Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte....

Geschrieben von DaveRave am 06. November 2003 11:53:14:

Als Antwort auf: Was ist Antisemitismus? (o.T.) geschrieben von Xell23 am 05. November 2003 19:19:15:

...wieder mal ganz gut tut, hier ein paar wirkliche Fakten:

Unverstanden, ausgegrenzt, und das nur, weil sie ihrer Meinung nach
unangenehme Wahrheiten offen aussprechen - das eint die "Junge Freiheit" und
CDU-Politiker, die rechtes Gedankengut in die Mitte der Gesellschaft rücken
wollen. Und beide Seiten wissen, dass dies nicht mit platten Parolen
funktioniert, sondern nur, wenn man historische Fakten in die gewünschte
Richtung biegt.
So ist auch Hohmann in seiner Neuhofer Täter-Rede verfahren. Seine Quelle
ist hauptsächlich ein unausgegorenes Machwerk des Bielefelder Bibliothekars
Johannes Rogalla von Bieberstein. Bieberstein suggeriert darin, dass
jüdische Kommunisten Hitler zum Antisemiten werden ließen. Wie die Nazis
zählen Bieberstein und Hohmann Atheisten oder Christen auch dann zu den
Juden, wenn sie nur jüdische Vorfahren haben.
Das Vorurteil, Juden seien prinzipiell links, waberte schon im 19.
Jahrhundert durch Europa; dabei hatte sich stets nur eine Minderheit in
sozialistischen Parteien engagiert. Unter den 23 600 Bolschewiki der
Russischen Revolution von 1917, so hat der Historiker Arno Lustiger
errechnet, waren genau 964 Juden. Wenig später kamen 2182 hinzu.
Für viele Juden war der russische Arbeiter-und-Bauern-Staat zunächst ein
attraktiver Ort. Im Zarenreich durften sie sich nicht niederlassen, an
Schulen und Universitäten gab es Quoten, gleich zwei Pogromwellen trieben
vor dem Ersten Weltkrieg Millionen in die Emigration.
Juden, so der Experte Lustiger, hatten "allen Grund, sich an revolutionären
Bewegungen zu beteiligen". Lenins neues Reich bot ihnen Aufstiegschancen und
vor allem erstmals Schutz vor rechten Horden.
Unter den Spitzengenossen fanden sich denn auch zahlreiche Kommunisten
jüdischer Herkunft. Einige tausend gingen zur Terrorpolizei NKWD. Doch die
These vom Juden als Tätervolk ist, so der Historiker Dieter Pohl vom
Institut für Zeitgeschichte in München, "antisemitischer Unsinn".
Die drei jüdischen Politbüro-Mitglieder Trotzki, Kamenew und Sinowjew fielen
den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. Und wenig später ließ das wahre
"Tätervolk" sogar sechs Millionen Juden umbringen.
Spiegel online- DOMINIK CZIESCHE, ANDREAS WASSERMANN, KLAUS WIEGREFE



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