das wohl für eine hochwissenschaftliche Anlage ist, die da in Søndervig stand, ob die wohl zur Ebbe-Flut-Beobachtung genutzt worden ist. ;-)))Diese Welt, die Angst vor millionenfachem Leid.
Es gibt bereits millionenfaches Leid auf dieser Welt. Das muss nicht erst kommen, das ist schon längst da.Warum zerstören wir, gefangen in alten Denkmustern, was so liebenswert und schön sein
könnte?
Jeder Auferstehung geht ein Niedergang voraus, Mabo. Alte Denkmuster muss man auch zerstören, um sich neue anzueignen. Veränderungen tun sehr weh, egal ob sie positiv oder negativ sind. Als sich mein Leben zum Positiven umgestaltete, weinte ich tagelang, da ich doch einiges zurücklassen musste, was doch auch "gut" war (jahrelange, tiefe Freundschaften). Hätte ich damals nicht losgelassen, wäre ich heute nicht hier.Was kann ich kleiner Furz dazu beitragen die Welt zu heilen?
Diese Frage stellte ich mir auch, mehrmals. In erster Linie sollte man sich selbst heilen, sollte man sich auch freimachen von utopischen Vorstellungen, die man nicht erreichen kann. Dann kann man wirken, mit seinen eigenen Mitteln und jeweils in seinem Bereich des Möglichen. Shit, ist wirklich frustrierend.Die Vorstellung selber zu sterben ist für mich wirklich kein Problem, zumindest ist es das, was ich rein mental dazu denke. Doch mein Körper scheint mit dieser Einstellung nicht einverstanden zu sein mit diesen Symthomen versucht er sich möglicherweise Ausdruck zu verschaffen.
Die Vorstellung zu sterben jagt mir auch keine Angst ein. Angst vor dem Tod und Angst vor dem Leben habe ich wahrlich keine. Wenn, dann habe ich Angst vor den Schmerzen, die mir jemand vor meinem Tod zufügen könnte, dass es "kein schneller Abgang" werden wird. Da werden auch Kopfrechenaufgaben nichts nützen. ;-(Zet schrieb: Wir sind zart, sensibel, leicht reizbar und dennoch knochenhart, kalt und teuflisch.
Das sind Gegensätze, die man m. E. vereinen muss und mit denen man leben muss. Man ist knochenhart, wenn man knochenhart sein muss, man ist sensibel, wenn es die Situation erfordert und man ist leicht reizbar, weil man sich auf dieser Welt nicht alles gefallen lassen muss. Was die Welt wirklich nicht gebrauchen kann, sind Angsthasen und Weicheier. Davon gibt's schon genügend - und deswegen wird sich m. E. die Welt auch nicht verändern!
Liebe Grüße
NLMDA
- Re: Wenn Angst krank macht Mabo 08.2.2002 14:34 (1)
- was denn nun? *fragendgug* isthar 08.2.2002 15:07 (0)
- Re: Wenn Angst krank macht isthar 08.2.2002 10:26 (8)
- Re: Wenn Angst krank macht! Wurzl 08.2.2002 11:58 (5)
- *huch* isthar 08.2.2002 15:10 (0)
- Re: Wenn Angst krank macht! Wurzl 08.2.2002 12:16 (3)
- *lach* isthar 08.2.2002 15:12 (2)
- Re: *lach* Templar 08.2.2002 15:13 (1)
- Re: *lach* isthar 08.2.2002 16:02 (0)
- Re: Wenn Angst krank macht NLMDA 08.2.2002 11:40 (1)
- *ping* *pong* isthar 08.2.2002 15:54 (0)