Cayces Atlantis(-Readings): Steinanker und Spuren eines afrikanischen Ur-Flusssystems? (Freie Themen)

Pat @, Montag, 01.11.2021, 19:02 (vor 906 Tagen) @ Ulrich (641 Aufrufe)
bearbeitet von Pat, Montag, 01.11.2021, 19:09

Hallo Ulrich! Hallo aber!

Danke sehr, für die Ausführungen.

① Nachfolgend gehe ich nochmals auf Greg Littles Atlantis-Suche ein und der Frage nach, ob irgendetwas gefunden wurde.

<"Da er in den medizinischen Readings, die zwei Drittel seiner Arbeit ausmachen, anscheinend Psi-Fähigkeiten gezeigt hat, kann man nicht ausschließen, dass die Life-Readings [zu nicht-medizinischen Themen] ebenfalls Elemente der außersinnlichen Wahrnehmung enthalten. Welche Rolle sie auch immer gespielt haben mag, sie stand in Wechselwirkung mit einer Fülle normaler Faktoren: Cayces bewusstem und unbewusstem Wissen, seiner Kommunikation mit dem Klienten und der Natur der hypnotischen Suggestion selbst.">

② Um konkreter herauszufinden, ob nebst den medizinischen Readings auch andere zutreffend sein könnten, prüfe ich zwei Life-Reading-Beispiele Cayces: (a) zu den Essenern. (b) zur früheren Sahara Region und dem Nil-Verlauf; zumal wissenschaftliche Untersuchungen die Hypothese eines afrikanischen Ur-Flusssystems weitgehend bestätigt haben.

Quelle: Edgar Cayce on Atlantis. By Edgar Evans Cayce. Warner Books. New York.
https://www.theosophy.world/sites/default/files/ebooks/edgar_cayce_on_atlantis_1988.pdf

Los geht’s – mit der Suche nach Cayces Atlantis!

[image]

Dr. Greg Littles Suche nach Cayces Atlantis

Die Film-Dokumentation The Search for Edgar Cayce’s Atlantis zeigt Littles Atlantis-Suche bei den Bahamas (Informationen zu Dr. Greg und Dr. Lora Little: Quelle )

Wichtig ist noch zu bemerken, dass Platons Atlantis und Cayces Atlantis nicht identisch sind (siehe dazu auch Quelle ). Dennoch geht Little davon aus, dass Cayce das historisch reale Atlantis beschrieben habe. Little scheint seine Atlantis-Suche – in der Bimini-Region – primär aufgrund von zwei Anhaltspunkten gestartet zu haben: Die Tatsache, dass Cayces medizinische Readings wohl oft zutreffend waren und die Annahme, folgende Cayce-Aussagen seien deshalb ebenfalls zutreffend:

<"As indicated, the records as to ways of constructing same are in three places in the earth, as it stands today: in the sunken portion of Atlantis, or Poseidia, where a portion of the temples may yet be discovered under the slime of ages of sea water – near what is known as Bimini, off the coast of Florida. And (secondly) in the temple records that were in Egypt, where the entity acted later in cooperation with others towards preserving the records that came from the land where these had been kept. Also (thirdly) the records that were carried to what is now Yucatan, in America, where these stones (which they know so little about) are now – during the last few months – being uncovered" (Dec. 20, 1933: 440-5, S. 90-91)>

Was wurde konkret gefunden?

Erstens wurde die Bimini Road weiter erforscht, die – gemäss akademischer Perspektive –natürlichen Ursprungs ist ( Wikipedia ). Auf der anderen Seite argumentieren Dr. Little und andere Forscher, dass diese Überreste ursprünglich eine – von Menschen erbaute – Hafenstadt gewesen sei (siehe auch Dok 22:57 – 32:40 und Atlantisforschung )

2006 fischte Little zudem einige Steinanker herauf. Gemäss Atlantipedia existiert kein Nachweis, dass die von Little entdeckten Fundstücke [falls belegt ist, dass es sich tatsächlich um Steinanker handelt?] atlantischen Ursprungs sind:

"The most recent study of structures off the coast of Bimini by a team that included Greg Little and William Donato in 2005 and 2006, when Andrew Collins joined them, has produced evidence of ancient harbours that are now submerged at two locations. They also discovered a number of stone anchors, now in the Bimini Museum. However, acceptance of the reality of this evidence is a long way from proving any connection with Atlantis."
( Quelle )

Das einzig Nennenswerte, das Little 2010 nahe Bimini noch gefilmt hat, sind einige grössere Granitplatten [?] unter Wasser (Dok 50:47 – 51:40). Eigentlich sollte nun bis heute geklärt sein, ob es sich bei diesen womöglich ebenfalls um Tempel-Steinblöcke oder sonstige Granitsteine handelt, die evtl. früher durch einen tropischen Wirbelsturm mit einem Schiff untergingen? (Siehe dazu auch Dok [35:06 – 37:28], als Little die Marmor-Überreste eines Tempels auf dem Meeresboden filmte, der sich aber angeblich als griechischer Tempel entpuppte, der nach Amerika hätte verschifft werden sollen.)

Selbst wenn tatsächlich belegt wäre, dass einige der Funde nicht natürlichen Ursprungs sind, sehe ich bisher keinen eindeutigen Zusammenhang zu Cayces Atlantis. :-(

Abschliessend gehe ich – exemplarisch – der Frage nach, ob Cayce in seinen Life-Readings irgendwelche übersinnlichen Informationen erfasst hat?

② a) Cayces Life-Readings und die Gemeinschaft der Essener

Edgar Cayce’s A.R.E. schreibt auf ihrer Webseite: Cayce habe – durch Retrokognition – über 11 Jahre bevor die Schriftrollen vom Toten Meer 1947 gefunden wurden, über die Essener gesagt, dass in dieser Gemeinschaft Männer und Frauen zusammen lebten – während die Akademiker glaubten, die Essener seien eine exklusiv männliche, monastische Gemeinschaft gewesen
( Quelle ).

Auf den ersten Blick scheint die Interpretation der A.R.E., dass Cayces Aussagen verifiziert worden seien, nicht besonders überzeugend, wenn wir auf Wikipedia lesen, die Essener seien eine nur "literarisch belegte", "männlich dominierte Gruppierung" gewesen.

Jörg Frey (2017/2015) gibt im WiBiLex allerdings einen Hinweis zur "Heiratsoption" unter den Essenern: "Zwischen den Berichten der drei antiken Autoren bestehen freilich deutliche
Differenzen […] Waren sie ehefeindlich (Philo, Apol 14-17; Plinius) oder heirateten sie unter bestimmten Voraussetzungen (Josephus, Bell II 121) (S. 6)? […] Klar ist jedenfalls, dass diese Bewegung nicht auf die Ortslage von Qumran zu beschränken ist. Das für die Qumran-Texte lange beherrschende (und durch die ältere Deutung der antiken Essenertexte mit beeinflusste) Kloster-Paradigma ist definitiv überholt" (S. 8 ).

(Quelle)

Diese Anmerkungen sollten nur den textlich-historischen Kontext zur Essener-Frage bei Cayce kurz skizzieren (um nebst der Atlantis-Thematik noch ein anderes Beispiel aufzuzeigen); wobei an dieser Stelle sowieso die Original-Cayce-Zitate fehlen.

② b) Cayces Life-Readings und die Hypothese eines afrikanischen Ur-Flusssystems

Des Weiteren berichtet der Verein Edgar Cayce’s A.R.E., Cayce habe in Readings bereits zu seinen Lebzeiten ausgesagt, dass der Nil seinen Verlauf geändert habe und früher in den Atlantischen Ozean gemündet sei. Diese Theorie sei dann 1986 wissenschaftlich bestätigt worden [im folgenden Zitat steht wohl fälschlicherweise precognitive readings]:

"Cayce’s precognitive readings also revealed a lush landscape along the Nile and stated that the Nile had changed its course and once entered the Atlantic Ocean. This theory seems to be confirmed as an article published in Science" (August 1986) ( Quelle )

Die genannten Readings finden wir in unserer Cayce-Atlantis-Quelle. Das erste gab Cayce 1925:

<"Man’s indwelling was then in the Sahara and the upper Nile regions, the waters then entering the now Atlantic from the Nile region rather than flowing northward; the waters in the Tibet and Caucasian regions entering the North Sea; those in Mongolia entering the Pacific; those in the plateau entering the Northern Seas … The numbers of human souls then in the earth plane being a hundred and thirty and three million (133,000,000). The period in the world’s existence from the present time being ten and one-half million (10,500,000) years ago. When man came in the earth plane as the lord of that in that sphere, man appeared in five places then at one – the five senses, the five reasons, the five spheres, the five developments, the five nations." (May 28, 1925: 5748 - 1; S.49)>

Im Kommentar des Buches wird versucht, durch anscheinend neue wissenschaftliche Hinweise die Lächerlichkeit der Mengenangaben, wieviel Menschen zu jener Zeit angeblich gelebt hätten, zu entschärfen (S.49). Plausibler scheint mir: Wenn man wie oben, so unten voraussetzt und weiss, dass digitale Quellen wie Google richtige und falsche Informationen wiedergeben, es dann folgerichtig scheint, dass eine evtl. übersinnliche bzw. jenseitige Quelle ebenso richtige und falsche Informationen vermitteln könnte. Wie Cayce jedoch seine Informationen konkret aus der Hypnose erschloss, ob nur mentale Informationen oder selbst schauend, ist mir noch nicht klar. Nachfolgend werde ich mich primär der Überprüfung seiner Aussagen zur Nil-Region widmen.

1932 kommt Cayce in einem Folge-Reading, u.a. auf die Sahara und den Nil zurück:

<Q6: "Describe the earth’s surface at the period of the appearence of the five projections."
A.6: "This has been given. In the first, or that known as the beginning, or in the Caucasian and Carpathian, or the Garden of Eden, in that land which lies now much in the desert, yet much in the mountain and much in the rolling lands there. The extreme northern portions were then the southern portions, or the polar regions where then turned to where they occupied more of the tropical and semi-tropical regions; hence it would be hard to describe the change.
The Nile entered into the Atlantic Ocean. What is now the Sahara was an inhabited land and very fertile. What is now the central portion of this country, or the Mississippi basin, was then all in the ocean; only the plateau was existent, or the regions that are now portions of Nevada, Utah and Arizona formed the greater part of what we know as the United States. That along the Atlantic Seaboard formed the outer portion then, or the lowlands of Atlantis. The Andean, or the Pacific coast of South America, occupied then the extreme western portion of Lemuria. The Urals and the northern regions of same were turned into a tropical land. The desert in the Mongolian land was then the fertile portion. This may enable you to form some concept of the status of the earth’s representations at that time! The oceans were then turned about; they no longer bear their names, yet from whence obtained they their names? What is the legend, even, as to their names?" …
"You see, with the changes when there came the uprisings in the Atlantean land, and the sojourning southward with the turning of the axis, the white and yellow races came more into that portion of Egypt, India, Persia, and Arabia." (1932: 364 - 13, S.53 – 54)>

Zu Lemuria sei noch erwähnt, dass das Team der Atlantisforschung zwar verschiedene mythologische, ozeanografische und archäologische Hinweise auf eine allenfalls reale Zuordnung des Begriffs verfasst hat, wobei nach meiner Meinung kaum eine kohärente, überzeugende These sichtbar wird (Quelle).

Cayces Nil-Aussagen, isoliert vom Kontext:

<"Man’s indwelling was then in the Sahara and the upper Nile regions, the waters then entering the now Atlantic from the Nile region rather than flowing northward […]" (1925)>

Übersetzt: "Damals lebte der Mensch in der Sahara und den oberen Nil Regionen. Damals traten die Flüsse der Nil Region eher in den Atlantischen Ozean, als nordwärts zu fliessen."

<"The Nile entered into the Atlantic Ocean. What is now the Sahara was an inhabited land and very fertile." (1932)>

Übersetzt: "Der Nil floss in den Atlantischen Ozean. Was jetzt die Sahara ist, war damals bewohntes Land und sehr fruchtbar."

Trotz dem zweifelhaften atlantischen Gesamtkontext, sieht allerdings die A.R.E.-Interpretation – bezüglich Cayces Aussagen zur Nil-Region – nicht unplausibel aus.
Immerhin existiert der Science Artikel(1986). Durch Shuttle Imaging Radar Technologie (SIR) konnten John Mc Cauley und sein Team im Radar-Bild enge Flussverläufe nachweisen, die Teil eines 4500 km langen Flusssystems waren, das durch die östliche Sahara verlief und in den Atlantischen Ozean mündete: "According to a new hypothesis, a river system of Amazonian proportions once spanned the African continent. It flowed from near the present-day Red Sea, across the path of today’s Nile, through the eastern Saharan Desert that now receives only 1 millimeter of rainfall per year, across central Africa with its towering mountains, and into the Atlantic 4500 kilometers from the systems headwaters."
https://www.science.org/doi/10.1126/science.233.4767.940

Ein späterer Artikel weist darauf hin, dass McCauley seine Forschung zu diesem Thema nicht ganz abschliessen konnte: "His field work, with his wife Carol, using Space Shuttle radar images over the hyperarid Eastern Sahara of Egypt and Sudan revealed ancient, sand-buried river systems and associated prehistoric stone tools (Science, 1982) Dr. McCauley retired from the USGS in 1986 after the demise of the shuttle Challenger, which destroyed the onboard imaging radar experiment needed to support his further research." (Published by Arizona Daily Sun on Apr. 29, 2012; ( Quelle )

Allgemein besteht heute kein Zweifel, dass sich die einst grüne Savanne zur heutigen, trockenen Sahara Wüste entwickelte ( Quelle). Weitere Forschungen bestätigten die afrikanische Ur-Flusshypothese; zumindest in Bezug auf das Beispiel des Tamanrasset-Stroms ( Quelle )

Für eine abschliessende Beurteilung, ob Cayce diesbezüglich tatsächlich eine valide, übersinnliche Information erschlossen haben könnte, scheint mir auch der historische Kontext relevant.
Nick A. Drake et al., erwähnt in seinem Forschungsartikel (2011) Ancient watercourses and biogeography of the Sahara explain the peopling of the desert, dass bereits Duveyrier von einer Feuchtigkeitsperiode ausging, um die Existenz der Nil-Krokodile in isolierten Sahara-Oasen zu erklären.

"a green Sahara route has been proposed whereby this currently hyperarid region could have been habitable during “green” periods of greater humidity. This humid period was first suggested by Duveyrier to explain the existence of the Nile crocodiles in isolated Saharan oases [...]"

Quellenhinweis: Duveyrier H (1864) Exploration du Sahara: Les Touâreg du nord (Challamel Aine, Paris)

Es wäre aufschlussreich, historisch noch eingehender nachzuforschen, inwiefern die These eines afrikanischen Ur-Flusssystems bereits zu Cayces Zeit bekannt war.

Der Begriff Lemuria stammt ursprünglich nicht von den Theosophen, sondern vom britischen Zoologen Philip L. Sclater (1829-1913), worüber Stefan Wogawa in seinem Essay Urkontinent Lemuria – Von der wissenschaftlichen Hypothese zur okkultistischen Spekulation – einleitend schreibt: "Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte der englische Zoologe Philip L. Sclater mit Hilfe eines hypothetischen Urkontinents zwischen Amerika, Afrika und Indien biogeographische Probleme zu lösen: die Idee von Lemuria war geboren. Aufbauend auf Sclater deutete der Darwinist Ernst Haeckel Lemuria als mögliche „Wiege der Menschheit“. Nur wenige Jahrzehnte später griffen okkultistische Strömungen diesen Gedanken erneut auf und erweiterten ihn zu dem heute bekannten, esoterischen Bild des versunkenen Kontinents Lemuria." (Quelle)


Gruss, Pat


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«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
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«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
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«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»


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