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Kreativität und Gesellschaft (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 19.08.2018, 11:57 (vor 2069 Tagen) @ Bubo (1076 Aufrufe)

Hallo!

Deine Argumentation lässt für mich eher auf eine insgesamt pessimistische Perspektive im Blick auf unserer Gesellschaft schließen.

Das kann man von verschiedenen Seiten betrachten. Jeder weitere Schritt in dem Abgrund ist womöglich optimistisch zu bewerten, weil unhaltbare Zustände sich ihrer Auflösung und eine abwärts gerichtete Entwicklung sich ihrer Talsohle nähern. ;-)

Bist Du wirklich davon überzeugt, Menschen wären von Natur aus nicht kreativ?

Siehe hier.

Kreativität und Intuition sind untrennbar miteinander verbunden, charakterisieren den Menschen und aus meiner Sicht sogar hochentwickelte, intelligente Tiere. Welche Bedeutung Intuition für die Entwicklung einer Gesellschaft, gerade auch im fortschrittlichen, produktionstechnischen Sektor hat, ist in entsprechenden Kreisen durchaus bekannt.

Realismus in Bezug auf das, was man von Menschen erwarten kann, ist wohl angebracht. Das nur durchschnittliche, am meisten vertretene Maß an Kreativität reicht nicht aus. Die kulturelle und heute "gesellschaftliche" Entwicklung wurde stets nur von elitären Minderheiten vorangetrieben, während der Rest mitzog. Es bedarf nicht nur eines hohen Maßes an Kreativität, sondern auch Intelligenz, was in Kombination doppelt selten ist.
Bei dummen Kreativen tritt dann das zutage, was Kurt von Hammerstein-Equord über dumme und fleißige Offiziere sagte: "Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten." :-D

Hier allerdings tritt das, von Dir beschriebene, Problem zutage. Man kennt zwar um den Nutzen der Intuition und Kreativität der Mitarbeiter, speziell in industriell geprägten Gesellschaften, aber sie wird nicht gefördert, sondern oftmals nach allen Regeln der Kunst behindert. Das begleitet uns, ganz nach Wunsch und Einfluss der Regierungen, von der Wiege bis zum Sarg.

Das liegt in der Natur der Sache, da Organisationen und Hierarchien von der Mehrheit adaptierbaren Regeln folgen und nach Stabilität streben, während Kreativität gerade diese Regeln durchbricht und für Instabilität sorgt. Systeme sind daher gleichermaßen für ihre Fortentwicklung auf die Einbindung der Kreativität angewiesen wie auf deren Einhegung, um sie schadlos zu halten. Dadurch wird die Kreativität indes im Kern geschwächt und fruchtbare/notwendige Entwicklungen drohen abgewürgt zu werden.
Der Durchschnittsmensch irgendwo in der Mitte der Hierarchie wird den Kreativen behindern, weil er ihm instinktiv zuwider ist und seine sicheren Kreise stört. Es liegt wohl an der Führung, ein "Reservat" für das obere Ende des kreativen Spektrums zu schaffen und von dort nützliche Ideen abzugreifen.

Auf das große zivilisatorische Ganze bezogen sind wir (in den Führungsebenen der Regierungen, der Finanz- und Wirtschaftswelt) wohl schon längst so weit, daß neue Ideen per se abgewürgt werden müssen, weil die notwendige Fortentwicklung zwangsläufig den Umsturz der herrschenden Hierarchien und Ideen voraussetzt.

Hier muss ich Dir allerdings ebenfalls zustimmen, kreative Menschen müssen grundsätzlich andere Schwerpunkte im Leben setzen. Dazu ist aber jeder, der von Kindesbeinen an die oben erwähnten Möglichkeiten bekam, fähig, es ist nur eine Frage des Wollens. Es ist dieser Anteil, der einer Gesellschaft den Feinschliff und Klasse gibt.

Es ist nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch der Veranlagung, da nicht wenige Menschen (bzw. die meisten) für ihre seelische Stabilität auf gleichförmige Strukturen angewiesen sind, in denen sie sich gehen lassen können. Der Mensch ist sowohl Herden- wie Rudeltier.
Die Offenheit, Schrankenlosigkeit, Unsicherheit und damit einhergehende Spannung, die an der Spitze des Vorstoßes ins Unbekannte und "Ungesonderte" stattfindet, der neue Strukturen mehr als beiläufiges Ergebnis hinterläßt, ist gar nicht von jedem verkraftbar.
Dabei halte ich den Großteil der Persönlichkeit für angeboren bzw. aus einem irgendwie gearteten Vorleben in die Inkarnation mitgebracht. Das Elternhaus kann hier lediglich Veranlagungen fördern und eine Konstitution der Persönlichkeit durch Prägung/Feinschliff anstreben, die es erlaubt, die eigene Kreativität so weit zu disziplinieren und zu kanalisieren, daß man nicht an ihr zugrunde geht.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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