Avatar

Aufwärts- und Seitwärtsrütteln (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 05.05.2022, 08:14 (vor 722 Tagen) @ Nullmark (667 Aufrufe)

Hallo!

Das Thema wurde von auch von dem Journal >Spektrum< aufgegriffen.
https://www.spektrum.de/news/tsunamis-neue-erklaerung-fuer-raetselhafte-tsunamikatastrophe/1871269

Zitat:
"Wie die Simulation der Arbeitsgruppe zeigt, reicht es schon, wenn sich Teile der Uferböschung horizontal gegeneinander verschieben, wenn das Ausmaß der Verschiebung groß genug und die Böschung steil genug ist. Dann nämlich bewirkt selbst die rein horizontale Verschiebung deutliche Höhenunterschiede im Wasserspiegel, die schließlich durch Einwirkung der Schwerkraft die Wellen des Tsunamis erzeugen. Besonders stark wirke der Effekt, wenn die Bucht an einem Ende schmal zulaufe und sich der Bruch im Gestein schneller fortpflanze als seine eigenen Scherwellen. In dem Fall entsteht ein Effekt analog zum Überschallknall, und die Stoßwelle verstärkt den entstehenden Tsunami zusätzlich."

Das scheint mir im Grunde kein wirklich anderer Mechanismus zu sein als der bekannte Auslöser für Tsunamis (Hebung/Senkung des Meeresbodens). Der Unterschied ist lediglich, daß der sich verschiebende Boden stark geneigt ist und als Böschung aufragt, so daß statt aufwärts- seitwärtsgerichtete Impulse auf das Wasser ausgeübt werden.

Die Ergebnisse der Untersuchungen legen nahe, dass es auch andere Verschiebungen (Blattverschiebungen, Erdbeben, Plattentektonik) als üblicherweise angenommen, große Tsunamis verursachen können, ohne dass dabei Unterwasser-Erdrutsche ausgelöst werden müssen. Und offenbar gibt es noch einige andere intrinsische Mechanismen, durch die Tsunamis ausgelöst werden.

Aufwärtsrütteln und Seitwärtsrütteln einer Reliefkante, das in beiden Fällen durch ein Erdbeben hervorgerufen wird, ist eigentlich kein anderer "intrinsischer" Mechanismus. Während reines Seitwärtsrütteln logischerweise keine Tsunamis erzeugt, kann Seitwärtsrütteln einer schiebenden Kante sehr wohl den breitflächigen nötigen Impuls an das Wasser weitergeben. An der Ursache, daß man ein Erdbeben mit Reliefverschiebungen braucht, ändert das nichts.

An welcher Stelle da die russische Unterwasserdrohne einhaken würde, ist unschwer erkennbar.

Ist das so? Eine Bombenexplosion übt einen punktuellen Druck aus, der vom Relief allenfalls reflektiert wird. Gleich, ob das rüttelnde Relief bei der Tsunamientstehung aufwärts oder seitwärts rüttelt, wird stets die Energie nicht punktuell, sondern flächig (Länge mal Höhe des Reliefs bzw. Fläche des sackenden/anhebenden Meeresbodens) an einen "Wasserblock" weitergegeben. Daher können Bomben keine Tsunamis erzeugen, aber "Wellchen". Daher hat man bei den US-Amerikanischen Experimenten eine ganze Kette Bomben über mehrere Kilometer gezündet, um diesen Umstand der Tsunamierzeugung zu imitieren. Das Ergebnis war wohl ernüchternd. Null multipliziert ergibt halt immer noch Null. :lol2:

Mit anderen Worten hat das Forscherteam die Tsunami-Risiken im Zusammenhang mit militärischen Auseinandersetzungen bei der Gefahrenanalyse nicht betrachtet!

Vermutlich aus gutem Grund, weil sich eine Gefährdung aus dieser Richtung nicht gerade aufdrängt.

Aber unterseeischen Verwerfungen lassen sich in engen Buchten selbstredend auch nuklear erzeugen.

