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Politische Urteile ≠ Seherschauungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 10.10.2013, 12:15 (vor 3852 Tagen) @ Ulrich (3009 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 10.10.2013, 12:24

Hallo!

Wer sich mit der indischen Kultur identifiziert und zu den Vorgängen in der westlichen Zivilisation eher kritisch eingestellt ist, dem sollte man Aussagen wie, "daß es das Schicksal der Britischen Insel sei, zu versinken", nicht als Mitteilung der Seherschau eines Unvoreingenommenen abnehmen, sondern mehr als politische Willensmitteilung - um so mehr wenn sich die beiden als Vorkämpfer der Entwicklung zu einem neuen Zeitalter verstehen.

Die Aussage erinnert mich an dieses Graffiti deutscher Soldaten, jedoch auf etwas höherem Niveau:

[image]

Sämtliche Aussagen der "Mutter" in besagtem Gespräch (von der Beschreibung der "Substanz" usw. abgesehen) sind politisch-religiöse Urteile, d. h. sind im wesentlichen Ausdruck ihres Bildes von der Welt. Das ist offensichtlich, wenn man nicht nur den Satzschnipsel über den Untergang der Insel betrachtet:

"Oh, wenn ich sehe, wie sie sich hier vom englischen Geist durchdringen ließen! Das ist abscheulich – ich mag die Engländer nicht. Und die Engländer... die Engländer haben von den Indern gelernt, was sie nur konnten, aber ihr Bestmögliches bedeutet nicht viel. Die Amerikaner wollen lernen. Sie sind jung, und sie wollen lernen, die Engländer aber sind alt, ausgetrocknet, verhärtet und... ach so anmaßend – sie wissen alles besser als die anderen. Daher haben sie sehr wenig gelernt. Sie haben das Maximum herausgeholt, aber das ist nicht viel. Die Engländer... (Geste des Untergehens) sind dazu bestimmt, im Meer zu versinken.

Ach, hoffentlich zeichnest du das nicht auf!

[...]

Oh, aber die Chinesen... Die Chinesen stammen vom Mond, was tun sie auf Erden! Die Chinesen sind nicht irdischen, sondern lunaren Ursprungs.

[...]

Wenn die Chinesen kämen... Es wäre besser zu sterben, als unter chinesischer Herrschaft zu leben. Sie sind... was ihr Empfindungsvermögen angeht, sind das Monster.

Sie sind lunar – lunar, das heißt: kalt, eisig.

Zwischen diesen beiden gibt es kein Schwanken. Die Chinesen, die chinesische Herrschaft auf Erden bedeutet... eine Verhärtung der Erde, ein Erkalten der Erde so wie beim Mond. Oh! Das wäre schrecklich.

Ach! Auf Wiedersehen, meine Kinder.

Wir wollen keine Katastrophen."

Ob die Aussage über den Untergang Englands im Meer auf eine (undokumentierte) Vision zurückgeht oder eine auf Grundlage ihres politischen Standpunktes gebildete Vorstellung ist, läßt sich gar nicht feststellen. Ein besseres Urteil erlaubte allein die Beschreibung einer etwaigen vorangegangenen Vision des Untergangs.
Daß man einem ganzen Volk pauschal die Vernichtung wünscht, erscheint mir persönlich im übrigen nicht besonders hochstehend, sondern ziemlich dem Diesseits, d. h. dem "Herrn dieser Welt" verhaftet zu sein (als gäbe es etwa "Kollektivschuld" oder irgendein Konzept, das es rechtfertigte, Teile der Menschheit, die einem persönlich nicht passen, pauschal von der Erde zu tilgen, was nicht zu verwechseln ist mit dem Zurückdrängen deren Einflusses in der eigenen Sphäre). Darüber hinaus halte ich die Bewertung Amerikas als junges, lernwilliges "Volk" für ein Fehlurteil. Eigentlich sind sie nur ein Ableger des englischen Imperiums, in dem der englische Instinkt seine letzte, platteste, materialistischste Form annimmt. Das ist ohne Zukunft. Ihrer Bewertung Rußlands bin ich schon eher zugeneigt. Unterm Strich erscheint mir ihr Weltbild (zumindest an dieser Stelle) aber ziemlich schief geraten.

Prinzipiell sind jedenfalls politische oder religiöse Willensbekundungen (mögen sie von lebenden Personen oder Erscheinungen stammen) in Verbindung mit Aussagen über die Zukunft weniger wert als neutrale Sachaussagen, die auf Grundlage erlebter Visionen gemacht werden.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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