Vielleicht sollte man nach all den Jahren nochmal hingucken... (Schauungen & Prophezeiungen)

Nullmark, Dienstag, 03.05.2022, 01:21 (vor 724 Tagen) @ BBouvier (844 Aufrufe)

Guten Tag.

Nun ja, die ganze Geschichte ist wirklich nicht neu.
Und eine russische Idee ist es auch nicht.
Im September 1961 berichtete die „New York Times”, dass die Sowjetunion eine gewaltige Explosion plane. 100 Millionen Tonnen TNT, platziert an strategischen Punkten, sollten zur Detonation gebracht werden und dadurch eine Flutwelle auslösen, die die Pazifik- und Atlantikküste der USA treffen sollte. Darüber wissen wir ziemlich alles.

Dem ging aber voraus das „Project Seal“ der Amis.
Das während des 2. Weltkrieges gemeinsam mit Neuseelands durchgeführte Programm versuchte, Tsunami-Wellen als Waffe zu erzeugen.
Ursächlich war die Beobachtung eines Offiziers der US-Navy bei Sprengarbeiten an Korallenriffen im Pazifik, dass kleine Detonationen große Wellen hervorrufen konnten, wenn sie an verschiedenen Punkten zeitgleich ausgelöst wurden.

Insoweit muss man sowohl @Taurecs und @BBouviers Ausführungen etwas erweitern:
Es geht bei tektonischen Waffen, wie bei der russischen POSEIDON eher nicht um Detonationen im freien Wasser oder im tiefen Wasser, sondern an Stellen, wo es einen Übergang zwischem Meer und Land gibt, also im Grenzbereich von Meer und Küste, mit relativ geringer Wassertiefe, also dort, wo ein U-Boot eher nicht manöverieren kann. Etwas anderes hätte auch keinen Sinn, denn der Tsunami soll ja seine Wirkung an Land zeigen.

Die Tests damals ergaben, dass einzelne Explosion keinen Tsunami erzeugen würden.
Nun wurde dieser Typ Waffe im Project Seal nur mit kleinen Explosionen und nie in voller Größe getestet. Was also wirklich passieren kann sind Annahmen. Damals wurden 3.700 Testexplosionen durchgeführt. Die Tests ergaben, dass schon eine Linie von 2.000.000 kg Sprengstoff etwa 8 km vor der Küste eine zerstörerische Welle erzeugen könnte. (Quelle: https://www.nzherald.co.nz/nz/nz-us-attempted-to-create-tsunami-bomb/ZMYDGBLKV5LA5QSBPXVWIXXRQA/?c_id=1&objectid=10857121 )

Das Projekt war zwar streng geheim, die o. a. Sprengungen und deren Wirkungen blieben seinerzeit auch in der Sowjetunion nicht unbeobachtet und nicht unbeachtet. Chruschtschow beauftragte entsprechende Machbarkeitsstudien bezüglich militärischer Verwendbarkeit.
Sacharow erklärte dazu in seinen Memoiren Torpedos als Zusteller als sinnvoll, die von einem U-Boot ausgesetzt und im Flachwasser gezündet werden. In der Diskussion war damals bei der Zielfestlegung z. B. ein Marinestützpunkt.

So übermächtige Bomben mit einer Sprengkraft von 100 Megatonnen hätten in der Tat eine massive Welle erzeugt, aber nicht in der vorgestellten Größenordnung, wie die Seal-Tests gezeigt hatten. Das führte sowohl in den USA als auch in der Sowjetunion seinerzeit zur Aufgabe des Projektes: „ ... Der Atlantik ist zu flach. ... Ein Tsunami im Pazifik hätte lediglich Los Angeles getroffen. Die Rocky Mountains hätten die Welle aufgehalten. ... Im Nordmeer ausgelöst ist nur wenig Wirkung wegen der geografische Größe der Sowjetunion erwartbar und machen das Projekt auf dem Gebiet der SU undurchführbar. ... Militärisch machte das keinen Sinn ... usw.
Diese Schlussfolgerung wurde sowohl von den USA als auch von der UdSSR unabhängig gezogen.

Nun gibt es seit 1978 ein Übereinkommen über das Verbot des militärischen Einsatzes von Umweltmodifikationstechniken, das unter anderem den Einsatz von geeigneten Techniken zur Verursachung von Erdbeben und Tsunamis verbietet. Es genügt zu wissen, dass ein Verbot nur dann notwendig erscheint, wenn die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, solche Techniken entweder bereits existent sind oder zu erkennen ist, dass Umfang und Richtung der physikalischen und technischen Entwicklung und deren vorgesehene Anwendung zu übersehen sind.

Tatsache ist aber auch, dass es mindestens zwei geheime sowjetische Programme gegeben hat, "Mercury (Меркур) und "Volcano (Вулкан)", die darauf abzielten, eine tektonische Waffe zu entwickeln. Der Geschichte zufolge begann das Mercury-Programm 1987. Drei Tests wurden in Kirgisistan durchgeführt. Der letzte Test des Vulcano fand 1992 statt. Laut Nature waren diese Programme westlichen Geophysikern seit mehreren Jahren inoffiziell bekannt. Was die genau beinhalteten, weiß ich natürlich nicht und wie der jeweilige britische oder amerikanische Pedant aussieht, genauso wenig. (Ich habe auch gerade keine Lust, da weiter zu recherchieren.)
Was damals vor Hawaii, seinerzeit vor Thailand oder jüngst vor Fukushima los war, ist letztendlich bis heute nicht abschließend geklärt.

Wir wissen also auch nicht, welche neueren oder älteren und geheimgebliebenen Erkenntnisse die Russen bewegten, das Projekt „POSEIDON“, was ja von Prinzip her genau der Sacharowdiktion und den Erkenntnissen des Sealprojects folgt, wieder zu aktivieren und zu realisieren.

Also die Drohung im Falle eines britischen Angriffs auf die Russische Föderation sollte man die Existenz einer solchen Waffe und die zugedachte Wirksamkeit nicht als Unmöglichkeit abtun. Soweit meine unmaßgebliche Meinung und Nullahnung.


Gruß Nullmark.


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