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Rotjankerl, Kommunisten (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 19.02.2015, 10:29 (vor 3364 Tagen) @ Asgard (3526 Aufrufe)

Hallo!

Wir haben auch in anderen Schauungen Aussagen wie die Roten, Kommunisten, Rotjankerl oder auch andere überholte Begriffe wie "Preußen". Das muss nicht bedeuten, dass es diese auch tatsächlich sind, sondern kann der subjektiven Wahrnehmung des Sehers entsprechen.

Angesichts der Erfahrungen mit Fälschungen, die wir gemacht haben, kann die Authentizität vermeintlich alter Quellen wahrscheinlich gar nicht unterschätzt werden.

Den "Rotjankerln"/"Rotjacken" etc. unterstelle ich mittlerweile, daß sie ein Begriff sind, der überhaupt erst erfunden wurde, nachdem die Bolschewisten in Rußland die Macht übernommen hatten. Sie können sich durchaus mit älteren Aussagen über einen Angriff aus dem Osten verbunden haben, die ursprünglich ohne "Rote" vorlagen.

Sehen wir uns mal die Quellen an und seit wann sie belegt sind:

Mühlhiasl: "‚auf der Straß kommen sie einmal heraus, dieselben Roten,
d’Rotjankerl’. Wegen dieser Äußerung wurde er viel verlacht, obs etwa
die rothosigen Franzosen sein sollen: ‚Nein, Franzosen sinds nicht, rote
Hosen habens auch nicht, aber die Roten sinds.’"

Quelle: Pfarrer Landstorfers Artikel im Straubinger Tagblatt von 1923. Davor gibt es keinen literarischen Beleg für Mühlhiaslaussagen. Beim Lesen der obigen Passage entsteht der Eindruck, daß der Autor genau wußte, worauf er hinaus wollte. Nein, nicht die Franzosen in den Uniformen von 1800 sollen es sein, sondern abstrakte "Rote". So wird der Leser direkt mit der Nase auf die nur angedeutete Schlußfolgerung "Bolschewisten" gestoßen.

Weiter Mühlhiasl: "wenn einmal der ganze Gäuboden prangt vor lauter
schöne weiße Häuser mit roten Dacheln, dann kommen bald die ‚Rotkapperl’.
Über den Pilgramsberg kommen sie her und auf dem flachen
Land reichen sie sich die Hand. Dann gehts über den Donaustrom hinunter,
es geht schnell"
"Es müssen sich die Leute verstecken, wenn die Rotkapperl da sind;
es sind keine echten Krieger."

Diese zweite Fassung wurde Landstorfer angeblich von einem anonymen Leser seines Artikels übermittelt, ist also ebenfalls nicht älter als 1923. Die Masche mit den anonymen Lesern kenn wir auch von Adlmaier, der damit das Lindelied in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückdatieren konnte.
Klar, daß es keine "echten Krieger" sind. Der Autor spielt auf die bolschewistischen Revolutionäre an. Er befürchtete offenbar ein Übergreifen der Revolution von Osten her.

Irlmaier: "Die Rotjacken kommen über Böhmen, nach Europa. In Westdeutschland.
treffen drei Heereszüge aufeinander."

Quelle: Unbekannter Kurier von 1945 (eher jünger) und vermutlich von Mühlhiasl abgeschrieben.

Katharina aus dem Ötztal: "plötzlich kommen
diese schiachn Leute in roten Fetzen und sperren die Kirchtüren zu, und
bringen die in der Kirche alle um"

Quelle: Bekh 1988. Die Kathrina läßt generell Anleihen bei der Volkssage vermuten und damit u. a. bei Mühlhiasl.

Egger Gilge: "Es werden die Rotröckler kommen und da wird es schrecklich zugehen."
"Zu Tauer wird eine Kirche gebaut werden, und wenn die Rotröckler kommen werden,
so wird es so schrecklich zugehen, daß das höchste Gut in Getauen aufbewahrt werden muß."

Gottfried Melzer hat die Gilgeaussagen erst 2001 veröffentlicht. Angeblich wurden sie aus einer Reihe alter Quellen zusammengestellt. Jedoch ist nicht nachvollziehbar, wo er bestimmte Aussagen entnommen haben will. Obigest ist wahrscheinlich jünger als 1917.

All diese Texte sind erst belegt, als es die Sowjetunion bereits gab und wurden höchstwahrscheinlich nachträglich manipuliert oder überhaupt erfunden, nachdem die Roten in Rußland an die Macht kamen.
Eine wirklich alte Quelle über Rote gibt es meines Wissens nicht. In den Stormbergertexten, die tatsächlich für Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts belegt sind, kommen sie z. B. nicht vor.
Wohlgemerkt spricht das nicht gegen den Russeneinmarsch. Sie werden lediglich nicht "rot" sein.

Darüber hinaus ist der Sozialismus doch mit 1989/1991 überhaupt vorrangig in Osteuropa verschwunden. Es gibt nicht nur weiterhin Staaten wie China, Nordkorea oder Kuba, sondern auch in Europa sozialistische Bestrebungen. Man denke an den Wahlerfolg der Linkspartei, die mittlerweile gar einen Ministerpräsidenten stellt oder die jüngsten Ergebnisse in Griechenland.

Tritt man einen Schritt zurück und löst sich von dem "Rot", zeigt sich, daß das gesamte gesellschaftliche Klima in Europa, die Politik, Parteiprogramme, Denkweise der Masse, die herrschenden "Werte" links und sozialistisch sind. Innerhalb dieses recht engen Spektrums gibt es noch "rechts", "konservativ", "links". Die Grundtendenz ist aber überall die selbe. Sie zeigt sich daran, daß überwiegend in materiellen Dimensionen gedacht wird, in Geldbegriffen, daß organisch gewachsenes, menschliche Grundkonstanten (z. B. Geschlechterrollen, Unterschiede allgemein) geleugnet werden und minimiert werden sollen. Das Denken unserer Gesellschaft richtet sich insgesamt nicht mehr nach den tatsächlichen Gegebenheiten, nimmt nicht die Wirklichkeit wahr, wie sie ist, um Entscheidungen danach zu richten. Statt dessen setzt man utopische, ideologische Vorstellungen, wie die Welt zu sein habe, als höchstes. Danach habe sich die Realität zu richten. Sie soll den utopischen Zielen durch Umbau angeglichen werden, wobei man unterstellt, daß sie auch in allen Belangen planbar ist. Dieses Denken, welches das ursprüngliche, richtige, rechte zugunsten von Ideologien opfert, ist links, also falsch. Wie verquer alles geworden ist, nimmt man in der Regel gar nicht wahr, wenn man sich im engen Rahmen des "Mainstreams" bewegt, der große Teile der Wirklichkeit ausblendet, als hätten sie keine Existenzberechtigung. Linke müssen bei uns nicht an die Macht kommen, weil sie es schon lange sind. Ob es sich nun um "rechte" Linke oder extrem Linke handelt, ist gleichgültig. Das sind Unterparteiungen derselben Oberströmung. Dahinter steckt keine Verschwörung. Es ist lediglich der Zustand einer Hochkultur im Zerfall.
Man kann daher lange warten, bis bei uns "Rote" die Macht ergreifen. Sie hätten für ihre Revolution gar keine Grundlage, weil ohnehin bereits alle tun, was sie anstreben.

Im Grunde sind die Verhältnisse jenen entgegengesetzt, an die man glaubt, wenn man zu eng und unkritisch an die Prophezeiungstexte herangeht. Nicht die Russen sind die Linken, "wir" sind es, während Russland immer mehr die Rolle des Befreiers annimmt.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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