Untergegangene Welten (Freie Themen)

Leseratte, Dienstag, 09.11.2021, 12:48 (vor 899 Tagen) @ Pat (714 Aufrufe)
bearbeitet von Leseratte, Dienstag, 09.11.2021, 13:03

Hallo Pat,

ich fürchte, man wird Atlantis nie finden. Dafür gibt es meiner Meinung nach 2 Gründe.

Der erste wäre, dass Atlantis, falls es es gegeben haben sollte, sich nicht groß von der frühen Kultur in Göbekli Tepe, die zirka Tausend Jahre später war, unterschieden hätte. Die Überreste von Abu Hureyra zeigt jedenfalls eine Kultur, die sich gerade auf dem Übergang zwischen Landwirtschaft (ohne Pflug!) und Jägerkultur befindet. Würde man Artefakte von Atlantis finden, lägen sie auf derselben Kulturstufe, man fände Steinwerkzeug, Keramikreste, behauene Steine, und erste Megalithanlagen. Spätere "Erfindungen" von Hochkulturen, die Schrift, der Pflug, die Metallurgie, der steinerne Bogenbau etc. wären auch nach einem Kataklysmus weiter verwendet worden, man hat aber derartige Überreste weder in Europa noch in Afrika, geschweige dann in Südamerika gefunden. Vermutlich war um 10.800 v.Chr. Atlantis, falls es es geben hat, nicht viel weiter als die ersten anderen Hochkulturen, nur, wie Paris im 19.Jhr., ein kulturelles Zentrum. Falls man Platon glauben will, er erwähnt ja immerhin die Karibik, die vor dem anderen Kontinent liegt, war es wohl eine maritime Zivilisation. Fuhr man damals über das Meer? Die Indios in Patagonien haben, wie man durch Funde belegt hat, wohl die Falklandinseln erreicht, immerhin 500km durch eines der gefährlichsten Seegebiete überhaupt. Die Curraghs der iroschottischen Mönche waren im Frühmittelalter im Nordatlantik unterwegs, ein Gewässer, was auch nicht ohne ist. Und fast alle Inseln im Pazifik waren besiedelt bevor die Europäer kamen, offenbar waren Schiffe, die mit Steinzeittechnik gebaut waren, durchaus seetüchtig. Und schneller als ein Fußgänger waren sie auch. Vielleicht lag Atlantis irgendwo an der Küste, gerade so, dass Fischfang, ein bisschen Landwirtschaft und das Sammeln von Meerestieren am Ufer eine größere Menge an Menschen, eine Stadt, ernähren konnte. Dumm ist nur, dass seit der Eiszeit der Meeresspiegel erheblich gestiegen ist.

Nun kommt der zweite Grund, in Alexandria musste man nicht tief tauchen, geschweige denn lang suchen, um die versunkene Stadt zu finden, man wußte ja, wo sie war. Die Titanic und die Bismarck ließen sich leicht finden, man muß ja nur an der exakten Position einen Tauchroboter herablassen. Dass die Schiffe untergegangen waren, war ja belegt, da gab es offizielle Aufzeichnungen. Die überwucherten Tempel in Südamerika konnte man ausgraben, grub man etwas, sah man mehr. Auch Schliemann musste nur ein paar Arbeiter bezahlen. Tells, Schutthügel ehemaliger Städte, fallen auch auf, man sieht sie in der Landschaft. Aber das alles unter Wasser? Was kostet ein Schiff mit Dekompressionskammer für Taucher, mit Tauchsonden und allem technischen Gedöns pro Tag? Was ein Taucher, Spezialisten, von denen es ja nicht viele gibt? Und das alles um etwas zu untersuchen, von dem man nichtmal weiß, ob es etwas sein könnte? Wer will also überwucherte Artefakte aus, sagen wir 50 oder gar 100 Meter Tiefe holen? Und wer will unter Wasser wochenlang oder gar monatelang graben? Und wer kann dann sagen, wenn was gefunden werden sollte, das waren die, die Atlantaner?

Viele Grüße Leseratte


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