Das Kopernikanische Prinzip (Schauungen & Prophezeiungen)

Isana Yashiro, Montag, 24.08.2020, 07:41 (vor 1341 Tagen) @ Taurec (1376 Aufrufe)

Hallo!

Da die Entwicklung des Lebens im Grunde aus dem Seelischen heraus erfolgt, krankt eine solche Spekulation an der grundsätzlichen Unmöglichkeit, Maschinen eine Seele zu geben. Der Mensch ist Geschöpf, aber nicht Schöpfer. Seine Kompetenz liegt im Zeugen und Erzeugen. Die Urbedeutung des Wortes "zeugen" ist "Zeugnis ablegen". Eine Zeuge wird (so die etymologische Bedeutung) herangezogen, um etwas zu belegen. Er ist also lediglich Gehilfe bei einer größeren Sache. Entsprechend verhält es sich beim Zeugungsakt, bei dem der Mensch tatsächlich nur den Kanal öffnet, um dem Leben aus höheren Sphären den Zugang zu dieser Welt zu ermöglichen. Der Mensch ist aber nicht Erschaffer dieses Lebens. Er vermittelt es bloß. Durch den Akt der Vermittlung legt er Zeugnis für das Leben ab und "bestätigt" damit den Schöpfergott, von dem die Seelen eigentlich stammen.

Über diesen Teil des Sprachgebrauchs habe ich mich schon lange gewundert. Deine Erklärung ist sehr schlüssig. Alleine dafür hat sich die Diskussion schon gelohnt.

Wie willst du aber die Vermittlung einer Seele in die Materie anders stattfinden lassen als über die dem Menschen gottgegebene biologische Zeugungsfähigkeit?

Eine sehr gute Frage, denn genau darum will der faustische Mensch wissen was die Welt im Innersten zusammenhält. Nur diesen kleinen Baustein braucht er, um effektiv Gott spielen zu können.

Der Versuch, Maschinen zu erschaffen, die dem Menschen gleichwertig sind, entspringt dem Bestreben, den Akt der Schöpfung des Menschen durch Gott selbst zu wiederholen, indem eine neue Art in die Welt gebracht werden soll, die zuvor nicht existierte und bei (hypothetischem) Gelingen in der Lage wäre, sich ohne menschliche Hilfe selbst fortzupflanzen. Diese Art wäre (anders als alle bestehenden Arten) mit keiner anderen Form des Lebens genetisch verwandt. Sie wäre tatsächlich etwas gänzlich unabhängiges und neues. Dieser Versuch wäre ein Ausbruch aus der dem Menschen in der Schöpfung zugedachten Erzeugerrolle, die lediglich die Vermittlung des Geistes innerhalb der menschlichen Art bzw. des Artengefüges mittels der Zeugungsfähigkeit ist. Der Mensch würde vom Erzeuger zum Schöpfer werden.
Im Grunde ist es das Bestreben des faustischen Menschen, selbst Gott zu werden, worin sich Fausts Pakt mit dem Teufel zum Preise der eigenen Seele widerspiegelt.

Ja, der Mensch, möglicherweise nur der faustische, hat den Drang selbst Gott zu werden. Das ist der unterbewußte Hintergrund. Aber vordergründig und bewußt würde der Mensch reproduktionsfähige Roboter aus einem ganz anderem Grund bauen, nämlich aus Gier und weil er es für notwendig hält.

Aus Gier will der Mensch die unfaßbar reichlich im Universum vorhandenen Rohstoffe haben. Dadurch können Menschen so unermeßlich reich werden, daß sie über die gesamte Menschheit herrschen würden. Aber um die Rohstoffe zu bergen, muß man Wesen schicken, die mit keiner Art auf der Erde verwandt sind, weil sie sonst an die Erde angepaßt wären. Man muß die Bergarbeiter an die Bedingungen auf anderen Planeten anpassen.

Die Notwendigkeit besteht darin, daß der Zugang zum Weltraum ein ganz enger Flaschenhals ist. Nicht jeder Neureiche (und Arme schon gleich garnicht) darf eine Rakete zum Mond schießen, von wo aus Weltraumfahrt überhaupt erst beginnt. Deshalb muß man sich überlegen wie man den engen Flaschenhals am effektivsten nutzt. Man kann nicht kilotonnenweise Stahl auf einen Planeten nach dem anderen schießen und möglicherweise noch Menschen in Raumanzügen hinterher. Das wäre der sichere Ruin. Will man sich also an den riesigen Ressourcen des Weltraums bereichern, dann muß man die Rohstoffe dort möglichst früh in diesem Prozeß nutzen. Sich selbst replizierende Maschinen sind die Lösung, die bereits 1953 dem Computerpionier John von Neumann/ Johann von Neumann/ János Lajos Neumann von Margitta (sein richtiger Name) eingefallen ist. So kommt es schließlich dazu, daß der Mensch einmal mehr Gott spielt, ohne daß ihm das bewußt ist.