Wohl kaum. Siehe den Vergleich der Bebenenergie von 2011 mit der Gesamtenergie aller existierenden Atomwaffen. Wahrscheinlich gibt es tagtäglich weltweit tausende Minibeben, derer jedes für sich bereits die Energie einer handelsüblichen Atombombe freisetzt. Die Macht von Atomwaffen wird (der faustischen Hybris entsprechend, die uns offenbar allen in die Wiege gelegt ist) auf groteskeste Weise überschätzt.

Ich denke aber, dass die in der Forschungsarbeit dargestellten Mechanismen für die militärischen Überlegungen des russischen Projektes mit der Unterwasserdrohne mit ausschlaggebend sein dürften und mit den Auswirkungen bloßer unterseeischer Nuklearexplosionen nicht zu vergleichen sind.

Alles ist mit allem vergleichbar. Eine Detonation im Wasser und selbst direkt am Meeresboden wird lediglich vom Meeresboden (der dabei vielleicht oberflächlich beschädigt wird) reflektiert und sorgt für Druckwellen, die Wasser verschieben. Der Entstehungsmechanismus eines Tsunamis, welcher der selbe bleibt, auch wenn man neue Untermechanismen als Abwandlung des selben Grundmechanismus entdeckt, ist gänzlich anders. Die Ursache liegt dabei (nach menschlichen Maßstäben) tief in der Erdkruste, wo schlagartig eine vorliegende Spannung im Gestein sich löst, wodurch eine Verwerfung ganzer Reliefblöcke mit einer jede Atombombe um ein Vielfaches übersteigenden Energie entsteht. Der Punkt der Energiefreisetzung liegt im Vergleich zu Bombenexplosionen an einer ganz anderen Stelle und ist mit militärischen Mitteln weder erreichbar (selbst bunkerbrechende Waffen dringen nur wenige Meter in den Boden ein), noch hinsichtlich der nötigen Energiemenge nachstellbar. Eine Tsunamiwaffe ist daher nur in Science-Fiction-Geschichten denkbar, bei denen man wesentliche Stellen der Erklärung ausläßt, damit der Konsument sich die Lücken mit "das kann ich mir schon vorstellen" wohlwollend übertüncht. Das macht z. B. das Technikgebrabbel in Star Trek durchaus unterhaltsam, weil es wie echte Technologie wirkt, ohne die Umsetzung der zugrundeliegenden physikalischen Prinzipien in funktionierende Technik erklären zu können.

Ein menscheninduzierter Tsunami ist höchstens in dem Ausnahmefall denkbar, wenn ein im Voraus bekannter instabiler Hang durch eine Explosion zum Abrutschen gebracht wird. Eine solche Aktion wäre allerdings nicht ubiquitär ausführbar, weil nicht überall auf der Welt ein passender instabiler Hang mit der gewünschten Ausrichtung auf das zu vernichtende Ziel existiert. Es gäbe zudem kaum zu überwindende Unwägbarkeiten: Die Struktur der Instabilität müßte genauestens bekannt sein, um eine Detonation an der passenden Stelle mit der richtigen Stärke stattfinden zu lassen. Liegt der Punkt so tief, daß er mit technischen Mitteln nicht erreichbar ist, oder übersteigt die nötige Energiemenge auch hier die Detonationsstärke der größten Atombomben, bleibt die Aktion undurchführbar. Es wäre im Voraus eine gründliche wissenschaftliche Untersuchung des zu destabilisierenden Hanges (per Probebohrungen oder seismischen Messungen) vonnöten, die dem Gegner wohl kaum verborgen bleiben würde. Schon das macht einen solchen Plan militärisch unsinnig.

Insoweit halte ich das Szenario eines künstlich auslösbaren Tsunamis vor der britischen Küste für nicht unwahrscheinlich und hoffe, das U-Boot verlässt das Dock nicht.

In den englischen Küstenpubs können die Fischer ja schon mal die besonders hohen Gummistiefel anziehen und der Schankwirt macht am besten die Hintertüre auf, damit das Wasser auch durchfließen kann und nicht die Tapete oberhalb der Holzvertäfelung beschädigt. Recht viel schlimmeres ist nicht zu erwarten. ;-)

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: