Cayce (Freie Themen)

aber @, Montag, 30.08.2021, 00:04 (vor 964 Tagen) @ Pat (805 Aufrufe)

Hallo,

Da Cayce, nach meinem Wissen, mit Theosophen in Kontakt gekommen ist, kann es sein, dass sein Atlantis - quellenkritisch - schlicht von Blavatskys Atlantis stammt? Wenn nicht, gibt es einen anderen textlichen "Plagiat-Ursprung"?

“Mit Theosophen in Kontakt gekommen“ scheint mir weit untertrieben. Nach Angaben der Theosophischen Gesellschaft selber trat Cayce im Dezember 1922 der American Theosophical Society bei und war in der Loge zu Birmingham, Alabama zwei Jahre lang Mitglied. Sein Beitritt zu den Theosophen erfolgte somit noch vor seiner Begegnung mit dem Theosophen Arthur Lammers 1923, der sich von Cayce (stets in Trance - oder vielmehr unter Hypnose) mittels suggestiver Frage-Antwort-Gesprächen seine theosophischen Glaubensinhalte bestätigen ließ. Zudem hatte Cayce in den 20er Jahren auch mehrmals Kontakt zu dem passionierten Atlantisforscher und britischen Geheimagenten Alexander Strath-Gordon.

Aus diesem Grund befragte Cayce seinen Stenographen nach dem, was er in seinem Trance-Zustand sagte, und blieb nicht überzeugt. Er bestritt Lammers 'Vorwurf, er habe Astrologie und Reinkarnation im folgenden Dialog bestätigt:

Cayce: Ich habe das alles gesagt? ... Ich hätte das alles nicht in einer Lesung sagen können.
Lammers: Nein. Aber Sie haben es bestätigt. Sie sehen, ich habe jahrelang Metaphysik studiert, und ich konnte anhand einiger Fragen und anhand der von Ihnen angegebenen Fakten überprüfen, was mit vielen Dingen, die ich gelesen habe, richtig und was falsch ist. Wichtig ist, dass das Grundsystem, das alle Mysterienreligionen durchläuft, ob sie aus Tibet oder den Pyramiden Ägyptens stammen, von Ihnen unterstützt wird. Es ist eigentlich das richtige System.

Quelle

Wenn man also bedenkt, dass die Cayce-Sitzungen immer durch einen Hypnotiseur geleitet wurden (die übliche Bezeichnung Trance finde ich in Cayces Fall daher irreführend, denn Trance impliziert einen selbstinduzierten Zustand) und Cayce selbst sich im bewussten Zustand an nichts erinnern konnte, legt das den Verdacht nahe, dass ein manipulativer Fragesteller jedwede Antwort, die ihm genehm war, dem hypnotisierten Cayce zu entlocken vermochte. So natürlich auch Bestätigungen für beispielsweise die theosophische Weltanschauung oder die Atlantisforschung. Dennoch halte ich suggestive Fragestellung nicht allein für das Sitzungsergebnis verantwortlich. Vielmehr scheint mir, dass Cayce tatsächlich in der Lage war, in das Unterbewusstsein seines jeweiligen Gegenübers hineinzutauchen und die gewünschten Informationen zutage zu fördern. Diese mögen in einigen Fällen erhellend und zutreffend gewesen sein, in anderen Fällen mag es aufgrund einer massiv subjektiven Färbung des Betreffenden wiederum nur zu verzerrten und untauglichen Ergebnissen geführt haben.

Der theosophische Einfluss Lammers' auf Cayce wurde jedenfalls ab 1924 abgelöst durch den Wall Street Börsianer und ebenfalls Theosophen Morton Blumenthal, der Cayce zum einen finanziell unterstützte, jedoch auch mit größenwahnsinnigen Plänen mächtig Kapital aus Cayces Gabe schlagen wollte - bis es 1931 zwischen den beiden zum Bruch mit großen Verlusten kam, mutmaßlich aufgrund rein finanzieller Differenzen. Den Biografien lassen sich Hinweise darauf entnehmen, dass der Geldgier Blumenthals die Zurückhaltung Cayces in kommerziellen Dingen gegenüber stand.

(Man fühlt sich an dieser Stelle, ebenso wie bei der Verbindung Irlmaier-Adlmaier, an das Märchen vom Fischer und seiner Frau erinnert: Da ist jemand, der vom Schicksal mit einem Geschenk, sprich mit einer zweifellos vorhandenen, mehr oder weniger zuverlässigen Gabe begünstigt ist, die er aber gar nicht zu seinem eigenen materiellen Vorteil nutzt, während eine Person in seinem Umkreis größtmöglichen Profit aus dem Begabten herauszuholen versucht. Die instinktive materielle Bescheidenheit mag den Seher ehren, gleichwohl lässt er sich vom Habgierigen instrumentalisieren - solange, bis der Bogen überspannt ist und das Universum das so geschaffene Chaos und Ungleichgewicht mit einem Schlag wieder auf Null zurücksetzt.)

Das exorbitante Interesse der Theosophen an Cayce, die systematische Förderung und der Aufbau sowie die heutige Heiligenverehrung seiner Person durch die Theosophen hinterlässt bei mir den Eindruck, dass diese nicht ohne missionarischen Hintergedanken an Cayce herangetreten sind. Nach dem Motto: Wenn ein berühmter Seher so viel Theosophensprech von sich gibt, dann muss ja was dran sein. Plagiiert hat er also nicht, eher wurde er indoktriniert und instrumentalisiert, meine Meinung.

LG,
und


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