Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte....

Geschrieben von Hubert am 07. November 2003 09:11:55:

Als Antwort auf: Re: Da hier einigen anscheinend eine Portion Geschichte.... geschrieben von JeFra am 07. November 2003 05:13:32:

Hallo JeFra,

das Problem liegt bei Ihnen weniger in der Aufzählung von (wahrscheinlich) unstrittigen historischen Fakten, als vielmehr in der anschließenden Konstruktion von Thesen.

Ich bringe jetzt mal ein Beispiel dafür, wie sich eine absurde These aus historischen Fakten zusammenzimmern läßt:

Wenn Sie die Wahlkreise des Deutschen Reiches der 30er Jahre analysieren – einerseits nach ihrer konfessionellen Struktur, andererseits nach den politischen Präferenzen –, dann werden Sie ohne jeden Zweifel feststellen, daß die NSDAP fast ausschließlich in jenen Wahlkreisen die stärkste Zustimmung erhielt, die von Protestanten dominiert waren. Theoretisch könnten Sie jetzt also mit einer gewissen Berechtigung postulieren: Die Protestanten sind schuld daran, daß die Juden vergast wurden. Daß dies natürlich blanker Unsinn ist, wissen wir alle, aber Thesen wie diese lassen sich schnell aufgrund von empirischen Fakten postulieren.

Ein weiteres Beispiel, das mir just in diesem Moment einfällt: Ist Ihnen die Herkunft der 70er-Jahre-Terroristen in der Bundesrepublik Deutschland bekannt? Wahrscheinlich. Die Kommunisten der „Bewegung 2. Juni“ sowie der „Rote Armee Fraktion“ stammten überwiegend aus protestantischen Elternhäusern, bei etlichen war der Vater protestantischer Pfarrer. Wie ich Ihnen nicht näher erläutern muß, waren schon damals alle deutschen Linkskräfte antiisraelisch und pro-arabisch eingestellt. Die Terroristen fuhren regelmäßig in den Nahen Osten und ließen sich in Palästinenserlagern für den „antiimperialistischen Kampf“ ausbilden. Was ich sagen will, ist, daß man mit der gleichen Leichtigkeit, mit der in den 30er-Jahren eine „jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“ postuliert wurde, heutzutage eine „kommunistisch-arabische Weltverschwörung“ postulieren könnte, die aber in der Realität ebenso wenig existiert wie die erste.

Ebenso wären Sie sicherlich sehr geschockt, wenn ich Ihnen die augenblickliche konfessionelle Strukturierung der berühmt-berüchtigten „Bilderberger“ oder des „CFR“ oder der NATO-Führungsebene hier vorlegen würde. Das werde ich aber tunlichst unterlassen, sonst heißt es gleich: „Ach, sieh mal einer an, jetzt haben wir’s ja schwarz auf weiß, wer die Welt wirklich regiert.“

In alter Herzlichkeit,
Hubert



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