Gustafsson (Schauungen & Prophezeiungen)

Frank Zintl @, Lund, Samstag, 18.04.2020, 09:41 (vor 1463 Tagen) @ Taurec (1107 Aufrufe)
bearbeitet von Frank Zintl, Samstag, 18.04.2020, 09:48

Hallo

Genau das meine ich:

Gustafsson enthält eine Menge nachgeschobener Sachen, die Johansson angeblich später
gesehen haben will. Der Artikel vom März 1914 enthält diese Zusätze nicht.

Johansson will eine Stimme gehört haben. Das wäre eine echte Schauung oder Hörung.

Die Fronten Mittelmächte gegen Entente waren schon gezogen, aber ein konkreter Anlass
zum Ausbruch der Feindseligkeiten (Sarajevo) stand noch aus und war in seiner Dramatik
und dem überraschenden Eintreten nicht voraussagbar.

Man könnte Gandhis gewaltlose Loslösung Indiens von England schon als Krieg ansehen,
denn die Engländer haben gelegentlich zur rohen militärischen Gewalt gegriffen
(Massaker von Amritsar).

Mag der erste Weltkrieg im März 1914 "in der Luft" gelegen haben. Das Ende der Balkan-
kriege 1912/13 hatte die Hoffnung geweckt, dass jetzt endlich Schluss sei mit den
ständigen Kriegen. Die Stimmung war eher optimistisch. Hier hielt man in Malmö im
Sommer 1914 noch die grosse baltische Ausstellung ab. Die Teilnehmer vom Kontinent
kamen als Freunde oder Geschäftspartner und mussten als Feinde wieder abreisen. Die
Ausstellung wurde wegen Kriegsausbruch vorzeitig beendet.

Die Nichtteilnahme der skandinavischen Länder im WK1 ist vermutlich eine direkte
Folge der Ermahnung Johanssons. Im Dezember 1914 trafen sich die drei Könige hier in
Malmö ("Dreikönigstreffen") und berieten einen Kriegseintritt. Dänemark war nach den
deutsch-dänischen Kriegen deutschfeindlich und wollte auf der Seite der Entente
eintreten. Schweden und Norwegen waren deutschfreundlich. Der norwegische König war mit
Kaiser Wilhelm persönlich befreundet. Die Folge war: die skandinavischen Länder blieben
neutral, um im Krieg nicht gegeneinander zu stehen.

Der spanische Bürgerkrieg war ein Volltreffer. Und nicht voraussagbar.

Der Krieg, in dem Frankreich Schweden angreift, hat nicht stattgefunden. Ein solches
Szenario ist auch heute kaum vorstellbar.

Ich gehe davon aus dass Johansson tatsächlich "Stimmmen gehört" und den Inhalt wieder-
gegeben hat.

Vergessen wir nicht:

Der arme Fischer aus Nordnorwegen war 1913 auf eigene Kosten aufgebrochen, um Kaiser
Wilhelm zu warnen. Sein Reisegeld reichte aber nur bis Oslo und Stockholm. So kam das
Gespräch mit Oberst Melander zustande, vermutlich in Stockholm um den Jahreswechsel
1913/14. Melander musste Johansson die Heimreise spendieren, denn der Mann war pleite.
Er muss einen starken Drang verspürt haben, sonst hätte er nicht seine bescheidenen
privaten Geldmittel auf dieser Reise verbraten. Seine Hoffnung Kaiser Wilhelm noch
in Norwegen anzutreffen hatte sich zerschlagen. Melander wartete dann bis zur
Veröffentlichung des Gesprächs noch etliche Wochen. Warum wissen wir nicht.

Der zweite Teil des Textes befasst sich mit Ereignissen in Nordnorwegen, die noch
nicht eingetreten sind. Teile davon könnten sich aber auf die Kämpfe dort 1944/45
beziehen, als sich die Wehrmacht vor der roten Armee zurückzog und Nordnorwegen
als verbrannte Erde hinterliess. Das müsste gegen den Ablauf dieser Kämpfe
abgeglichen werden.

Zur Diskussion um die reine Wortwahl habe ich meine eigene Meinung. Man sieht,
wie hier die sprachliche Erbsenzählerei oft wichtiger ist als der sachliche Inhalt.

Sinn meines Beitrags war zu zeigen, dass der zitierte Artikel tatsächlich
existiert. Erst seit das Videoarchiv der KB digitalisiert wurde, kann ich das
wirklich anderen ZEIGEN und nicht nur meine eigene Abschrift und Übersetzung
präsentieren. DARIN lag der Neuigkeitswert meiner Mitteilung.

Eine allgemeine Johansson-Diskussion wollte ich nicht lostreten.

Gustafsson ist gut furs Rundarchiv.


Gesamter Strang: