Zufall oder Schauung - weder noch? (Schauungen & Prophezeiungen)

Pferdchen, Mittwoch, 15.08.2018, 18:06 (vor 2081 Tagen) @ Taurec (1419 Aufrufe)

Hallo,

mir sind noch zwei weitere Möglichkeiten eingefallen, warum Raspail so sehr ins Schwarze getroffen haben könnte: 1.) die Ereignisse laufen nach einem weltpolitischen Plan, von dem Raspail Kenntnis hatte, näheres dazu findet sich detailreich bei Weltverschwörungsforschern jeglicher Couleur. Oder 2.) er hat mit Hilfe von empirischen Mitteln einfach verdammt gut geraten - nach Art des Trendforschers Gerald Celente.

Schauungsgabe liegt gewiß nicht vor, aber eine herausregende Intuition, gepaart mit einem Durchblick durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, den man nur haben kann, wenn man mit einem Teil seines Wesens noch in der Kultur (als Gegensatz zur Zivilisation begriffen) wurzelt. Vor dem Hintergrund dieses Empfindens, wie die Welt eigentlich sein sollte, weil sie einst so war, entfaltet sich bei der Betrachtung der Gegenwart die gesamte Misere unserer Epoche und ihres zwangsläufigen Werdegangs, dessen Realität die Romane in der Regel irgendwann noch überbietet.

...also siehe Möglichkeit 2, im Prinzip gutes, realistisches "Raten" wie die Zukunft aussehen könnte. Und zwar hat er wohl mit jenem von dir genannten Durchblick durch die gesellschaftlichen Verhältnisse offenbar aus der Erfahrung heraus die demografisch schlechtestmögliche Entwicklung angenommen - frei nach Murphy's Law - alles, was scheiße laufen kann, _wird_ auch scheiße laufen. Es klingt pessimistisch, aber das Gegenteil ist eigentlich eher selten der Fall.

Einmal sollten wir in der Schule (Ende der 80er Jahre war das) als klassengemeinschaftliches Projekt einen Zukunftsroman über das Leben in Europa 30 Jahre später schreiben. Niedlich wie wir waren, gingen wir von einer tollen, fortschrittlichen Zukunft aus, in die wir neben fliegenden Autos, Replikatoren und Dienstleistungsrobotern allerlei utopisches Gedankenzeugs reinpackten, wie z.B. ein geeintes Europa, eine Einheitswährung, eine Einheitssprache (nicht wenig davon war lehrerinduziert) und das alles freilich im Sinne von Friede, Freude, Eierkuchen, Weltfrieden, Umweltschutz. Nun, der technische Fortschritt hat sich nicht wie erträumt bewahrheitet - keine fliegenden Autos auf Perpetuum-Mobile-Basis, leider. Lediglich die Ideologie von Einheit, Einheit und nochmals Einheit wurde und wird gruselige Realität - jedoch keinesfalls im Friede-Freude-Eierkuchen-Modus, sondern unter den wehenden Fahnen von Alles-geht-den-Bach-runter. Das Eintreten von Dystopien ist eben wesentlich wahrscheinlicher als das Eintreten von Utopien, so sehr man sich letztere auch herbeiwünscht, und dies auch noch in bestgemeinter Absicht. Es ist offensichtlich ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.

Gruß,
Pferdchen


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