Hehlerhundehandel (Schauungen & Prophezeiungen)

Frank Zintl @, Lund, Dienstag, 08.10.2019, 08:00 (vor 1663 Tagen) @ BBouvier (819 Aufrufe)

Hallo

Wie der Herr, so das Gescherr.

Den Hehlerhundehandel hat er dann auch seinem
Romankind Schwejk angedichtet. Er wusste wie
das Geschäft geht. Das schafft Authentizität.

Im Krieg zu den Russen übergelaufen - auch dieses
Motiv findet sich im Roman, aber im Originalteil
noch nicht ausgeführt. Ein Freund von Hasek, der
ebenfalls als Romanfigur vorkommt, schrieb das
unvollendete Werk in Haseks Geist zu Ende und
liess dann Schwejk ebenso überlaufen.

Das ist ja ein Grundmotiv im Roman, dass die
slawischen Tschechen in den slawischen Russen ein
Brudervolk sahen. Warum sie nicht auch in den
slawischen Polen ein Brudervolk gesehen haben
erschliesst sich mir nicht. Aber bis 1918
teilten ja die Polen das Schicksal der Tschechen -
die Fremdherrschaft. Die Polen sahen hingegen in
den slawischen Russen kein brudervolk, denn sie
waren ja in Zentral- und Ostpolen von ihrem
Brudervolk besetzt, und die hatten 1831 einen
polnischen Aufstand niedergeschlagen. Das ist der
idealisierten Vorstellung von der grossen slawischen
Verbrüderung eher abträglich.

Wir kennen das. Die germanischen Völker wollen ja
auch nicht zusammengehören, sondern jeder kocht
seine eigene Suppe.

Ich glaube ohne weiteres, dass Hasek die Stimmungs-
lage in Böhmen und Mähren 1914-15 authentisch
beschreibt, auch wenn er im Schwejk Autobiographie
und Karikatur mischt. Die Ubertreibung ist ein
beliebtes Stilmittel. Der Schwejk ist ja ein
satirischer Roman.

Frank


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