Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte....
Geschrieben von JeFra am 07. November 2003 05:13:32:
Als Antwort auf: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte.... geschrieben von DaveRave am 06. November 2003 11:53:14:
Wie fleecer vollkommen richtig gesagt hat, sollte man a) nachhaken, wie Lustiger die Zahlen überhaupt recherchiert hat und b) versuchen, sich ein Bild davon zu machen, wie groß den nun der Anteil der Juden an den Führungspositionen sowie ihr Beitrag zu den wichtigeren kommunistischen Aktionen ist. Natürgemäß ist es sehr schwer, sich ein Bild davon zu machen. Das Thema ist in höchstem Maße tabuisiert. Wie wollen Sie beispielsweise entscheiden, wer ein Jude ist? In einigen Fällen (Trotzki, Kamenev etc.) ist es bekannt und wird nirgendwo ernsthaft bestritten. Manchmal kann man sich nach dem Namen richten, was natürlich im Einzelfall schon relativ unsicher ist, obwohl die Trefferquote bei einer längeren Liste von Namen zufriedenstellend sein dürfte. In anderen Fällen erhält man widersprüchliche Informationen, bzw. es steht einfach Aussage gegen Aussage. Der deutsch-britische Atomspion Klaus Fuchs ist ein Beispiel für diese Situation. Für genauere Recherchen fehlen der Privatperson meist die Resourcen. Trotzdem gibt es einige Beispielfälle, in denen man ziemlich leicht relativ zuverlässige Angaben über den Hintergrund der beteiligten Personen bekommt.
Nehmen Sie beispielsweise die in den US in den 50iger Jahren wegen Atomspionage für die SU Verurteilten: H. Gold, D. Greenglass, E. und J. Rosenberg, M. Sobell. Laut www.rosenbergtrial.org und einer einer anderen Quelle:
Julius Rosenberg, the son of Jewish Polish immigrants, ...
David Greenglass, known as "Doovey" to his older sister Ethel Greenglass Rosenberg, ...
Harry Gold was the son of poor Russian Jewish immigrants.
Ethel attended a religious school, Downtown Talmud Torah, and then Seward Park High School, where she graduated at the age of only 15.
Wenn Ethel Greenglass-Rosenberg eine jüdische Religionsschule besucht hat, müssen wohl sie und ihr Bruder D. Greenglass in einer jüdischen Familie aufgewachsen sein. Für J. Rosenberg und H. Gold wird die jüdische Herkunft expressis verbis behauptet. Unter den fünf in den USA wegen Atomspionage Verurteilten waren also mindestens vier Juden! Selbst wenn Sie den wegen Meineides verurteilten M. Elitcher und (Herkunft für mich unklar, wie bei Sobell) den in England verurteilten Klaus Fuchs (angeblich ein deutscher Lutheraner) mit auf die Liste setzen, haben Sie immer noch eine jüdische Mehrheit unter den Atomspionen.
Der von Ihrem Autor erhobene Einwand
Wie die Nazis zählen Bieberstein und Hohmann Atheisten oder Christen auch dann zu den Juden, wenn sie nur jüdische Vorfahren haben.
beeindruckt mich nicht sonderlich. Es geht konkret nicht um irgendwelche Vorfahren, sondern um die Eltern. Sagen Sie "Mehr als die Hälfte der Atomspione waren Juden" oder "Mehr als die Hälfte der Atomspione hatte jüdische Eltern", Sie haben auf jeden Fall ein signifikantes Phänomen, daß man irgendwie zu erklären versuchen sollte. Gerade im Fall der Rosenbergs sprechen die Details des Falles ohnehin dafür, daß diese nie mit der jüdischen Religion gebrochen haben. Im Fall der Atomspionage zieht überdies Lustigers Argument nicht, daß die Juden unter dem betreffenden Staat gelitten hatten, denn die amerikanischen Verhältnisse sind in dieser Hinsicht ganz anders gewesen als im zaristischen Rußland.
Ein anderes Beispiel: Die wichtigsten Führer bolschewistischer bzw. linksextremistischer Revolutionsverusche außerhalb Rußlands 1919ff waren K. Liebknecht, R. Luxemburg, K. Eisner, B. Kun, davon waren wenigstens die drei Letztgenannten Juden. Auch in diesem Fall liegen die Fakten relativ offen auf dem Tisch, so daß man sich mit einem für eine Privatperson vernünftigen Aufwand ein eigenes Bild vom Ausmaß der jüdischen Beteiligung am Bolschewismus machen kann.