Die Seele bestimmt die Art des Lebens. Zur menschlichen Art (bzw. zur Art der Geschöpfe Gottes überhaupt) gehört die Fortführung des Lebens durch Zeugung. Will der Mensch diese Art aufgeben, indem er vom Erzeuger zum Schöpfer zu werden anstrebt, gibt er sich selbst bzw. seine ihm von Gott verliehene Seele auf. Die Folge wäre nach vollzogener Selbst- und Gottverleugnung die Vernichtung des Menschen, weil er sich als zur Vollziehung des göttlichen Planes untauglich oder unwillig erweist, nicht aber die Hervorbringung des erstrebten menschlichen Geschöpfes nach Art des Homunculus.

Wodurch wird der Mensch vernichtet? Eine Strafe Gottes? Durch angelsächsische Programmierer? Weil die Zeit des Menschen abgelaufen ist und durch die neuen Wesen nur der Zeitpunkt bestätigt wird? Letzteres wäre keine Schlußfolgerung aus meiner These, sondern eine Schlußfolgerung aus dem Kopernikanischem Prinzip, das ein erkenntnistheoretisches Prinzip ist, das so sinnvoll und nützlich ist wie das des Ockham. Das Kopernikanische Prinzip besagt, daß die Erde nicht deshalb um die Sonne wandert, weil die Sonne halt die Sonne ist, sondern deshalb, weil wir nichts besonderes sind. Andere Planeten kreisen um ihren jeweiligen Stern und weil wir nichts besonderes sind, deshalb kreist auch unser Planet um seinen Stern. Der Mensch ist eine Tierart wie andere Tierarten auch und deshalb sind wir nicht die Krone der Schöpfung. Sowohl die Vormenschen (Australopithecus, Gigantopithecus, Graecopithecus) als auch die Frühmenschen (Homo habilis, Homo erectus, Homo florensis) sind bereits ausgestorben und deshalb wird der Homo sapiens, der nichts besonderes ist, auch aussterben. Das Kopernikanische Prinzip verlangt sogar, daß uns nicht mehr und nicht weniger Zeit „zusteht“ als den anderen Menschenarten auch. Deshalb wird es in zweihunderttausend Jahren keine Menschen mehr geben.

Wir wissen, daß von uns nichts bleiben wird, egal welche Maßnahmen wir dagegen treffen. Vor diesem Hintergrund frage ich mich dann, worin der Sinn der Existenz des Menschen liegt. Mir erscheint die Idee Luzifers und offtopics einleuchtend, daß immer weitere Seelen auf der Erde Lektionen lernen. Das erklärt warum Menschen immer wieder die gleichen Fehler wiederholen. Außerdem bedeutet es auch, daß die Menschheit eines Tages nicht mehr gebraucht wird, weil alle Menschenseelen sozusagen ihren Abschluß gemacht haben werden.

Trotzdem gibt es noch eine Frage, die mich an allem zweifeln läßt: Warum sind wir nicht einfach in der Steinzeit geblieben?

Die "Konstruktion" eines Menschen auf andere Art als durch biologische Befruchtung wird zu nichts anderem als menschlichen Imitaten führen, die seelenlos und nicht eigenständig handlungsfähig sind. Sie werden stets auf die Eingaben des Menschen als eigentlichem Träger einer Seele angewiesen sein. Als müder Abklatsch werden sie menschliches Dasein kopieren und Zeugnis für die völlige Erbärmlichkeit ihrer Konstrukteure abgeben, die unfähig sind, eigenes Leben zu erschaffen.

Das Ganze würde sogar frappierend einem religiösem Kult ähneln. Die Maschinenwesen senden Informationen an die Menschen ähnlich wie Menschen zu ihrem Schöpfer beten. Die Menschen können nun Baupläne an die Gegebenheiten jedes Planeten anpassen und senden die entsprechenden Informationen in Form einer ab und zu auftretenden „göttlichen Inspiration“. Die erste Anweisung ist „Seid fruchtbar und mehret Euch!“, weil noch mehr Planeten besiedelt und ausgebeutet werden sollen. Die Inka opferten Gold ihren Göttern, indem sie Kunstwerke aus Gold fertigten, die der Hohepriester dann erst an sich nahm und dann mit einem Boot in die Mitte des Titicacasees fuhr, wo er schließlich die Kunstwerke aus Gold versenkte. So würden die Maschinenwesen Rohstoffe fördern, später auch zu Fertigteilen („Kunstwerken“) verarbeiten, den Transport zu den Menschen organisieren und so schließlich einen erheblichen Teil ihrer Ressourcen den Menschen opfern.

Natürlich werden sie als abhängige Konstrukte aufhören zu funktionieren und verschwinden, wenn die Menschen verschwinden, die ihnen ihr phantomhaftes Scheinleben einhauchen.

