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Nichts für ungut, Giraffe! (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 19.07.2023, 22:32 (vor 282 Tagen) @ Giraffe (2112 Aufrufe)

Hallo!

Du bist offenbar drauf und dran, Dich in Bitcoin als eine Art (pseudo-)religiöser Erlösung von allen Übeln der Welt hineinzusteigern. Das fiel mir schon früher auf, als Du Kritikpunkten an Kryptowährungen, etwa daß die anders als Edelmetalle nicht systemüberdauernd wertbeständig sind, anscheinend völlig unzugänglich warst.

Spenlger lesen (oder sich überhaupt ein breiteres Bildungsfundament anzueignen) hätte auch hier das Schlimmste verhindert. Es ist ein Zeichen nachkultureller Dekadenz, die Welt allein vom Wirtschaftsleben her zu denken und so etwa das Geldsystem als Ausgangspunkt allen Übels sowie als Lösung desselben zu betrachten, allein weil man als im Hamsterrad dem Geldverdienen unterworfener Zivilist des Verständnisses der anderen Lebensbereiche ermangelt. Es gibt aber noch andere "Kreise", etwa Politik, Spiritualität, Kunst, Wissenschaft, die (in gesunden Epochen) von der Wirtschaft gänzlich unabhängige, eigene Intentionen haben. Die Wirtschaft hat hier traditionell nur eine untergeordnete, dienende Rolle. Das ist ihr eigentlicher Platz, ähnlich wie der Blutkreislauf den Organen dient. Folgerichtig wurde auf reine Wirtschaftsleute von rassestarken Adligen, Kriegern, selbst Priestern stets mit Verachtung herabgesehen. Freilich kann eine Krankheit des Blutes die Organe schädigen und eine Heilung sie wiederherstellen. Völlig vermessen wäre es aber, anzunehmen, eine "Heilung" des Geldsystems würde Kriege verhindern, denn die sind seit jeher Angelegenheit der Politik. Heute werden Kriege um des Geldes willen geführt, weil im Zeitalter der Geistlosigkeit und des Materialismus das Wirtschaftssystem mit seinen am reinen Selbstzweck orientierten Notwendigkeiten krebsartig alles andere überwuchert hat. Es auf seinen Rang zurückzustellen, würde aber mitnichten Kriege verhindern, sondern vielmehr die Politik wieder in ihre Stellung als Vehikel des Lebenskampfes gesunder Völker einsetzen, die naturgemäß immer Krieg führen.
Man blicke nach Rußland: Den Russen geht es nicht um ein Wirtschaftssystem, sondern um die Stabilität des russischen Lebensraumes gegenüber Zugriffen von außen (Politik!). In diesem Raum sollen Russen nicht "wirtschaften", sondern sich die russische Seele in all ihrer Vielfalt (kulturell, spirituell, künstlerisch) nach eigenem Ermessen ausleben können. Die angestrebte Einführung einer Goldwährung zeigt, daß die Russen (und ihre asiatischen Verbündeten) die dienende Rolle der Wirtschaft noch begreifen. Es dient nämlich der Loslösung vom westlichen Würgegriff. Sie haben auch begriffen, daß nur Gold dies leisten kann, keine verkopften, übertechnisierten Erfindungen faustischer Planer, die ihre Krankheit mit noch mehr vom selben Gifte heilen wollen.

Es gab keinen "Frieden, wie vor 1914", wie es auch keinen "Frieden nach 1945" gab. In diesen Zeiten hat sich der Krieg lediglich vom Schlachtfeld auf die Ebene der Diplomatie und in andere Erdteile verlagert. Auch diese Über- und Fehlbewertung des Friedens ist ein Zeichen zivilisatorischen Niedergangs. Wo Leben ist, ist auch Krieg. Wo er abgewiesen wird, weil sich (lebens-)müde Seelen ein Dasein in Frieden und Behäbigkeit materiellen Wohlstands (gemeint ist damit eigentlich sorglose Übersättigung) wünschen, endet nicht der Krieg, sondern das Leben. Denn dann werden entweder die Grenzen der Ausbeutung und des "Wachstums" irgendwann erreicht oder es treten Mächte auf, die noch ein gesundes Verhältnis der Tatsachen des Lebens in sich tragen und solche an ihrer eigenen Verfettung erstickenden Zivilisationen ergreifen wie reife Früchte. In der Regel ist es beides in Kombination.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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