Auch die Liste der Mitglieder des Politbüros des ZK der KPdSU in der fraglichen Zeit ist im Netz hier oder hier abrufbar, wobei wenigstens die letztere Quelle sich auf russische Angaben zu stützen scheint. Ich beschränke mich auf die Zeit vor der Stalinschen Revolution gegen die Kampfgefährten Lenins und liste auch nur jeweils die stimmberechtigten Politbüro-Mitglieder auf. Nach verschiedenen Quellen sind anscheinend die folgenden dieser Bolschewiki Juden gewesen: Leon Trotzki=Lev Bronstein, Lev Kamenev=Rosenfeld, Grigori Zinoviev=Apfelbaum sowie Mikhail I. Kalinin. Zu Alexei Rykov finden sich widersprüchliche Angaben. Über Tomsky und Krestiniky konnte ich nichts ausmachen, Lenin, Stalin, Bucharin, Molotov und Voroshilov sind anscheinend Nichtjuden gewesen. Das Politbüro von 1919: Lenin, Trotsky, Stalin, Kamenev, Krestinikii, also 2/5. Von 1921: Lenin, Trotsky, Stalin, Kamenev, Zinoviev, also 3/5. 1922: Lenin, Trotsky, Stalin, Kamenev, Zinoviev, Rykov, Tomskii, also 3/7. 1924: Zinoviev, Kamenev, Stalin, Trotsky, Bukharin, Rykov, Tomskii, also 3/7. Von 1926: Stalin, Bukharin, Rykov, Tomskii, Molotov, Kalinin, Voroshilov, Zinoviev, Trotsky, also 3/9. Der Anteil der Juden an den stimmberechtigen Mitgliedern des Politbüros blieb also in dieser Zeit meist bei über 40%, um lediglich kurz vor dem Bruch zwischen Stalin und Kamenev/Sinoviev auf 1/3 zu sinken. Nach der Entfernung Kamenevs, Sinovievs und Trotzkis war der Anteil der Juden geringer, aber der Jude Lazar Kaganovitch konte sich bis zum Beginn der Entstalinisierung halten. Kaganovich wird im Zusammenhang mit der Kulakenvernichtung fast durchweg als der zweite Mann hinter Stalin genannt und dürfte daher einer der schlimmsten Massenmörder des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein. Das Beispiel Kaganovich, zusammen mit den vorhin zitierten Beispielen aus Solschenitzyn, deutet darauf hin, daß der Anteil der Juden an der oberen Verwaltungsebene der Vernichtungsmaschinerie sogar noch größer gewesen sein könnte als ihr Anteil am Politbüro des ZK. Es wäre interessant, dazu genauer aus Solschenitzyn, Schwarzbuch Kommunismus oder ähnlichen Quellen zu recherchieren, soweit diese Rückschlüsse auf den ethnischen Hintergrund der Täter zulassen. Auch könnte man versuchen, so wie im Churchill-Zitat hier im zweiten Absatz, die Machtverhältnisse innerhalb des Politbüros aufzuklären.
Sicher hat Lustiger recht mit seiner Bemerkung, daß einige dieser jüdischen Schlächter (ausgenommen leider das Monster Kaganovich) später selber Opfer Stalins geworden sind. Früher habe ich die Liquidierung der ersten Generation der Bolschewiki durch Stalin als eine Art nationalsozialistische Revolution in Rußland betrachtet. Realistischer ist es vielleicht, die Stalin-Ära als eine Zeit des Überganges zu betrachten: Stalin hat anscheinend den russisch-nationalsozialistischen und den jüdischen Flügel seiner Partei gegeneinander ausgespielt, ohne einen dieser beiden Flügel übermächtig werden zu lassen. Nach dem Tode Stalins hat sich weitgehend der russisch-nationale Flügel durchgesetzt. Es hat jedenfalls den Anschein, daß letztlich die Juden in der SU den Kürzeren gezogen haben. Spricht diese Tatsache dagegen, daß der jüdische Anteil an der frühen Phase der russischen Revolution erheblich war? Ich wurde diese Frage verneinen. Auch der Multikulturalismus hat zweifelsohne das Potential, sich letztlich gegen die Juden zu richten. Daß ändert aber nichts an der für uns als Zeitgenossen feststellbaren Tatsache, daß die Juden die wichtigsten Verfechter dieser Politik sind.
JeFra
- Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte.... Hubert 07.11.2003 09:11 (12)
- @Hubert: Bumerang-Argumente JeFra 08.11.2003 06:42 (8)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente Hubert 08.11.2003 21:36 (5)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente :-) Chromos 09.11.2003 13:48 (4)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente :-) Hubert 09.11.2003 13:57 (3)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente :-) BBouvier 09.11.2003 15:06 (2)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente :-) Hubert 09.11.2003 15:21 (1)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente :-) JeFra 09.11.2003 19:39 (0)
- Re: @Hubert: Bumerang-Argumente JeFra 08.11.2003 08:16 (0)
- Protestanten und NS JeFra 08.11.2003 07:56 (0)
- Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte.... Eraltho 07.11.2003 09:38 (2)
- Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte.... Hubert 07.11.2003 10:16 (1)
- Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte.... Eraltho 07.11.2003 10:52 (0)