"Nostradamusschlüssel", - ein Paradoxon

Geschrieben von BBouvier am 25. April 2003 09:38:34:


Weshalb ein „Schlüssel“ für Nostradamus in sich ein Paradoxon sein muss.

(Schwer zu durchdenken und darzulegen aber ich versuch´s mal)

Ein Seher kann nur das sehen, was sich real ereignen wird.
Je präziser die Schau ist, um so mehr Widerstände werden und müssen sich der Schau entgegenstellen.

„Widerstände“ können sein:
-der Seher wird verlacht
-die Botschaft erreicht nicht den Bedarfsträger
-die Information ist selbst verwaschen, unvollständig, missverständlich o.ä.

Fielen bei einer präzisen Schau diese „Widerstände“ nämlich fort, dann könnte man ja etwas anderes machen, als „gesehen“, und dann gäbe es keine Schau darüber, sondern über das, was man als „Änderung“ gemacht hat. Und so weiter.---Und diese Kette reichte in sich verdreht und verkeilt bis ans Ende aller Zeiten.

Die Schauungen von Nostradamus liegen jedoch gedruckt vor und sind nun mal „unveränderlich“. Gäbe es einen Schlüssel zu den Versen, und man kennte ihn, dann würde recht bald eine dort beschriebene Unternehmung, die misslich scheint, gar nicht erst in Angriff genommen.
Aber der Seher hat sie ja doch in Ausführung gesehen! Wie das?
Hier tritt ein unlösbares Paradoxon auf.

Abgesehen davon würde bei dem ersten veränderten Verhalten auf Grund von Kenntnis der Zukunft diese selbst anders verlaufen,als neue Kette von Ursache und Auswirkung, so dass die anschließenden Schauungen dann allesamt „falsch“ sein müssten. Und der „Schlüssel“ ist dann völlig nutzlos.

Da Nostradamus nun nicht grade töricht gewesen sein dürfte, ist davon auszugehen, dass ihm diese Problematik bewusst gewesen ist. Weshalb sollte er also einen „Schlüssel“ verwenden, der sogleich nach Entdeckung sein Werk vernichtet?
Denkbar wäre bestenfalls ein unauffindbarer bzw. nicht vorhandener Schlüssel, aber das ist ja auch ein Widerspruch in sich.

Schauungen sind sinnvoll mit den o.a. „Widerständen“ behaftet.
Und da die Schauungen des N. äußerst präzise sind, mit reichen Details, um so mehr ist es erforderlich, dass Verwaschungen gleich vom Autor mit eingegeben werden.
Andernfalls würde die Botschaft/das Werk den Empfänger nicht erreichen, sprich: untergehen.

Daraus folgt:
Bei allem Bemühen hier im Forum wird unser Wissen stets nur Stückwerk bleiben müssen.
Was wir mit einiger Sicherheit wissen können, werden nur solche Dinge sein, die sich unserem Einfluss vollständig entziehen und grösseren Masstab haben.

EINEN Vorteil haben wir jedoch:
Da -jedenfalls die Schauungen, die ich kenne- jeweils in sich allenfalls Ausschnitte des Gesamtgeschehens beinhalten (siehe „Widerstände), und wir sie hier sammeln wie Puzzleteile, ist unser Bild deutlicher als das eines einzelnen Sehers.

Wer jedoch versucht, dem „Schlüssel des Nostradamus“ nachzujagen, der hat die Problematik, künftiges im Vorab zu erfahren, nie durchdacht und verfolgt eine Chimäre.

BB




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