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Johanssons Einflüsse (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 19.04.2020, 12:50 (vor 1468 Tagen) @ Frank Zintl (964 Aufrufe)

Hallo!

Mein Ansatz geht davon aus dass nur der Artikel von Melander authentisch und zitierfähig ist. Deshalb äussere ich mich nicht zum Inhalt späterer (korrumpierter ?) Quellen.

Du willst Gustafsson völlig ignorieren, um mit Melander als alleiniger Quelle in Johansson einen veritablen Seher sehen zu können.
Gustafsson mag indes korrumpiert sein, vermittelt aber dennoch wenigstens einen Eindruck von Johanssons Schau, wenn man davon ausgeht, daß beide nicht willentlich gelogen, sondern sich allenfalls mehr oder minder, aber nicht komplett getäuscht haben.

Ich halte es nämlich für wahrscheinllich, dass nach dem Ende des 1. WK Leute versucht haben aus Johansson mehr Einzelheiten und mehr "Sensationen" rauszuquetschen. Und der arme alte Fischer - dankbar für soviel Aufmerksamkeit - wird den Leuten nach dem Mund geredet haben.

Und warum sollte das bei Melander nicht der Fall gewesen sein, nachdem Johansson mit seinem eigentlichen Anliegen, selber die Regierenden Europas höchstselbst zu informieren, scheiterte und mit Melander Vorlieb nehmen mußte?
Der ganz nach dem christlichen Idealbild von Dir als "armer und alter Fischer" dargestellte Johansson war womöglich hinsichtlich seiner Schau und dem damit verbundenen Mitteilungsbedürfnis von Anfang an nicht so bescheiden.

Daher halte ich mich ausschliesslich an den Artikel, denn er ist vergleichsweise unverfälscht und eindeutig vor den Ereignissen.

Und wie aus meinem ersten Kommentar hier hervorgeht auch sehr dünn.
Die Darstellung des französisch-skandinavisch-russischen Krieges bei Melander läßt übrigens vermuten, daß zumindest die Darstellung dessen bei Gustafsson weitgehend authentisch ist. Dann können wir annehmen, daß auch andere Passagen bei Gustafsson mehr oder minder authentisch sein können und ein völliges Ignorieren Gustafssons keine Vernunfts- sondern Willensentscheidung ist, um unangenehme Gegenanzeigen bequem abzuwiegeln.

Der Begriff "lungsot" (Lungenseuche) ist schon rein sprachlich anders gefasst als unser volkstümlicher Begriff Schwindsucht. Beides bedeutet normalerweise Lungen-TBC, aber der Begriff "Lungenseuche" lässt eben auch andere Deutungen zu, die sich auf tödliche Erkrankungen der Lunge beziehen.

Da gebe ich Dir recht. Das schwedische Wiktionary zitiert zu "lungsot" ein Medizinhandbuch von 1919, das sich vermutlich an den damaligen Sprachgebrauch hält:
"Blodbrist, nervsvaghet och lungsot uppkomma som bekant som följd av ofullständig andning."

Also im wesentlichen Folgeerscheinungen wie Blutarmut und Nervenschwäche, die mit unvollständiger Atmung zu tun haben.

Ob der Erklärjesus diesen Begriff benutzt hat wissen wir alle nicht, aber Johansson hatte vermutlich ein eingeschränktes Vokabular.

Er muß natürlich ähnlich dumm gewesen sein, wie er arm, alt und bescheiden gewesen ist. :ok:

Er war sicher ein fleissiger Bibel leser und kann dadurch von den Endzeitprophezeiungen beeinflusst gewesen sein.

Nicht nur kann, sondern muß es zwingend gewesen sein, wenn er tatsächlich so intensiv in dem Buche las. Desgleichen kann nicht ohne Einfluß geblieben sein. Solch ergebene Hingabe macht natürlich empfänglich für das Auftreten von Erklärjesussen, wenn man die entsprechende mediale Grundveranlagung hat.
Andernfalls müßtest Du unterstellen, daß auch der Rest des Bibelinhalts spurlos an ihm vorübergegangen sein könnte und er vielleicht doch nicht so arm und bescheiden gewesen sein könnte, wie es fromme Christen gerne von sich und ihregleichen annehmen. :ok:
Es ist gewiß nicht dienlich zu unterstellen, er hätte nicht an das christliche "Gesamtpaket" geglaubt, sondern nur an die Teile, die einem um des Bildes eines unbeeinflußten, eigenständigen Johanssons willen genehm sind.

Aber die Genauigkeit der eingetretenen Voraussagen weicht deutlich von den allgemein gehaltenen Bedrohungsszenarien der biblischen Texte ab.

Mit Melander als einziger Quelle und völliger Ignorierung Gustafssons gibt es nur diese eingetretenen Voraussagen Johanssons: "[...] nun hatte sie [die Erklärjesusstimme] gesagt, daß es auch einen Krieg geben werde zwischen Deutschland und Österreich auf der einen Seite und Rußland, Frankreich und England auf der anderen. Belgien sollte auch dabei sein."
"Deutschland wird das Elsaß und Lothringen verlieren."
"[...] auch in Spanien wird es Krieg geben"

Das weicht von den Bedrohungsverheißungen der biblischen Endzeitprophetie insofern ab, als diese tatsächlich umfangreicher und ausführlicher sind als Johanssons dünne Melanderaussagen, die im Vergleich zur ewig scheiternden Endzeitprophetie allerdings nachgewiesenermaßen ein Treffer waren.

Mit einer gewissen Unsicherheit kann man noch die Lungenkrankheit hinznehmen und auf die spanische Grippe beziehen: "Krankheit wird umgehen unter den Menschen. Es wird die Schwindsucht sein."
Blöderweise wird das wieder eingeschränkt durch die Krankheitsbeschreibungen bei Gustafsson, die Endzeitbezüge aufweisen. Diese sind sicher nicht auf Gustafssons Mist gewachsen, sondern stammen von Johansson. Denn wenn es Gustafssons Anliegen gewesen wäre, (unter Mißbrauch Johanssons) ein Bild der Endzeit zu bieten, wäre dieses in seiner Johanssonveröffentlichung deutlicher hervorgetreten. Es wäre nicht nur bei solchen Anklängen geblieben. Folglich wurde ihm dies im wesentlichen bereits von Johansson so mitgeteilt. In Melanders verkürzter Darstellung hat es lediglich keinen Einzug gefunden.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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