Es wird wieder interessant hier (Schauungen & Prophezeiungen)

JohnDoe78, Dienstag, 03.03.2015, 17:13 (vor 3349 Tagen) @ Bär (5593 Aufrufe)

Hallo Bär,

Danke für den interessanten Beitrag. Ich denke, das macht Sinn für alle, die in einer gut funktionierenden Dorfgemeinschaft eingegliedert, genug Acker- und Waldflächen in der Nähe sind und die wenigen Zufahrtsstrassen effektiv gesichert werden können.

Ich beneide jene, die auf dem Land seit Jahrzehnten wohnen und familäre Beziehungen zu Ihren Nachbarn pflegen.

Ich gehöre nun mal einer Generation an, die vom Arbeitsmarkt auf Flexibilität getrimmt wurde und Job- mit Ortswechsel zum Karriereplan gehören. Außerdem leben etwa 70% oder mehr der deutschen Bevölkerung in Städten oder im direkten Einzugsgebiet von Großstädten. Was für den Großteil der Bevölkerung bedeutet, dass sich das wehrhafte Absichern des eigenen Eigentums auch in größeren Gruppen schwer gestaltet, da eine räumliche Abgrenzung nicht da ist. Dort gibt es weder Acker- noch Waldflächen, so dass die Stadtflucht einsetzen wird. Da muss man sich nichts vormachen. Handwerker werden Ihre Arbeitskraft anbieten oder sogar Schrott veredeln und handeln. Was sollen aber die Leute aus dem immer größer werdenden Dienstleistungssektor langfristig tun? Kaffee servieren wird nicht mehr gefragt sein. Was wird aus den Fabrikarbeitern, die eigentlich nur wenige Handgriffe perfektioniert haben? Wenn es so kommt, glaube ich nicht, dass es lange ruhig bleibt auf dem Land.
Im Schwarzwald kann man das wahrscheinlich länger aushalten als anderswo. Sehr geringe Bevölkerungsdichte mit einem überschaubaren Straßennetz.

Wenn man eben kein Dorf im Rücken hat, dann bleiben einem nicht viele Alternativen. Mit der verstreuten Familie und dem genauso weit verstreuten Freundeskreis werden viele nur auf eine Handvoll Leute zählen können, die in unmittelbarer Nähe sind, wenn es plötzlich kommt. Bei einem langsamen Abstieg wird wohl der Rückzug in die Heimatorte die erste Wahl sein, wo sich dann alte Schul- und Sportkameraden zusammen finden.

Aus dem Blickwinkel heraus, muss ich feststellen, dass ich mit einem langsamen Abstieg weniger Probleme haben würde, da mir die Zeit bleibt in meinen Heimatort (das Tor zum Bergischen Land) zurückzukehren, wo ich einfach viele langjährige Freunde habe, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Außerdem wäre der Bekanntenkreis so groß, dass ich dort ohne Probleme Handel betreiben könnte, weil das Vertrauen da ist. Das Problem ist eher das plötzliche eintreten von Ereignissen. Nach dem Motto "dann geht es Schlag auf Schlag". Da wird mir keine Zeit bleiben meinen Standort zu wechseln und durch die halbe Republik zu reisen. Zumal ich davon ausgehe, dass ich dann noch beruflich eingespannt bin. Bin mittlerweile im Vertrieb von Investitionsgütern gelandet und der Vertrieb macht normalerweise das Licht aus in einer Firma. Also von meiner jetzigen beruflichen Position würde ich wahrscheinlich den "Händler in der Post-Moderne" anstreben, aber das lass ich mal auf mich zukommen.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich durch Deinen Beitrag inspiriert wurde auch für einen langsamen aber stetigen Abschwung der Wirtschaft Vorkehrungen zu treffen.

Vielen Dank.


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