Ja, das ist stimmig und einleuchtend. Falls sie sich trotz all der mannigfaltigen Einflüsse, denen sie in zweihunderttausend Jahren auf unterschiedlichen Planeten begegnen werden, nicht zu etwas anderem als abhängigen Konstrukten weiterentwickeln, dann werden sie zusammen mit den Menschen untergehen. Oder sich einfach noch ein bißchen mehr Zeit nehmen, um sich zu etwas anderem zu entwickeln. So wie sich Menschen über sehr viele Zwischenschritte aus Bakterien entwickelten. Daß dies nicht gelingen solle, läßt sich nicht so sicher vorhersagen.

Ein aus Robotern bestehendes Volk als Nachfolger der gesamten Menschheit wird es niemals geben.

Versteh mich nicht falsch, ich will durchaus, daß Du mir das ausredest! Mit der Methode der linearen Extrapolation, die mich zu meiner Vorhersage bringt, liegt man normalerweise weit daneben. Aber „wird es niemals geben“ ist irgendwie kein Argument. Ich kann mir auch andere Möglichkeiten (Genmanipulation) vorstellen, aber das wäre nur noch freies fabulieren, während Roboter schon existieren und als nützlich angesehen werden.

Wieviele Samenkörner werden von einer Pflanze hervorgebracht, um nur einen Nachfolger zu erzeugen? Tausende? Von 60 Millionen Samenzellen gelangt nur eine zur Befruchtung.
Ähnlich verhält es sich mit Sternen und Planeten. Das Universum erzeugt sie in unermeßlicher Anzahl und Variationen, derer die größte Zahl keine Frucht trägt, um bei einer relativ sehr kleinen Zahl alle nötigen Faktoren passend zusammenkommen zu lassen. Die Verschwendung ist einkalkuliert, um dem Zufall als Vollzieher des "Logos" die Gelegenheit zu geben, die Dinge dem Weltplan entsprechend zu fügen, daß Leben in die Materie komme. Der Rest, all die tote Materie unfruchtbarer Planeten und scheinbar sinnlos brennender Sonnen, ist Abfall, der etwa dem Material entspricht, das abgetragen wird, um eine Skulptur als Ausdruck höheren Geistes aus dem Stein zu schälen. Sie sind da, um uns und wahrscheinlich eine kleine Anzahl weiterer Leben tragender Planeten zu ermöglichen. Die Besiedelung solcher Welten, die seit jeher nichts anderes sein sollten als tot, ist sinnlos.

Du hattest mich eigentlich schon überzeugt, aber dann war ich inzwischen mal draußen, um mir die meterhohen Schichten überschüssig produzierter Samenkörner anzusehen, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben müssen. Ich habe keine solche Schicht gefunden. Irgendetwas muß mit den „überschüssigen“ Samenkörnern dann doch passiert sein. Kannst Du mit Sicherheit sagen, daß das nicht der eigentliche Sinn ihrer Existenz war?

Die Besiedelung toter Welten nenne ich nicht sinnvoll, sondern profitabel. Sofern man das geschickt anstellt. Vordergründig ist nicht der Wunsch, Gott zu werden, sondern profane Gier das Motiv, um die toten Welten zu besiedeln und ihre Rohstoffe auszubeuten. Gerade weil die Welten tot sind, deshalb sollte man sich an den dort befindlichen Rohstoffen frei bedienen dürfen.

Darüber hinaus sollte der europäische Mensch sich nicht, Nabelschau betreibend, für so wichtig halten, daß nur seine eigene Technik die einzig erfolgreiche sei. Die faustische Technik ist ein seelisches Bedürfnis, Probleme zu sehen (bzw. sich selbst zu setzen) und auf eine bestimmte Art zu lösen. Sie wird mit dem faustischen Menschen verschwinden. Nachfolgende Kulturen werden ihre Probleme auf ihre eigene Art lösen, aber nicht minder erfolgreich, wie es auch frühere Kulturen taten.

Das ist eine Schlußfolgerung aus dem Kopernikanischem Prinzip, das Du somit auch selbst anwendest. Kulturen tauchen auf und verschwinden wieder. Arten entstehen und sterben wieder aus. Die anderen Menschenarten sind schon weg und darum wird unsere Art auch verschwinden. Deshalb braucht die Menschheit einen Nachfolger. Ohne einen solchen wäre das gesamte Universum sinnlos. Ein aus Robotern bestehendes Volk wäre eine Erklärung dafür, warum manche Menschen Roboter bauen.

Außerdem ist noch anzumerken, daß alle früheren Kulturen etwas hinterlassen haben. Seßhaftigkeit, Ackerbau und Viehzucht sind uns noch aus der neolithischen Revolution erhalten geblieben. Spätere Kulturen haben uns die Metallverarbeitung vererbt. Die faustische Zivilisation hinterläßt überall giftige oder hormonell wirksame Chemikalien und dazu radioaktive Strahlung. Kann das alles gewesen sein? Darf das alles gewesen sein?

Gruß,
Shiro


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