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Das heutige Papsttum (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 24.11.2015, 16:31 (vor 3087 Tagen) @ dziamdzia (2236 Aufrufe)

Hallo!

Der Papst als Monarch ist weder Teil dieses Systems, noch hat er es nötig sich mit Blick auf mediale Berichterstattung oder Umfrageergebnisse einzuschmeicheln. Er wird nicht gewählt und ist für das was er sagt niemandem Rechenschaft schuldig.

Daher nehme ich seine Aussage generell erstmal ernst. Jedenfalls um Größenordnungen ernster als das beliebige Geblubber des ewig Fähnchen in den Wind haltenden Gaucklers. Und das hat auch ganz konkrete Gründe.

Die Kirche ist leider mitnichten eine göttlich inspirierte, über alle menschlichen Niederungen erhabene und von der Entwicklung der Kultur abgekoppelte Schöpfung. Sie ist ein auf allen Ebenen menschengemachtes, im Grunde politisches (!) Konstrukt. Sie setzt sich (zumindest in den oberen Ebenen) zumeist aus Menschen zusammen, die in unserer Epoche, in unserem Kulturkreis aufgewachsen sind und in denen der selbe innere Kampf zwischen Form und Auflösung, zwischen Vitalität und Tod, zwischen Härte und Dekadenz, zwischen Rechts und Links, Gut und Böse usw. tobt wie in jedem Abendländer. Wie die erschlagende Mehrheit der Menschen verlieren auch die Kirchenleute diesen Kampf, sind zu schwach.

Was Du über den Papst "als Monarch" schreibst, mag mit gewissen Einschränkungen für die Kulturepoche bis ins 19. Jahrhundert gegolten haben. Im Grunde war der Papst immer Teil des "Systems". Früher war er absoluter Monarch wie jeder Fürst in Europa und handelte entsprechend, sowohl als Fürst des Kirchenstaates, als auch als Oberhaupt der Kirche, durch Dogmen und seine Antworten auf Glaubensfragen geistliche Macht über die Christen außerhalb des Kirchenstaates ausübend. Heute ist er als Monarch genauso zahnlos wie die britische Königin oder die Fürsten von Monaco und Liechtenstein. Ich vermute, er ist wie z. B. Obama nur eine Marionette, hinter der mächtige Zirkel stehen, welche die Richtung der Kirche bestimmen und ihnen gemäße Päpste an die Macht bringen. Natürlich ist der Papst gewählt, wird gemacht.
Spätestens seit dem II. Vaticanum ist die Kirche in wesentlichen Zügen und bis auf wenige Reste dem Zeitgeist verfallen, wie alles in Europa. Es zeigt sich analog durch den Mangel an Willen zur Selbstbehauptung, der Förderung der Ökumene und gleichsam der Anerkennung anderer Religionen als ebenfalls der Wahrheit teilhaftig.
Ich habe von Franziskus durch Handeln und Wort noch keine Stellungnahme zu Fragen der Zeit vernommen, die mich in dieser Auffassung nicht bestätigen würde.

Auch die Aussagen der Päpste früherer Zeiten wären für einen denkenden Menschen nicht per se ernster zu nehmen gewesen, nur weil sich mit dem Amt eine gewisse Autorität und Ehrfurcht verbindet. Die Aussagen heutiger Päpste sind aber per se fragwürdig. Nach Maßstäben der traditionellen Welt dienen sie wohl dem "antichristlichen Prinzip", das alles auf den Kopf stellt und nach unten, auf die Materie ausgerichtet ist.
Es ist wohl sogar fraglich, ob die heutigen Kirchenfürsten (inklusive der Päpste) noch im früher praktizierten und gemeinten Sinne gläubig sind. Möglicherweise sind sie völlig durchrationalisiert und de facto Atheisten, ohne daß ihnen das selbst bewußt wäre. Sollte es ihnen bewußt sein, um so schlimmer.

Daher ist der Papst heute, genau wie früher, das geistliche-metaphysische Komplement zur weltlichen Herrschaft – allerdings in entarteter Form und ohne geistig-moralische Substanz. Er ist nicht höher zu bewerten als irgendein republikanischer Politiker (die übrigens ebenfalls von "inneren Zirkeln" erwählt werden).

Ungeachtet der vorhandenen oder nicht vorhandenen Autorität stellt sich die rein pragmatische Frage, was der Papst als Kopf einer weltweit agierenden Organisation über die weltpolitischen Hintergründe weiß oder wissen kann und wie glaubwürdig seine Aussagen dazu sind (bzw. wie glaubwürdig die Quellen dieser Aussagen). Diese Aussagen sind aber auf die Goldwaage zu legen, wie z. B. auch die Aussagen Gaucks, Obamas, des EU-Kommissionspräsidenten etc. Man muß damit rechnen, daß sie nicht die Wahrheit oder nur entstellte Halbwahrheiten verkünden, auch in vermeintlich geschlossenen Runden.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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